R&G
Der nächste Tag beginnt frostig. Dabei ist der Himmel noch nicht einmal klar.
Unser Plan für die verbliebenen zwei Tage vor der Rückgabe des Campers sieht nun so aus: Wir fahren heute noch näher an Edmonton heran und verbringen den Rest des Tages an einem naturnahen Ort, aber gleichzeitig nahe genug bei Edmonton, um am Tag darauf in sehr kurzer Zeit in die Stadt fahren zu können. Wir würden also morgen gleich früh zur West-Edmonton Shopping Mall fahren und uns nach Souveniren und sonstigen Konsumgütern umsehen und mal schauen, wie die Kanadier so shoppen und die Freizeit verbringen.
Also starten wir nach dem Frühstück und fahren zuerst auf der Range Road bis Whitecourt. Die Temperaturen liegen um 0°C und man sieht Reif.
Ab Whitecourt fahren wir auf dem Highway 43 ostwärts.Auch dieser Highway ist nun vierspurig. In der Gegenrichtung - also westwärts führt er über Grande Pairie weiter bis Dawson Creek, wo er den Anschluss an den dort beginnenden Alaska Highway bildet.
Nach einer geraumen Zeit auf dem doch recht eintönigen Highway erreichen wir Mayerthorpe und etwas später, bei Rochfort Bridge taucht am Horizont ein imposantes Bauwerk auf. Es ist eine gigantische Holzbalkenbrücke der Canadian National Railroad.
Wir hatten das gar nicht mehr auf dem Schirm, obwohl wir im Vorfeld der Reise durchaus daran dachten, auch mal ein solches gigantisches Konstrukt zu besichtigen. Jetzt aber führt der Highway direkt darunter hindurch und wir biegen unmittelbar an der Brücke seitlich in eine Schotterstraße, um das Bauwerk aus der Nähe zu bewundern. Aber das ist leichter gesagt als getan.
Denn aufgrund ihrer schieren Länge kann man sie nun kaum mit einem Blick erfassen. Es scheint, dass sie sich von Horizont zu Horizont erstreckt.
Es gab eine noch größere Holzbrücke bei Lethbridge, die aber im April 2016 einem infernalen Feuer zum Opfer fiel.
Diese Brücke wurde zwar binnen kürzester Zeit wieder aufgebaut, aber nicht mehr in der klassischen Holzbalkenbauweise. Somit ist jetzt vermutlich diese Brücke bei Mayerthorpe, vor der wir nun stehen, die größte verbliebene Holzbalkenbrücke Kanadas. Leider tut uns der Fahrplan der Canadian National Railways nicht den Gefallen und schickt uns keinen Zug vorbei in der Zeit, wo wir hier verweilen.
Aber es ist die perfekte Gelegenheit, nochmals die Drohne steigen zu lassen, um dieses gewaltige Konstrukt aus der Vogelperspektive aufzunehmen. Das Ergebnis ist hier zu bewundern:
Irgenwann geht es dann aber weiter und wir verlassen schon bald den Highway 43, um nach Süden zum Wabamun Lake zu fahren. Dort gibt es einen Provinzpark mit Campground, auf dem wir dann die endgültig letzte Nacht in echter Natur verbringen wollen.
Aber schon die Zufahrt zum Wabamun Lake lässt unsere Skepsis steigen. Dort, wo wir an den See kommen, sind die Ufer bebaut und die Straße führt zu einem großen Jachthafen. Nach einiger Irrfahrt finden wir endlich den Provinzpark samt Campground und der liegt zumindest in einem waldigen Abschnitt am See. Doch er ist sehr überlaufen und die Stellplätze sind weitab vom Wasser.
Nach kurzer Beratung sagen wir uns, dass wir auf solcher Weise auch in Edmonton stehen können. Dann hätten wir zumindest eine bessere Ausgangslage für den morgigen Einkaufstag.
Und so entfalten wir den Plan B. Wir fahren nach Edmonton und steuern dort den Rainbow Valley Campground an. Das heißt aber zunächst, wieder zurück zum Yellowhead Highway und dann in Richtung Edmonton zu fahren.
