Samstag, 7. Oktober 2017

Von Edmonton durch den Nordwesten - ein letztes Mal in der großen kanadischen Taiga

R&G

Der nächste Morgen ist überaus freundlich, aber frisch. Am ansonsten blauen Himmel ziehen Schleier aus Federwolken, die die Sonne etwas abschwächen. Aber sonst kann man von einem sonnigen Tagesbeginn sprechen.

Jetzt ist auch der Wildhorse Lake gut zu überblicken und das Bergpanorama hinter ihm auch. Ein überaus malerischer Fernblick, den wir nach dem Frühstück gern noch etwas genießen.

Denn heute erwartet uns eine eher ereignisarme Fahrt. Sobald wir die Rockies verlassen haben werden, wird es durch gediegenes Flachland gehen, zuerst durch Wälder, aber dann auch zunehmend durch Farmland. Auf dem Rückweg nach Edmonton wollen wir eine Zwischenetappe einlegen, um nicht am Ende der Reise eine extrem lange Etappe zu haben. Doch hier wird es schwierig, ein interessantes Zwischenziel zu finden. Letztendlich wählen wir den Carson-Pegasus Provinzpark, der nordwestlich vom Großraum Edmonton liegt.

Dieser Provinzpark liegt an einem See in einer waldreichen Gegend, wo man nicht von eintönigem Farmland umgeben ist und er hat einen Campground. Wir finden: das ist ein geeignetes Tagesziel.



Bevor wir zum Yellowhead Highway hinausfahren, stoppen wir gleich hinter dem Campground am Bootslaunch des Wildhorse Lake.

Der freundliche Himmel und das malerische Bergpanorama eröffnen uns noch einmal wunderschöne Fotoperspektiven. Die Bootsrampe, an dem sonst Besucher des Campgrounds ihre Boote zu Wasser bringen können, ist absolut verwaist. Auch auf dem See oder an dessen Ufern sind keine Menschen zu sehen. Die Angelsaison scheint auch hier zu Ende gegangen zu sein.

Nach einigen Minuten im Angesicht der herbstlichen Melancholie am Seeufer steigen wir wieder in den Camper und fahren die Schotterstraße zurück zum Highway.


Hier gehts erstmal weiter nordostwärts und die Kulisse der Rockies säumt vorerst noch unseren Weg. Doch langsam öffnet sich die Landschaft und die schrofferen Gipfel treten in die Ferne zurück.

Der Yellowhead Highway wird nun vierspurig und autobahnähnlich. Jedoch gibt es nach wie vor nur sehr wenig Verkehr und er erlaubt somit eine entspannte Fahrt. Wir erreichen schon bald die Stadt Hinton.

Hinton versteht sich als Tor zu den Rockies und hat eine ansehenliche Visitor Information. Da bereits das Ende der Reise naht und wir schon jede Menge Fotos zum Posten ausgesucht haben, kommt uns die Gelegenheit entgegen, hier WLAN nutzen zu können. Wir hängen also eine lange Zeit in diesem Besucherzentrum ab, bevor wir weiter fahren.


Von nun an sehen wir die Rockies nur noch im Rückspiegel und zunehmend am Horizont kleiner werdend.

Zuerst ist es ein hügeliges und noch vornehmlich bewaldetes Vorland des Hochgebirges im Westen, welches wir durchfahren.

Doch dieses Bild wird zunehmend von Farmland abgelöst. In Edson verlassen wir den Yellowhead Highway, welcher nun dem Großraum Edmonton zustrebt und bereits merklich mehr Verkehr aufweist.

Wir fahren nun auf dem Highway 32 nach Norden weiter, um nochmal in eine weniger besiedelte waldreiche Region zu kommen.

Vor Whitecourt sind wir dann tatsächlich wieder in vornehmlich bewaldeten Gegenden, allerdings sind deutlich durchforstete Baumbestände zu sehen. Hier ist also die Forstwirtschaft in großem Stile aktiv und die Wälder haben Monokulturcharakter. Weniger durchmischte Wälder, stattdessen schnell wachsenden Arten, wie Kiefern dominieren das Bild.

