Sonntag, 1. Oktober 2017

Von Edmonton durch den Nordwesten - Kulturpause am Oona Lake, Intermezzo im Forst

R&G

Auf dem Ksan Village Campground konnten wir unsere Ressourcen schonen und auf den Sanitärtrakt des Campgrounds zugreifen.

Nach einer Nacht - leider wieder ohne Nordlichter - nutzen wir vor der Abfahrt auch gleich die Möglichkeit zum Auffüllen von Frischwasser. Die Nacht war bereits recht kalt und Reif glitzert im Gras und in den Bäumen. Wir hatten in der Nacht sogar schon die Propangasheizung laufen lassen.

Doch nun begrüßt uns ein freundlicher Morgen und wärmende Sonnenstrahlen setzen sich langsam gegen die frostige Luft durch. Unsere heutige Etappe ist eine längere Fahrt auf dem Yellowhead Highway ostwärts und da unser nächstes Highlight sehr weit entfernt liegt, planen wir eine Zwischenübernachtung am Fraser Lake.



Um zum Yellowhead Highway zurück zu gelangen, müssen wir abermals über New Hazelton fahren und dort die Hängebrücke über den Bulkley River überqueren. Die Ufer des Bulkley River werden hier flußaufwärts langsam zu schroffen Felsen und das Flusstal verwandelt sich in eine Schlucht.

Wir stoppen kurz und nutzen das Panorama, das sich uns hier bietet für ein paar Fotos.

In südlicher Richtung ragen die Berge des Bulkley Massivs mit dem Hagwilget Peak auf.













Dort, wo wir den Abzweig nach Old Hazelton am Yellowhead Highway erreichen, befindet sich auch die Visitor Information von Hazelton. Hier hielten wir bereits gestern kurz, um den Weg zum Ksan Historical Village zu klären.

Jetzt blicken wir nur im Vorbeifahren auf die lebensgroßen Figuren im Westernlook, die an und um die Visitorinformation aufgestellt sind und zeigen sollen, dass Hazelton eine bedeutende Rolle bei der Besiedelung des Nordwestens gespielt hat.


Wir sind nun auf dem Yellowhead Highway unterwegs nach Osten und streckenweise nach Südosten.

Als wichtige Verkehrsader in British Columbia, aber auch für Kanada insgesamt ist diese Fernstraße gut ausgebaut und auch recht befahren. Sicher nicht mit einer deutschen Autobahn zu vergleichen, sieht man aber dennoch ziemlich häufig Trucks und PKW. Der Yellowhead Highway als Transkanada Highway mit der Nummer 16 endet nicht in Edmonton (Alberta) sondern führt noch durch Saskatchewan (über Saskatoon) und vereint sich in Manitoba kurz vor Winnipeg mit dem Transkanada Highway 1.

Wenn man bedenkt, dass der Yellowhead Highway auch in Prince Rupert im Westen noch nicht zu Ende ist, sondern über eine Fähre nach Haida Gwaii sogar bis Masset auf Graham Island führt, so beträgt seine Länge zwischen Masset und Winnipeg 2960 Kilometer.

Die Landschaftlichen Kulissen sind beeindruckend und abwechslungsreich. Auch die Warnhinweise auf diversen Wildwechsel sehen wir immer wieder, aber leider sehen wir keine Tiere am Wegesrand.

Bis auf Smithers führt der Highway auf dieser Tagesetappe nur durch wenige kleine Ortschaften.

Eine Etappe von etwa 300 Kilometern mag bei deutschem Autobahntempo nicht so lang erscheinen. Aber da wir zum Einen bestrebt sind, die Fahrt selbst zu genießen und nicht schneller als Tempo 80 zu fahren und andererseits auch ungeplante Pausen einlegen und auch am Zielort noch Zeit für Unternehmungen haben wollen, sind 300 Kilometer schon ganz ordentlich.

Die Tempolimits auf dem Transkanada Highway liegen außerorts je nach Straßenbedingungen zwischen 90 und 110 km/h und auch schwere Trucks schöpfen diese Limits aus. Somit ist es für uns schon zur Gewohnheit geworden, immer mal von den gewaltigen Brummis überholt zu werden.

Wie schon berichtet, wäre unser nächstes Ziel etwas weiter entfernt, weshalb wir einen Zwischenstopp auf dem Wege zum Ziel, dem Ort Barkerville im Quesnel-Hochland, einlegen wollen, und zwar am Fraser Lake. Hier haben wir uns zunächst den Campground des Beaumont Provincial Park auserkoren, der direkt am Ufer des Fraser Lake liegt. Doch dieser Campground ist geschlossen "Out of Season" und die Zufahrt ist durch eine Schranke versperrt. Also gilt es jetzt, die Alternativen zu prüfen, doch die liegen deutlich abseits des Highway im Wald.

