R&G
Wie wir gelernt haben, können wir mit unserem Wohnmobil nicht zum Logan Pass fahren wegen einer Höhenbeschränkung.
Wie wir zudem am Vorabend in Erfahrung gebracht haben, gibt es gleich am Eingang zum Campground einen Haltepunkt des Shuttles. Dort gibt es auch eine Infotafel mit den Abfahrtzeiten die wir ebenfalls am Vorabend studierten und uns einen Zeitpunkt zur Abfahrt ausgesucht hatten.
Der Plan sieht also wie folgt aus: Der Tag soll also mit der Shuttlefahrt hinauf zum Logan Pass beginnen. Dieser ist der höchste Punkt der Going-to-the-Sun Road. Vom Haltepunkt am Logan Pass wollen wir eine Wanderung zum Hidden-Lake-View machen. Danach würden wir den verbleibenden Zeitvorrat bewerten und vielleicht noch an einem weiteren Haltepunkt an der Going-to-the-Sun Road aussteigen. Dieser Plan sollte den Tag gut ausfüllen.
Jetzt muss also nur noch das Shuttle kommen, aber wir haben ja noch etwas Zeit. Doch diese Zeit ist bald schon vorbei, nur ist kein Shuttle in Sicht. Der erste Kleinbus des Tages, welcher jetzt bereits auf dem Rückweg hier halten müsste kommt auch nicht. Ist ein Shuttle ausgefallen? Stimmt etwas mit dem Fahrplan nicht? Die Zeit vergeht merklich und es kommen einige Exkursionsbusse des Unternehmens Xanterra vorbeigefahren.
Xanterra ist ein privatwirtschaftliches Tourismusunternehmen, welches unter anderem Betreiberlizenzen für Dienstleistungen in Nationalparks besitzt. Das schließt den Betrieb von Hotels und Campgrounds, aber auch Exkursionsangebote ein. Diese Xanterra-Busse sind nicht kostenlos und die Exkursionen sind eigentlich Halbtagesangebote. Aber da keine anderen Busse kommen, sind wir verunsichert, ob wir nicht doch etwas verwechselt hätten.
Inzwischen sind ein halbes Duzend dieser markanten sogenannten Red Jammer vorbeigekommen Allerdings halten die Xanterra-Busse auch nicht an der Haltestelle. Was also stimmt hier nicht?
Wir sind schon eine geschlagene Stunde mit Rucksack und Wanderstöcken an der Haltestelle und sehen in der Nähe an einem Sanitärgebäude einen Ranger wirtschaften. Wir sprechen ihn an. Parkranger in den USA sind stets sehr zuvorkommend und hilfsbereit. Allerdings sind sie nicht immer umfassend kompetent. Dieser hier studiert zuerst den Fahrplan auf der Infotafel, so wie wir es bereits mehrmals zuvor selbst taten. Aber auch er kommt zu keinem anderen Schluss, als wir. Er entschuldigt sich, entfernt sich etwas und nimmt über sein Sprechfunkgerät Kontakt mit irgendjemandem auf.
Dann erfahren wir von ihm: der reguläre Shuttle-Betrieb beginnt erst am 1. Juli. "Aber am Plan steht nichts davon", sage ich missmutig. Ja, bestätigte er, die Infotafel lässt diesen Hinweis vermissen, bestätigt er und entschuldigt sich dafür nochmals. Uns bleibt somit nichts anderes übrig, als einen neuen Plan zu machen. Wir gehen also zurück zum Campground.
Der Platzwart des Campground, dem wir kurz darauf begegnen, bestätigt uns die Sache mit dem 1.Juli. Als sehr ärgerlich empfinden wir, dass auch die Rangerin gestern am Parkeingang uns groß und breit von den kostenlosen Shuttles erzählt hatte, ohne zu erwähnen, dass dafür die Saison noch nicht begonnen hat. Am Eingang zum Campground steht eine große Tafel mit einer Wanderwegekarte des Parks. Hier prüfen wir unsere Optionen.
Leider erschließen sich von unserem Standort aus nur Wanderwege tief im Tal. Wir wählen einen Weg in Richtung des Lake McDonald, dem Johnson Lake Trail. Er führt im Grunde des Tals in Richtung Westen.
Wir wandern eine Weile, aber der Weg wirkt nicht einladend auf uns. Ohne Fernsicht zieht er sich durch einen düsteren Tannengrund und wirkt etwas unheimlich. Hier in der Talsohle sind die Bedingungen gut für die Entstehung eines Waldes aus viel-hundertjährigen Riesen. Es uns erinnert hier an die Regenwälder der Küstenrockies oder auf Vancouver Island.
Nach anderthalb Stunden haben wir von der Eintönigkeit des gruseligen Düsterwaldes genug und kehren nach einer kurzen Rast um. Wir werden also schon recht früh am Tag wieder am Wohnmobil sein und haben dann keine weiteren Pläne. Somit werden wir einen faulen Nachmittag mit Steaks vom Grill genießen.
So geschieht es dann auch. In den Klappstühlen wird uns nochmal richtig warm in der Abendsonne. Wir entfachen ein Feuerchen und bereiten ganz in Ruhe unser Barbecue vor. Den lieben Gott lassen wir einen guten Mann sein und relaxen. Wir nutzen die Phase der Entspannung auch dazu, unser banales Lagerleben am Abend mal mit dem Camcorder zu dokumentieren.
Aus dem Wald kommen auch noch Beiträge zum Abendprogramm. Ein Junghirsch und später eine Hirschkuh ziehen äsend hinter unserem Camper im Wald vorbei. Der Camcorder war diesmal glücklicherweise schon einsatzbereit.
Alles in allem bleibt der Glacier Nationalpark für uns eine Enttäuschung, da wir die eigentliche Attraktion - die Gletschergipfel im Hochgebirge rund um den Logan Pass nicht zu Gesicht bekommen haben. Morgen werden wir die Option einer Busfahrt mit Xanterra prüfen, aber wahrscheinlicher ist es, dass wir den Reservetag weiter aufsparen werden für später, für Kanada, und weiterfahren nach Norden.
Irgendwann gehen Steaks, Rotwein und Beilagen zur Neige und auch die Sonne versinkt hinterm Berg. Damit ist ein weiterer Tag vergangen.
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