Bis zum Carson-Pegasus Privinzpark ist es nun nicht mehr weit. Von Whitecourt sind es noch etwa 20 Kilometer nordwärts und wir erreichen den Campground. Er hat noch nicht geschlossen und er besitzt ein Anmelde-häuschen, welches sogar noch besetzt ist. Einen der freien Stellplätze können wir uns aussuchen und kehren dann zur Anmeldung zurück.

Wir haben uns für einen Platz mit offenen Blick über das Wasser entschieden, claimen ihn und gehen zu Anmeldung, um unseren Obulus zu bezahlen.

Den Platz haben wir entsprechend gewählt, weil der Ausblick über den offenen See nach Norden geht, was einer abendlichen Nordlichtbeobachtung zuträglich wäre. Aber es ist auch sehr windig und es bläst direkt vom See eine steife kalte Brise direkt in unseren Stellplatz hinein. Erst beim Aufstellen der Campingstühle wird uns klar, dass es unmöglich sein wird, gemütlich am Feuer zu sitzen, bei so starkem Wind. Wir würden selbst in Decken gehüllt in kurzer Zeit durchfroren sein.

Am Ende entschließen wir uns also doch noch, den Platz zu wechseln und gegen einen windgeschützteren einzutauschen. Korrekterweise (wie wir Deutschen so sind) gehen wir nochmal zur Anmeldung, um über unsere neuen Stellplatznummer zu informieren, doch da ist die Holzbude schon abgeschlossen - Feierabend!

Aber unser neuer Platz ist nun deutlich geschützter, obwohl auch hier noch der Wind gut zu spüren ist. Einen Drohnenflug wollen wir daher nicht riskieren, obwohl der Blick von oben sicher recht aufschlussreich gewesen wäre. Schließlich erstreckt sich der Campground teilweise auf einer Landzunge, die in den See hinein ragt. Bleibt eigentlich nur der obligatorische und auf dieser Reise vielleicht letzte Abend am Lagerfeuer.

Bevor wir ein Feuer entfachen, machen wir noch eine Spaziergang um die kleine Halbinsel herum. Wir kommen dabei an einem Bootslaunch und an einem Anleger aus Pontons vorbei, doch auf dem See sind keine Boote mehr. Bei diesem schneidend kalten Wind kein Wunder. Lediglich eine Familie mit Angelzeug kommt uns am Ufer entgegen.

Es ist unverkennbar: Der Herbst ist langsam dabei, das Zepter an den Winter zu übergeben.

Foto: Internet
 Auf dem Campground selbst sind dennoch nicht wenige Stellplätze besetzt. Bei einigen sieht man warm eingemummelte Besucher um das Lagerfeuer herum sitzen, andere scheinen sich in ihre Wohnmobile oder Zelte zurückgezogen zu haben. Faszinierend sind dabei die klassischen kanadischen Hauszelte mit Holzofen, welche recht häufig zu sehen sind und scheinbar sogar für ein Wintercamp geeignet sind.

Wir beschließen unserere Runde, indem wir durch den herbstlichen Wald zurücklaufen zu unserem Stellpatz. An einer knorrigen Espe üben wir "Baumflüstern" und als wir zum Wohnmobil zurück gekommen sind, machen wir bei einsetzender Dämmerung noch ein kurzes Lagerfeuer.

Doch schon bald empfinden wir die Kälte als ungemütlich, lassen das Feuer ausbrennen und ziehen uns in den Camper zurück. Der bedeckte Himmel nimmt uns jede Hoffnung auf ein nächtliches Nordlicht-spektakel und so begeben wir uns in die Koje und lassen uns vom Wind, der gut hörbar draußen in den Baumkronen rauscht, in den Schlaf wiegen.

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