Freitag, 12. Juni 2015

Einmal Yellowstone und zurück...Pryor Mountain - Wüste und Eishöhle an einem Tag

R&G



Der Morgen begann mit einem Sonnenaufgang über der Wüste und ließ die Sandsteinfelsen rot erglühen. Die morgendliche Frische wurde sehr schnell durch die aufsteigende Hitze verdrängt. Das heute Tagesziel soll in den Pryor Mountains liegen, einer kleinen Gebirgsformation gleich in der Nachbarschaft zum Bighorn Canyon.

Die Pryor Mountains liegen etwas westlicher, aber ebenfalls in Nachbarschaft zum nördlich befindlichen riesigen Reservat der Crow.
Die Pryor Mountains sind licht bewaldet und bekannt dafür, dass in dem Gebiet wilde Mustangs leben. Es gibt auch eine weitere Attraktion, eine Eishöhle. Wilde Mustangs haben wir am Vorabend bereits im Bighorn Canyon gesehen, als wir in der Dämmerung zum Campground zurückfuhren.

Der Plan ist, diese Etappe etwas zu entschleunigen und über eine unbefestigte Wildnis-Straße - eine Range Road - in die Pryor Mountains zu fahren. Nach dem Besuch der Eishöhle soll nicht mehr viel passieren außer der Suche nach einem Stellplatz für die Nacht und einem frühen Feierabend.

Also starten wir nach dem Frühstück, aber nicht, ohne an der Dump- station unser Abwasser zu leeren und neues Frischwasser aufzunehmen. Dies ist auch eine gute Gelegenheit, mit dem Schlauch die Frontscheibe abzuspritzen und den hartnäckigen Belag toter Insekten abzureiben.

Dann aber geht es los.

Zuerst fahren wir ein Stück zurück zur Einfahrt in die Bighorn Canyon Recreation Area. Kurz
dahinter zweigt schon die Crooked Creek Road nach Nordwest ab.
Es geht nun über eine zerfahrene Schotterstraße - eher ein Feldweg - weiter. Man sieht immer mal wieder ein paar ärmliche, verlassen wirkende Farmgebäude mit alten rostigen Pick-ups davor.
An der Einfahrt in die Crooked Creek Road gab es auch wieder diese Gitter in der Straße, welche dort, wo die Koppelzäune unterbrochen sind, ein Entweichen des Viehs von den Weiden verhindern soll. Vieh allerdings sahen wir keines, obwohl entlang des Crooked Creek noch ein Streifen grün mit einzelnen Espen vorhanden war, der aber zunehmend spärlicher wurde.

Die Straße, selbst nur ein Feldweg, verzweigt immer mal wieder und bringt uns jedes Mal in Entscheidungsnot zwischen dem einen oder anderen unbeschilderten Weg. Irgendwann kommen wir auf die Gypsum Creek Road. Hier ist definitiv kein Farmland mehr, nur Wüste. Nochmal eine Gabelung und wir durchqueren ein Wadi an einer ausgetrockneten Furt. Dann dreht der Weg auf Nord.

Wir stellen fest, dass der Weg sogar Kilometrierungszeichen hat, besser gesagt Meilenzeichen (Meilensteine;-)). Irgendwann kommt auch ein Schild, welches besagt, dass wir wieder in Montana sind (die Grenze zwischen Wyoming und Montana wird hier vom 45-sten Breitengrad gebildet). Etwas später kommt schließlich eine Tafel, die uns in der Pryor Mountain Recreation Area begrüßt.


Die Straße ist extrem übel geworden, kein Schotter mehr über dem ausgewaschenen Straßenbett, welches selbst wie von kleinen Wadis zerfurcht ist. Zuweilen ragen sogar die Felsrücken aus dem Grund des Straßenbettes heraus. Auch die Glut der Mittagshitze wird immer stärker, je weiter die Sonne steigt. Wir fahren kaum mehr als Schrittgeschwindigkeit. Dennoch halten wir immer wieder an, um die surreale trockene Landschaft auf uns wirken zu lassen. Wir sehen Greifvögel am Himmel kreisen.