Noch vor Erreichen des Autobahnringes wächst am Horizont die City mit ihren Wolkenkratzern empor. Wir wechseln auf den Autobahnring in südlicher Richtung. Von der City abgesehen, ist Edmonton über eine sehr große Fläche verteilt und dementsprechend von weitläufigen Vororten geprägt, die von Brachflächen unterbrochen werden. Es ist ehemals Prärieland gewesen, auf dem die Stadt entstand, welches hier von dem tief eingeschnittenen Flusslauf des North Saskatchewan River und einiger seiner Nebenflüsse durchzogen wird. In einem dieser Nebentäler dem Rainbow Valley liegt der Campground, den wir nun ansteuern.
Er liegt zwar mitten im Stadtgebiet, aber im Tal ist entlang des Whitemud Creek ein waldartiger Park erhalten geblieben, in dem der Rainbow Valley Campground liegt. Er ist in öffentlicher Hand, so wie die typischen Provinzpark-Campgrounds, doch er ist mit einer gehobenen Infrastruktur wie einem beheizten Sanitärgebäude mit WC und warmen Duschen, sowie WLAN ausgestattet.
Leider gibt es bei der Anmeldung einen Wermutstropfen für uns. Morgen schließt der Campground für diese Saison und wir können nur eine Nacht hier bleiben.
Nachdem wir eingecheckt und unseren Stellplatz belegt haben, machen wir einen kleinen Spaziergang im Rainbow Valley. In unmittelbarer Nachbarschaft zum Campground befindet sich ein etwas spezieller Kletterwald, der aber auch verwaist ist.
Dann entdecken wir im Geäst eines großen Nadelbaumes einen Virginia Uhu - eine Great Horned Owl. Eigentlich sind es sogar zwei, aber einer der beiden nachtaktiven Raubvögel schien direkt für ein Foto zu posieren.
Jedoch hat die große Eule hier auf Dauer keine Ruhe. Nicht wegen uns, sondern ausgerechnet wegen eines Baumhörnchens, welches am gleichen Baum herumkletterte und durch lautes Fiepen und am Stamm herum rennend, diesen für sich beanspruchte.
Eigentlich würde der kleine Nager sogar ins Beuteschema des Virginia Uhu passen, doch dessen Jagdstrategie ist auf das Schlagen von Beute am Boden ausgerichtet, sodass er gegen das Eichhörnchen nichts machen kann und schließlich entnervt davon fliegt - nur einige Bäume weiter, wo er sich abermals niederlässt. Nun ist er aber für unsere Kamera nicht mehr gut sichtbar und wir schlendern schließlich weiter.
An einer Zufahrt in das Rainbow Valley hält eine Stretched Limousine auf dem Parkplatz und eine Hochzeitsgesellschaft entsteigt ihr für ein Fotoshooting im Grünen.
Die Fotografin lässt mal die Braut mit Brautjungfern, mal den Bräutigam mit seinen Freunden in verschieden Posen Aufstellung nehmen und arrangiert sie für verschiede Fotos. Wir beobachten das ein Weilchen und folgen dann dem Flusslauf des Whitemud Creek.
Die Sonne steht schon tief. Wir haben keine Lust mehr aufs Fotografieren und spazieren einfach den Weg entlang. Die Hochzeitsgesellschaft wird sicher im Abendlicht ganz tolle Fotos zustande bekommen.
Je weiter wir am Whitemud Creek vom Parkplatz wegkommen, umso mehr sieht es aus, als seien wir in der Taiga im Norden. Sogar der Gedanken an Bären kommt auf, aber dass ist hier im Großraum von Edmonton wohl nicht zu erwarten.
So bleibt es bei einem locker-entspannten Spaziergang der etwas Skurriles hat, wir sind in der Taiga und doch in einer Großstadt.
Schließlich schlendern wir völlig entspannt zurück in Richtung Campground. Wir sehen gerade noch die Stretched Limo mit der Hochzeitsgesellschaft davon brausen und erreichen wenig später den Campground im Tannengrund. Wir wollen noch unsere Holzvorräte, die wir in einem Staufach des Campers mitgeführt hatten, verbrennen. Morgen wird es vermutlich keine Möglichkeit dazu geben.
Die außergewöhnliche Lage des Campgrounds zeigt auch das nachfolgende Drohnenvideo:
Da unser Holzvorrat recht ordentlich ist, brennt unser Feuerchen bis tief in die Nacht und wir müssen uns schon gut in Decken hüllen, um die Kälte nicht durchdringen zu lassen. Als wir uns in Wohnmobil zurückziehen, ist es schon tiefste Nacht.
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