Freitag, 6. Oktober 2017

Von Edmonton durch den Nordwesten - ostwärts durch die Rockies - Jasper Nationalpark für einen Tag

Mount Robson - einer der heutigen Stopps
R&G
Der Morgen ist kühl, klar und windig. Der Wind erklärt wohl auch, warum keine Nebelschwaden über dem See liegen, trotz der herbstlichen Kühle. Wir schlendern nach dem Frühstück nochmal kurz ans Wasser und schauen den Wasservögeln zu, die sich hier in den seichten Uferzonen der nördlichsten Bucht des Kinbasket Lake sammeln.


Dann aber begeben wir uns zum Wohnmobil und starten unsere heutige Etappe. Diese soll uns erstmal zurück auf den Highway bei Valemount führen. Dann gehts ein Stück nordwärts, bis wir den Yellowhead Highway erreichen. Auf diesem wird es ostwärts und damit quer durch die Rockies gehen, wo wir zuerst den Mount Robson Provincial Park erreichen, der noch zu British Columbia gehört. Anschließend gehts durch den Jasper Nationalpark, welcher bereits in Alberta liegt. Hier wollen wir einen Abstecher zu den Miette Hotsprings machen und dort einige Zeit abhängen. Unser Tagesziel ist ein Campground im Wildhorse Lake Provincial Park.



Anfänglich ist das Wetter noch klar und trocken. Doch nachdem wir bei Valemount den asphaltierten South Yellowhead Highway erreichen, sehen wir eine sich zunehmend zuziehende Wolkendecke. Und als wir das Ende der Straße am Abzweig vom Yellowhead Highway (16) erreichen, fallen die ersten Regentropfen.

Der Ort, an dem sich der Abzweig befindet, heißt Tête Jaune Cache - also "Versteck von Tête Jaune", einem Trapper und Fährtensucher der auf englisch "Yellowhead" genannt wurde. Dieser zum Volk der Métis gehörende Halbindianer hatte helles Haar und wurde als Kundschafter in dieser Region im Dienste der Northwest Company und der Hudson's Bay Company zum Namensgeber für den Yellowhead Highway, sowie einiger anderer Orte.


An diesem Abzweig befahren wir nun den Yellowhead Highway in Richtung Osten und sehen auch gleich die dominante Felsenkulisse des Mount Robson, auch wenn dieser noch 20 Kilometer entfernt ist.

Der Regen hat vorerst wieder aufgehört, doch der Gipfel des Mount Robson ist von Wolken verhüllt.





Wir erreichen schon bald die Visitor Information des Mount Robson Provincial Park und stoppen dort. Wir haben allerdings nicht vor, zum Mount Robson zu wandern, da wir dies auf früheren Reisen bereits getan haben.

Wir begeben uns daher nur zur Visitor Information, um eine entspannte Pause mit WLAN einzulegen. Auch die interessante Ausstellung über die Erschließung dieser Region, die Besiedlung und den Bergbau schauen wir uns an. Der Mount Robson, der durch diesen Provinzpark einerseits geschützt und andererseits für Wanderer bis zum sogenannten Berg Lake erschlossen ist, hat eine Höhe von 3954 Metern und ist der höchste Berg der kanadischen Rockies.

Nach der Ankunft von Reisebussen voller chinesischer Touristen wird die Visitor Information zunehmend überlaufen und wir entschließen uns zur Weiterfahrt.
Es geht nun in Richtung Yellowhead Pass, der die Grenze zwischen British Columbia und Alberta bildet. Dabei beginnt es wieder, zu regnen.

Die Westflanke der Rockies ist natürlich generell regenreicher, da die Westwinde wegen der aufragenden Berge die Luftmassen aufsteigen lassen und die Luftfeuchtigkeit verstärkt kondensiert und abregnet. Daher sind die westlichen Täler auch dichter und höher bewaldet.

Der Regen begleitet uns bis weit hinter Jasper, dem zentralen Ort des Jasper Nationalpark. Da das Regenwetter nicht zu Spaziergängen einlädt, verzichten wir auf einen Stopp in Jasper.


Nicht nur weil wir den Jasper Nationalpark bereits kennen, sondern auch, weil wir bereits sehr fixiert auf ein Bad in den heißen Quellen von Miette Hotsprings sind, fahren auch an anderen Sehenswürdigkeiten vorbei und genießen die Landschaft aus dem Auto heraus.

Aber es gibt auch einen anderen Umstand, der uns erlaubt, die Möglichkeiten des Nationalparks zu vernachlässigen. Wegen des 150. Jahrestages der Gründung Kanadas, sind in diesem Jahr die Nationalparks ohne Eintrittsgeld frei besuchbar. Und wenn's nichts kostet, muss man auch nicht auf Teufel-komm-raus alles mitnehmen, was mitzunehmen geht.

Somit besuchen wir auch nicht den Maligne Lake, aber wir verweisen den gewogenen Leser auf diese Galerie, wo die ersten drei Fotos den Mount Robson Provinzpark und die letzten 10 den Jasper Nationalpark zeigen:

So passieren wir noch einige sensationelle Bergpanoramen und nähern uns stetig dem Ostrand der Rockies.

Seit Jasper folgen wir dem Athabasca River, der hier in nordöstlicher Richtung die Rockies verlässt.

An den Pocahontas Cabins, einer Art Touristenlodge, biegen wir ab in die Straße zu den Miette Hot Springs. Es geht nun ein gehöriges Stück in die Berge.

Die Straße ist geprägt von engen Serpentinen in einem schluchtenförmigen Tal. Wir haben etwas mehr als die Hälfte der Strecke bis zur heißen Quelle zurückgelegt, als wir hinter einer Kurve ein haltendes Auto sehen. Dann sehen wir auch den Grund dafür - ein Schwarzbär.

Endlich mal ein Bär, sagen wir uns, denn Bärensichtungen waren auf dieser Reise erstaunlich rar gesäht. Doch dieser hier scheint genau zu wissen, dass er im Nationalpark lebt und somit für alle Besucher der Star ist. Er macht nämlich keinerlei Anstalten, den Weg frei zu machen, sondern trottet gemächlich auf der Straße vor uns her.

Dar Wagen vor uns setzt schließlich vorsichtig zum Überholen an und der Bär scheint dies als nachlassendes Interesse zu interpretieren. Er trollt sich daraufhin ebenfalls und verschwindet im Dickicht.


Wir erreichen kurz darauf die heißen Quellen.

Miette Hotsprings ist eine ausgebaute Anlage. Es gibt Umkleidekabinen, Duschen und es kostet dementsprechend Eintritt. Die Badepools sind wie Schwimmbecken gestaltet, aber haben weitestgehend Stehtiefe. Dennoch stehen Bademeister am Rand und beaufsichtigen das Geschehen. Da wir ohne Fotoapparat zum Baden gehen, hier ein Foto aus dem Internet.

Im warmen Wasser kann man natürlich endlos faul herumtreiben, aber wir setzen uns ein zeitliches Limit. Dennoch nimmt unser Ausflug einige Stunden in Anspruch und - das Mittagessen mit eingerechnet - ist es später Nachmittag, als wir endlich zur Rückfahrt bereit sind.

Auf dem Rückweg begegnen wir wieder einem Bären und wir sind uns sehr sicher, dass es derselbe Bär ist, wie auf der Herfahrt. Im Gegenlicht der nassen Asphaltdecke ist das Fotografieren eines so schwarzen Fellknäuels nicht gerade einfach.



Ohne weitere Stopps geht bis zu Pocahontas Cabins und dort wieder auf den Yellowhead Highway. Nun fahren wir wieder nordostwärts und erreichen schon bald die Grenze des Jasper Nationalparks.

Nach wie vor ist die Wolkendecke geschlossen und dicht. Daher stellt sich schon recht früh ein Gefühl von Abenddämmerung ein.

So langsam weitet sich auch das Tal des Athabasca River und die Berge weichen zurück. Doch das Bergpanorama umgibt uns weiterhin, als wir in die Schotterstraße zum Wildhorse Lake Campground abbiegen. Nun absolvieren wir noch etliche Kilometer auf einem ziemlich schlechten Straßenbelag und erreichen schließlich den Campground.

Auch dieser Platz fällt in die Kategorie "Saisonende, aber dennoch zugänglich". Es gibt sogar Feuerholz satt in einem Holzschuppen an zentraler Stelle. Wir decken uns ein und machen sogleich ein Feuerchen. Unseren Stellplatz haben wir so gewählt, dass wir bei freiem Himmel eine gute Sicht auf das nördliche Firmament haben würden, doch im Augenblick sind die Aussichten trüb.



Mehr noch, es beginnt sogar wieder zu regnen, was uns zum Rückzug ins Wohnmobil zwingt. Das Feuer überlassen wir sich selbst, denn bei der Nässe draußen geht davon auch keine Gefahr aus.

Statt dessen widmen wir uns dem Abendbrot und als wir vor dem Schlafengehen nochmal rausschauen, sehen wir einen klaren Sternenhimmel.

Also bauen wir noch schnell die Fototechnik auf und platzieren das Stativ etwas versteckt an der Seite unseres Stellplatzes. Das Ergebnis ist unten zu sehen, aber leider gab's trotz klarer Abschnitte wieder keine Nordlichter.



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