Die Sarcobatus-Sträucher und die Grasbüschel des Rabbit Brush lassen die Landschaft noch relativ bewachsen, sogar grün erscheinen. Aber es sind sehr robuste Trockengewächse, die einen heißen Sommer fast ohne Regen überstehen können.

Wir gewinnen an Höhe.
Gleichzeitig nähern wir uns wieder dem Crooked Creek und folgen schließlich seinem Canyon flussaufwärts und somit in die Pryor Mountains hinauf.
Der Canyon zur Rechten wird immer tiefer und eingeschnittener in das Relief der Berge. Die Straße wird geringfügig besser und folgt dem Tal, in dessen Sohle sich der Canyon eingeschnitten hat, entlang seiner linken Flanke. Und es wird langsam wieder bewaldet.

Bisher war uns kein Fahrzeug begegnet, aber jetzt sehen wir einige Serpentinen weiter ein Auto vor uns fahren. Stetig verändert sich die Landschaft im Verlauf von nur wenigen Kilometern und sieht bald aus, wie im Alpenvorland. Gründe Wiesen und Nadelwälder bestimmen das Bild und die Crooked Creek Road mündet in die Pryor Mountain Range Road. Ihr folgen wir nun wieder nach Osten und der Straßenzustand wird wieder schlechter.

Das bedeutet wieder fast Schritttempo. Aber es ist nicht mehr weit. Nach wenigen Kilometern übelster Wegstrecke treffen wir an einer Art Parkplatz ein. Auch das Auto, welches wir zuvor vor uns fahren sahen, steht auf dem Parkplatz. Hier gibt es ein Plumpsklo und ein paar Picknickbänke und eine Tafel zum Thema "Eishöhle". Dorthin gehen wir als erstes, natürlich voll ausgestattet mit Stirnlampen, festem Schuhwerk und warmer Kleidung. Der Fußweg zum Höhleneingang ist relativ kurz und gut ausgebaut.

Am Eingang zur Höhle treffen wir zwei Jugendliche, die zu dem Auto auf dem Parkplatz gehören. Sie haben die Höhle schon besichtigt und waren im Begriff, zum Parkplatz zu laufen. Wir unterhielten uns kurz mit ihnen. Sie stammten aus dem Süden der USA. Auch sie hatten uns auf der Crooked Creek Road fahren sehen und brachten ihre Verwunderung darüber zum Ausdruck, dass wir mit einem RV (Wohnmobil) auf solch einer Straße fahren. Dann gingen sie zurück zum Parkplatz und wir stiegen in die Höhle hinab.

Die Eishöhle bestand eigentlich nur aus einer großen Kaverne, die sich gleich nach einem kurzen Abstieg durch einen von oben nach unten führenden Gang auftat. Da die Öffnung oben liegt, kann im Winter kalte Luft ungehindert eindringen und das Höhleninnere abkühlen. Im Sommer hingegen steigt das Kältepotential nicht nach oben und wird über die heiße Jahreszeit hin bewahrt. Von der Decke tropfendes Wasser gefriert am Boden und hat im Laufe der Zeit einen Eissee am Höhlengrund gebildet.
Ganz am hinteren Ende der Kaverne gibt es laut Infotafel einen weiteren Gang zu einer noch tiefer liegenden Kaverne, die aber aus Sicherheitsgründen ohne Genehmigung nicht betreten werden darf, denn der Boden dieses Ganges ist eine Art Eiswasserfall, auf dem man, wäre man ungesichert,  in die Tiefe abrutschen würde.

(Foto rechts zeigt die Originalfarben in Langzeitbelichtung, unten mit Photoshop verstärkter Farbenzauber)
Selfie - der Farbenzauber der Höhlenwände ist mit Photoshop etwas verstärkt ;-)
vorsichtiges Vordringen in die Höhle über den Eispanzer am Höhlenboden

Zurück am Parkplatz denken wir nochmal über die Übernachtung nach. Ein Schild verbietet das Übernacht-Camping. Das weitere Vordringen in die Pryor Mountain erscheint unratsam, da wir bei der Fahrt durch das schwierige Gelände zu viel Kraftstoff verbraucht haben. Also entscheiden wir, bereits heute die Pryor Mountain in Richtung Yellowstone zu verlassen und auf dem Wege dorthin einen Campground zu finden. Wir genehmigen uns also eine Mittagspause in aller Ruhe und brechen dann in Richtung Westen auf, um das Pryor Mountains Gebiet zu verlassen.


