Dienstag, 20. September 2016

Von Yellowknife nach Whitehorse - Klondike Highway Gold

R&G
Je näher man dem Ende der Reise kommt, um so entspannter kann man seine Zeitreserven verbrauchen. Das heißt nicht zuletzt, dass man die verbliebenen Etappen mit ruhigerem Gewissen kürzen kann.

Die heutige Etappe soll ebenfalls wieder eine kurze werden. Wenn sich keine anderen Umstände ergeben sollten, werden wir den Twin Lakes Campground am Klondike Highway als Tagesziel ansteuern. Dazwischen liegt eine relativ kurze Fahrt durch typische Yukon-Landschaften und am Abzweig des Robert Campbell Highways zum Klondike Highway das Örtchen Carmacks.

Das Wetter ist überaus freundlich, aber die Temperaturen liegen nur wenig über Null. Das letzte Stück vom Robert Campbell Highway ist wieder asphaltiert und eine extrem entspannte Fahrt bringt uns kurz vor dessen Ende an die Gestade des Yukon River.




Die Stelle, an der wir stoppen, bietet einen grandiosen Blick über den Yukon. Sein Wasser glitzert im Gegenlicht der Herbstsonne und die von Birken dominierten Wälder strahlen, wie Gold.

Es ist aber kein gewöhnlicher Aussichtspunkt, denn der Blick auf den Yukon eröffnet sich genau an der Stelle auf den Fluss, an der sich im September 1906 eine Schiffskatastrophe ereignete. Der Schaufelraddampfer Columbian, der neben Material und Lebensmitteln auch Schwarzpulver für eine Mine geladen hatte, explodierte an dieser Stelle und konnte vom Kapitän noch auf Sand gesetzt werden. 6 Menschen starben bei diesem Unglück.

Doch heute ist diese Stelle einfach nur ein grandioser Aussichtspunkt, an dem es sich lohnt, zu verweilen. Da der Yukon bis heute ein natürliches Flussbett ohne Begradigungen, Eindeichungen oder Kanalisierungen hat, kann man Sandbänke und Überflutungsflächen für Hochwasser sehen und sich gut vorstellen, wie ein Flussschiff auf einer dieser Untiefen festgesessen haben könnte.

Trotz des fauchenden Windes verweilen wir hier ein geraumes Weilchen und laufen fotografierend, filmend und in die Ferne blickend an der hohen Böschung entlang.


Es gibt im weiteren Verlauf der Straße noch etliche ähnliche Aussichtspunkte und an einigen halten wir auch.

Doch bald ist der Robert Campbell Highway endgültig zuende und mündet in den Klondike Highway. Ab hier hat man nur die Wahl, nach Norden in Richtung Dawson City zu fahren, oder wie wir es vorhaben, nach Süden, in Richtung Whitehorse.

In südlicher Richtung allerdings kommt man zuerst in den Ort Carmacks und überquert den Yukon auf einer der wenigen Brücken (es sind lediglich vier) über den Riesenfluss.

In Carmacks verweilen wir. Nach einem prophylaktischen Tankstellenbesuch steuern wir ein in Sichtweite befindliches Cafe an, welches mit einen Postamt kombiniert ist und weithin sichtbar mit WLAN wirbt. An einem der Cafetische machen wir es uns für ein längeres Weilchen gemütlich und trinken Kaffee, während wir am Notebook den Draht zur Welt glühen lassen.

Bemerkenswert ist es zu sehen, wie die Bewohner von Carmacks an einer Wand voller Briefkastenschließfächer ihre Post abholen. Scheinbar wir diese hier nicht zu den einzelnen Häusern zugestellt, sondern im Postamt in individuelle Briefkastenfächer eingeordnet, wo sie abgeholt werden können.

Auch den Liqueur Store besuchen wir hier, wobei es in Carmacks gar keinen eigentlichen Laden gibt, sondern der Liquer Store identisch mit der Bar des hiesigen Motels ist.

Dann fahren wir, nunmehr auf dem Klondike Highway weiter in Richtung Süden.

Auf dem Wege kommen wir an einer historischen Stätte vorbei. Es ist ein Roadhouse, bzw. das, was davon noch übrig ist. Solche Road-Häuser dienten den Fuhrleuten mit Pferdegespannen als Übernachtungsgelegenheit, Ausspanne für die Pferde und Unterschlupf bei Unbilden des Wetters. Teilweise wurden sie auch als Zwischenlager und Übergabeorte für Waren genutzt.

An diesem Roadhouse stehen einige Schautafeln, welche die Bedeutung und Hintergründe dieser Einrichtungen umfangreich erläutern. Von dem relativ großen und offensichtlich seinerzeit zweistöckigen Blockhaus sind nur die Wände erhalten geblieben. Dennoch kann man erahnen, das es zwar ein Unterschlupf, aber ein sehr schlichter und kein wirklich komfortabler war.













Dies war aber der letzte Stop vor unserem Tagesziel, dem Twin Lakes Territorial Park.
Diesen erreichen wir alsbald.

Bei einer solchen Namensgebung würde man zwei Seen erwarten. Man sieht aber nur einen, zumindest vom Campground aus. Dafür sind im See einige bezaubernde kleine Inselchen. Wir haben wieder viel Zeit für einen entspannten Abend.

Auf dem Platz ist bislang nur ein anderer Camper auf einem entfernteren Stellplatz. Doch das wird nicht so bleiben. Dieser Campground ist ein typischer Etappenstopp am Klondike Highway von oder nach Whitehorse. Und so kommt es, dass zum späten Nachmittag noch einige Wohnmobile auf den Platz rollen. Bemerkenswerterweise sind auch drei Wohnmobile mit chinesischen Touristen dabei, die die Stellplätze zu unserer Rechten belegen. Sie sind in der großen Anzahl eine recht laute Truppe, die erstmal fotografieren, teils mit Handies, teils mit hochwertigen Spiegelreflexkameras über den Platz und am See entlang läuft. Nun ja, das ist nichts anderes, als wir selbst tun, nur vielleicht nicht so laut und extrovertiert. Aber irgendwie bestätigen sie eben ein Vorurteil. Ungewöhnlich ist aber doch, dass sie als Wohnmobilreisende unterwegs sind, anstatt als Busreisegesellschaft. Aber vielleicht wird man sich in der Zukunft daran gewöhnen müssen, dass auch Chinesen das individuelle Reisen immer mehr für sich entdecken.


Auf jedenfall haben wir ja unseren individuellen Stellplatz, wo wir uns abgeschottet von Lärm und Trubel wähnen. Aber auch hier sind wir nicht ganz abgeschottet wie sonst, denn einer der Chinesen läuft knipsend auf unseren Stellplatz und lässt sich durch uns, die wir am Lagerfeuer sitzen nicht stören. Wir erklärten uns das damit, dass bei Chinesen die Privatsphäre einen geringeren Stellenwert hat und dem kecken Fotografen gar nicht bewusst war, das er quasi durch unseren Vorgarten (wenn auch nur für einen Abend) spaziert ist.



Doch auch dieser Abend endet mit dem Einbruch der Nacht. Und auch diesmal stellen wir für alle Eventualitäten die Kamera für eine Timelapse auf. Doch auch im Yukon bringt nicht jede Nacht Nordlichter in überschwenglicher Fülle. Trotz wolkenlosen Himmels in einer sternenklaren Nacht gab es diesmal nur eine schwachen und unspektakulären grünen Lichbogen im Norden.




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