Dienstag, 13. September 2016

Von Yellowknife nach Whitehorse - Berge Berge und heißes Wasser

R&G
Am nächsten Morgen können wir unser Frühstück mit Blick über den Muncho Lake genießen. Der Platz direkt am Wasser ist einfach perfekt, aber "mitnehmen" können wir ihn nicht.













Und weiterfahren müssen wir schließlich. Dafür werden wir nur eine kurze Strecke fahren und den Rest unserer Rocky-Überquerung gemächlich angehen. Gleich hinter dem Campground halten wir bereits das erste Mal um an der Geröllmure des in den Munko Lake mündenden Bergflusses den Ausblick zu genießen. Das Wetter ist nicht unfreundlich, aber doch durch dramatische Wolkenhaufen geprägt.


Am Rande des Geröllfeldes können wir zwei Karibus sehen. Dem Anschein nach Mutter und Kind. Sie scheinen zu grasen, wenn auch das Geröllfeld keine üppige, dafür aber offene Weide ist, was Karibus ja zum Selbstschutz bevorzugen. Jetzt aber äugen sie erst mal argwöhnisch zu uns herüber, bevor sie uns als ungefährlich einordnen und weiter äsen.



Dann fahren wir am Muncho Lake entlang bis an sein nördliches Ende. Hier gibt es einen weiteren Campground des Muncho Lake Provincial Park und auch dieser ist noch geöffnet. Wir steuern ihn an, nur um zu erkunden, wie er so ist.


Vom hinteren Wendehammer des Platzes beobachten wir den See und sehen Kanadagänse vom Wasser auffliegen. Es ist faszinierend, wie sie langwierig flügelschlagend auf dem Wasser beschleunigen und schließlich scheinbar noch auf der Wasseroberfläche mit den Füßen Laufbewegungen vollführen, bis sie sich endlich vom Wasser lösen und in den Steigflug übergehen.

Die selbe Parkrangerin, die gestern in Strawberry Flats die Gebühr kassierte, wirtschaftet gerade auf diesem Platz und harkt leere Stellplätze.

Unser nächster Halt ist die nördliche Spitze des Muncho Lake. Der Highway verlässt das weite Tal des Sees in ein paar Windungen bergauf. Somit ergibt sich in einer Kurve ein grandioser Fernblick über das Wasser.

Nun führt der Highway nach Norden. Nur wenige Kilometer weiter abermals Geröllfelder, wo wir nun eine Gruppe Stonesheeps entdecken. Stonesheeps sind wohl am ehesten als Steinböcke zu übersetzen. Sie sind verwandt mit den Bighorn Sheeps, die etwas südlicher verbreitet sind und mit den Dall Sheeps, die eher nördlich und in Alaska zu finden sind.

Die Gruppe besteht weiblichen Tieren und Jungtieren. Böcke sind in der Gruppe nicht zu sehen.














Von einer Anhöhe aus kann man die Gruppe gut beobachten. Sie bewegt sich langsam äsend über das Geröllfeld bis an den Rand des Highway. Dort zieht sie am Randstreifen der Straße weiter in Richtung Süden.


Doch dann sehen wir auf gleichem Wege aber mit gehörigen Abstand eine Bock folgen. Bei allen Arten von Wildschafen in den Rockies haben nur die Böcke mächtige gebogene Hörner.

Obwohl die Stone Sheep genau wie die Dall Sheeps zu den Thinhorn Sheeps gehören, sind die Hörner der Böcke imposant. Die Hörner der Bighorn Sheeps sind ähnlich geformt, aber deutlich dicker am Kopfansatz.

Der Bock stolziert langsam und mit Abstand hinter der Gruppe hinterher und wir können ihn nur aus größerem Abstand beobachten.

Das, was die Wildschafe meistens an die Straßenränder lockt, sind allerdings die Gelegenheiten, Mineralien zu lecken. Dies hatten wir gestern schon beobachtet am Pass hinter dem Summit Lake.












Der Straßenbau hat somit eine neue Möglichkeit für ein ansonsten altes Verhalten der Tiere erschlossen.


Vor der Existenz der Straße suchten die Tier Plätze auf, wo auf natürliche Weise mineralische Stoffe frei lagen und zugänglich waren. Eine solche Selle sind die sogenannten Mineral Licks, die wir etwas später erreichen.








Hier liegt eine Kalksteinformation frei. Ein kurzer Wanderweg führt hin und ein Aussichtspunkt gewährt einen Blick zu dieser Felsformation und auch über das Tal insgesamt.


Auch wenn der Ausblick grandios ist, Bergschafe sehen wir hier nicht. Wahrscheinlich machen die neuen, leichter zugänglichen Plätze mit mineralischen Angeboten entlang des Highways diesen klassischen Leckplätzen Konkurrenz und sie sind nicht mehr so intensiv besucht.