Wir folgen also erst der Pryor Mountain Road und später der Sage Creek Road. Die Straße wurde für eine Weile besser - eine passable Schotterstraße, die 60-70km/h zuließ. Doch leider hielt das nicht lange vor. Je tiefer wir aus den Bergen in die Halbwüste kamen umso schlechter wurde die Straße wieder und umso durstiger der Motor. Der Tankfüllstand bereitete mir zunehmend Sorgen und einige extreme Wellen im schorfigen Straßenbett ließen einiges an Geschirr und auch den Drehteller der Mikrowelle zu Bruch gehen. Das schlimmste aber war: Wir wussten nicht mehr genau, wo wir sind. immer wieder kamen wir an unbeschilderte Gabelungen, wo ein Weg aussah, wie der Andere und wir aus dem Bauch heraus entschieden, um die Richtung West beizubehalten.

Die Muße, einige Brachvögel (Long-billed Curlev) zu beobachten und auch Gabelböcke (Pronghorn), eine nordamerikanische Antilopenart, haben wir dann doch noch. Es gibt auch neue Hoffnung - die Straße wird besser und verwandelt sich in eine gut geschotterte Townchip Road und die Halbwüste in Farmland. Jetzt beschäftigt uns nur noch die Frage: Was kommt zuerst, die Tankstelle oder der leere Tank?

Es sind noch etliche Meilen, doch dann kommt er, der Highway 310 und bald darauf die Stadt Bridger. Bald sichten wir auch die Tankstelle - willkommen in der Zivilisation! Mit vollem Tank und nach einem Eis rollen wir weiter nach Westen.


Und dieses Stückchen "Weiter" erweist sich am Ende als eine Fahrt bis vor die Tore des Yellowstone Nationalparks. Von Bridger bis Red Lodge sind es noch die typischen, eher langweiligen Mittelwestlandschaften, die wir durchfahren. Doch dann geht es in die Rockies. Dieser Teil der Rockies im Osten des Yellowstone Nationalparkes gehört zum Custer National Forest (Montana) bzw. zum Shoshone National Forest (Wyoming) und der US-Highway 212, auf dem wir nun unterwegs sind trägt den Beinahmen "Beartooth Highway".

"Beartooth" - das heißt Bärenzahn und es ist ein Berggipfel gleichen Namens der als Namensgeber dient. Auch ein See und ein Campground sind danach benannt und dieser "Beartooth Lake Campground" ist unser avisiertes Tagesziel. Die letzten Kilometer bis dahin sind allerdings spektakulär. Der Highway - einer von Fünfen, die in den Yellowstone Park hineinführen - schraubt sich über Pässe, die bis auf 3000m Höhe liegen, hinauf. Hier hält sich der Winter hartnäckig und obwohl wir irgendwann wieder deutlich unter der Baumgrenze am Campground ankommen, ist dieser leider noch nicht geöffnet.

Also sind wir gezwungen, weiter zu fahren, was uns dem Parkeingang immer näher bringt. Das Wetter ist wechselhaft und windig geworden. Aber auf diesen Höhen sollte man darauf immer eingestellt sein. Auf dem nächsten Campground werden wir abgewiesen wegen Überfüllung. Der Platzwart sagt uns, wir sollen zum Fox-Creek Campground fahren. Dort gäbe es noch freie Plätze, aber Eile sei geboten. Es ist auch dort schon recht voll.

Der Fox-Creek Campground ist tatsächlich der Letzte außerhalb des Parks und wir haben Glück und finden hier einen Stellplatz. Es gibt sogar Strom. Aber Mücken und Regen, aber auch die Müdigkeit lassen uns an diesem Abend nicht alt werden. Und es gibt ja nichts gemütlicheres, als im trockenen Camper dem trommelnden Regentropfen zuzuhören und einzudösen.

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