Es sind mehrere Optionen. Dabei handelt es sich um sogenannte Recreation Sites, welche die Forstindustrie an geeigneten Stellen in den von ihnen bewirtschafteten Wäldern errichtet hat. In unserem Fall sind es die Recreation Sites am Ormond Lake, am Oona Lake und am Top Lake.

Der hinterste dieser Plätze ist satte 33 Kilometer weit im Wald und das über Forstwege.

Aber das schreckt uns nicht, im Gegenteil - ein absolut wildes Plätzchen, wie man es in Europa nie finden würde, reizt und ganz besonders und der geländegängige Pickup-Camper sollte solchen Herausforderungen gewachsen sein.

Kurz nach Verlassen des Asphalts beschert uns ein im Norden vorüberziehendes Regengebiet einen Regenbogen vor goldleuchtendem Herbstlaub. Dann rumpeln wir über die unbefestigte Forststraße unseren vorgemerkten Zielen entgegen.


Zunächst erreichen wir den Ormond Lake. Dieser Platz sagt uns aber nicht wirklich zu, da er etwas zu abgeschattet durch hohe Bäume ist und zudem einige hundert Meter weiter ein merkwürdiges Hillbilly-Anwesen ist, wo (wie häufig bei Hinterwäldlern) der Hof  voller Autowracks steht.

Da wir noch Zeit und Muße haben, fahren wir weiter und erreichen als nächstes den Oona Lake. Dieser Platz sagt uns zu und so entschließen wir uns, hier zu bleiben und nicht auch noch den Top Lake zu erkunden.













Die Schwierigkeit - wenn man es überhaupt so nennen kann - besteht an dieser Recreation Site an einer etwas steilen, rutschigen und engen Abfahrt vom Forstweg zur Wegeschleife am Seeufer. Aber auch das meistern wir ohne Probleme, wobei aber die sperrige Wohneinheit schon durch so manchen Zweig links und rechts bürstet. Die Lage des Platzes ist jedoch sehr schön und bietet ein paar lichte Stellplätze mit Blick über den See.

Der folgende Drohnenrundflug vermittelt einen Geasmteindruck von dieser Stelle und dem See mit der näheren Umgebung:



So; nun steht einem geruhsamen Abend mit Wildnisromantik nichts mehr im Weg, doch zuerst gilt es, ein Feuerchen zu machen.


Holzreste liegen überall verstreut auf dem Platz herum und es ist schnell vollbracht, dass das Feuerchen knisternd brennt. Es vermittelt auch ein gewisses Gefühl der Sicherheit, weil solch ein Feuer neugierige Futteroportunisten, wie die Bären es sind, auf Distanz halten sollte.

Wahrscheinlich ist es aus dem Bildmaterial schon deutlich geworden, solch eine Recreation Site ist praktisch ohne jegliche Ausstattung. Es sind meistens nur 3-5 kleine Lichtungen an einer Wegeschleife, die über eine Picknickbank verfügen, aber das war's schon. Diese Plätze werden meist von Einheimischen der näheren Umgebung genutzt, um ein Camp für's Angeln oder die Jagd zu haben.

Wir finden auch in der Asche der Feuerstellen Reste, die auf das Putzen von Fischen hindeuten. Das sie unvollständig verbrannt sind, ist eigentlich gegen die Regel, die vermeiden soll, dass Bären solche Plätze mit dem Ergattern von Fressbarem in Verbindung bringen und somit immer wiederkehren.

Doch jetzt ist dieser Ort absolut verwaist und auch zu späterer Stunde gesellt sich niemand auf dem Platz hinzu. Einen einzigen Pickup sehen wir an diesem Abend aus Richtung Top Lake zurückfahren und ansonsten sind wir vollkommen allein umgeben von zig-Kilometern Wald.


Es ist schon merklich frisch geworden, sodass wir uns warm einpacken und nach dem Abendbrot mit Seeblick am Feuer ein Bierchen genießen. Da wir einen ordentlichen Holzvorrat haben, können wir uns auch ein entsprechend ordentliches Feuerchen leisten und sehen der Abenddämmerung entgegen. Die besonderen Umstände dieser absoluten Einsamkeit sind natürlich ein außergewöhnliches Erlebnis. Es ist eine Mischung aus Geborgenheit durch das Lagerfeuer und angespannter Aufmerksamkeit, wenn aus den tiefen des Waldes ein Knacken oder der Ruf eines Tieren herüber schallt. Doch auch heute erliegen wir am Ende der Verlockung eines kuscheligen Nachtlagers im Wohnmobil und ziehen uns zurück.

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