Doch als Kurzwanderung hat sich der Marsch durch die herbstliche Berglandschaft allemal gelohnt.












Leckende Bergschafe am Straßenrand sehen wir noch weitere Male. Die in Anbetracht der vorbei donnernden Trucks seelenruhig am Wegesrand äsenden Tiere bilden einen krassen Kontrast.

So wechseln sich ständig weitere Bergpanoramen ab, bis wir schließlich das Tal des Liard River erreichen. Das ist dann auch des Ende des Abschnitts durch die nördlichen Rockies und gleichzeitig wieder Bison-Land.
Noch bevor wir den Liard River sehen, tauchen am Straßenrand die ersten Bisons auf. Es sind zuerst einzelne Tiere.
Bald sehen wir auch den Liard und etwas später überqueren wir ihn.

Von der Brücke aus ist es nicht mehr weit bis zu den Liard River Hotsprings, einem Spot heißer Quellen, die für eine größere Besucherzahl ausgebaut wurden und die einen eigenen Campground haben.






Sogar einen Check-In mit Schranke hat die Anlage - wie im Nationalpark - wo wir uns für eine Nacht anmelden, bezahlen und dann unseren Stellplatz in Beschlag nehmen.









Auch diese Stellplätze sind standardmäßig als separate Stellflächen zwischen den Bäumen mit Picknickbank und Feuerschale angelegt. Aber der Platz ist ziemlich gut belegt.
Da könnten natürlich auch die Quellen recht bevölkert sein, aber finden wir es heraus! Wir packen also unsere notwendigen Utensilien zusammen und machen uns auf den Weg zu den Quellen.

Es ist ein kleiner Fußmarsch. Es geht einige hundert Meter auf einem Holzplankenweg durch sumpfiges Gelände. Am Anfang dieses Holzplankenweges stehen Hinweisschilder im Bezug auf bärengerechtes Verhalten. In der Umgebung der heißen Quellen gab und gibt es immer wieder Situationen, in denen Menschen und Bären aufeinander treffen.


Es sind häufig Schwarzbären und auch uns ist im Jahr 2010 hier ein Schwarzbär begegnet. Es hat schließlich einmal auch ein tragisches Zusammentreffen gegeben, wo ein Bärenangriff tödlich endete. Dies war nach 2010 und seit dem hat sich etwas verändert.

Vom Alpha-Pool, den wir nun erreichen, geht es nicht weiter zum Beta-Pool - aus Sicherheitsgründen. Dorthin geht es noch einige hundert Meter weiter durch dem Wald, doch nun ist der Weg gesperrt.

Der Alpha-Pool ist gut besucht, aber nicht übervölkert. Wenn man ihn erreicht, durchschreitet man zuerst eine hölzerne Terrasse wo sich rechts und links Umkleidekabinen für Männer und Frauen befinden.

Von der Terrasse aus gibt es mehrere Einstiege in den heißen Pool. Dieser ist genau genommen zweigeteilt. Rechts (in etwa die Ostseite), wo das heiße Wasser aus dem Felsen tritt, ist das obere Becken und es ist ziemlich heiß. Das untere Becken ist vom Oberen durch eine hölzerne Barriere abgetrennt, die mit einem Überlauf einen kleinen Wasserfall zum unteren Becken hin bildet.

Das untere Becken ist entsprechend kühler, aber immer noch warm. Es hat eine Besonderheit. Weiter hinten strömt ein kaltes Bächlein in diesen Teil des Pools und zu dieser Stelle hin fällt die Temperatur deutlich ab. Hier kann man sich im Wasser bewegen, planschen oder ein bisschen schwimmen, ohne den Kreislauf zu überhitzen.

Im heißen Teil des Beckens hingegen sind Steinbänke im Becken platziert, damit man sich regungslos sitzend dem heißen Thermalwasser hingeben kann.

An den Quellen tummelt sich auch eine Familie aus Deutschland - aus Sachsen stammend, aber jetzt am Bodensee lebend - die in einer Art Teilausstieg mehrere Monate mit einem großen Wohnmobil durch die USA und Kanada tingelt.


Man kann hier ziemlich lange entspannen, wenn man ab und zu für einen Augenblick des Wasser verlässt um etwas abzukühlen.

Aber es dann durchaus noch warm genug, dass man von Mücken attackiert wird.

Irgendwann nach gefühlten Stunden im Pool machen wir uns auf den Rückweg zum Campground.

Das Wasser des Pools ergießt sich über ein sumpfiges Gelände und wird damit zunehmend kälter. Dennoch ist es ein besonderes Biotop und beherbergt endemische Arten, also solche, die nur hier heimisch sind.

Am Campground angelangt gönnen wir uns noch ein Gläschen Rotwein am Lagerfeuer, bevor wir uns in die Koje zurückziehen.

Mehr Fotos dieser Reise in den Google+ Alben:

Keine Kommentare: