Mittwoch, 17. Juni 2015

Einmal Yellowstone und zurück...von Höhlen und Gabeln auf langer Fahrt

R&G

Der heutige Tag wird wieder ein Fahrtag werden. Dennoch sind zwei Highlights geplant. Leider liegen diese Highlights so, dass - egal wie man fährt - eines immer einen gewissen Umweg bildet. Aber der Plan steht und er enthält eben diese beiden Zwischenziele.

Zuerst aber wach werden und nach der Morgenhygiene im winzigen Wohnmobilbad ein Frühstück genießen. Wie immer wird auch das Navi programmiert und es ist nun Selbigem überlassen, zu entscheiden, welches unserer beiden Zwischenziele zuerst dran kommt. Der Morgen ist wolkenlos und etwas frisch, aber erwartungsgemäß wird sich das in dieser eher trockenen Region bald zu einem heißen Tag entwickeln.
X am Himmel in der Nähe des Lewis & Clark State Parks

Was sind denn nun die Highlights? Das Erste ist schon bald erreicht. Es ist ein kleiner Provinzpark in einer kleinen Gebirgsformation auf dem Weg in Richtung Butte (Wird Bjut gesprochen). Hier gibt es eine Tropfsteinhöhle.

Der Park heißt "Lewis & Clark State Park", genau wie auch die Höhle "Lewis & Clark Cave heißt". State Parks sind die US-Versionen der Kanadischen Provincial Parks. Sie sind in der Verwaltung der Bundesstaaten, in diesem Falle ist das Montana. Die Namen Lewis und Clark hängen eng mit der Entdeckung der Gebiete im heutigen Montana durch die europäischen Einwanderer zusammen. Meriwether Lewis und William Clark waren die Leiter der ersten US-amerikanischen Überland-Expedition in den Westen des Kontinents, heute als Lewis-und-Clark-Expedition bekannt. Die Namen sind uns bereits vor Tagen begegnet. Als wir am Crystal Lake übernachteten, befanden wir uns im "Lewis & Clark National Forrest".

Lewis und Clark werden also in Montana verehrt, wie Gründerväter, auch wenn sie eher
Forschungsreisende im Auftrag des damaligen Präsidenten Jefferson waren. Aber die Tropfsteinhöhlen, welche nach ihnen benannt sind und welche wir nun im Begriff sind, zu besuchen, haben die beiden Entdecker nie gesehen.

Der Park beginnt gleich nach einem Abzweig von der Hauptstraße mit einem Besucherzentrum. Die Straße, die in die Berge bis hin zur Höhle führt, ist kostenpflichtig für Nicht-Montana-Einwohner, also auch für uns. Der Eintritt in die Höhle kostet extra, ist aber mit einer Führung verbunden - und mit einem ordentlichen Fußmarsch bergauf bis zum Höhleneingang.

Unser Führer heißt Jim und fragt alle Teilnehmer, woher sie kommen. Er stellt fest, dass wir aus Deutschland kommend, die weiteste Anreise hatten und rechnet fortan Längenangaben in Fuß jedes Mal auch in Meter um.

Neben verschiedensten faszinierenden und teils bizarren Tropfsteinformationen gibt es auch Fledermauskolonien zu sehen. Jim erzählt, moderiert und scherzt unentwegt. Wir bewegen uns mal durch riesige Kavernen, mal durch enge Schlupflöcher und Gänge. Dabei steigen wir stetig ab. Zum Thema Fledermäuse erklärt Jim den Besuchern mit einem Augenzwinkern in unsere Richtung, dass "Bat" im Deutschen "Fledermaus" heißt - also "Flying Mouse".

Jim erklärt nicht nur die geologischen Fakten. Er zeigt auch fantasiefordernde Schattenspiele mit seiner Taschenlampe - Tropfsteingebilde, die als Schatten an der Wand "Romeo und Julia", einen sitzenden Buddha oder Santa Claus zeigen. Auch den Fußabdruck Bigfoots zeigt er uns.

Eine besonders schöne Kaverne ist mit bunten Scheinwerfern beleuchtet und wirkt wie eine verwunschene Zauberwelt. Für eine halbe Minute demonstriert er uns auch, was völlige Dunkelheit bedeutet, indem er die Beleuchtung abschaltet.

Als wir schließlich wieder ans Tageslicht treten, merken wir, was die Höhle noch war - nämlich angenehm kühl. Jetzt liegt wieder ein kleiner Fußmarsch vor uns - zum Glück bergab.
Nach Inanspruchnahme der Örtlichkeit und dem Genuss einer Eiscreme fahren wir wieder hinunter ins Tal und weiter zum US Highway 90.

Hier nun fahren wir nicht in Richtung Butte, wo unweit davon unser Tagesziel wäre, sondern nach Osten. Dieser Inter-State Highway ist eine autobahnähnliche Fernstraße. Wir folgen ihr circa 35 Kilometer bis Three Forks.

Zusammenfluss von Madison und Jefferson River
Der Name des Ortes Three Forks ist Programm. Hier fließen drei Flüsse zusammen. Der eine ist der Madison River, unser alter Bekannter. Die anderen beiden sind der Jefferson River und der Gallatine River. Der Zusammenfluss dieser drei Flüsse, genauer gesagt der Konfluenzpunkt von Madison und Jefferson River ist der Beginn des Missouri. Den Namen hat der Fluss von einem Indianervolk an dessen Mündung in den Mississippi. "wi-mihs-oor-i-t-a" bedeutet etwa: "Die mit den Holzkanus".

Wirklich spektakulär ist dieser Ort nicht - einige kleine Flussarme in einer Niederung mit Espenauen - aber dafür geschichtsträchtig. Hier landete die Lewis-und-Clark-Expedition nach einer langen Reise den Missouri aufwärts und von hier aus plante die Expedition die Überquerung der Rockies. Verschiedene Infotafeln zeugen davon und auch hier ist dafür ein kleiner State Park angelegt worden. Es war im Jahre 1805, als die Expedition hier ankam und 1810 entstand hier bereits eine Handelsstation.
Der Beginn des Missouri

Spannend zu lesen war es, dass die indianische Dolmetscherin der Expedition Sacajawea - eine Häuptlingstochter der nördlichen Shoshone eine herausragende Rolle bei der Expedition spielte. Nicht nur als Dolmetscherin, sondern auch als Diplomatin hatte die Anfangs gerade mal 16-jährige eine entscheidende Rolle für den Erfolg der Expedition gespielt. Nicht umsonst ist ihre Persönlichkeit in den USA mannigfaltig gewürdigt - sogar eine Dollarmünze mit ihrem Abbild gibt es seit 2000 und im Film "Nachts im Museum" wird sie - historisch etwas unwahr - von "Teddy Roosevelt" hofiert.

Vom Geburtsort des Missouri ist es nicht weit bis in den Ort Three Forks. Wir suchen ihn auf um zu tanken. An der Kasse der Tankstelle komme ich ins Gespräch und leiste mir den Fauxpas, die Stadt Butte als "Batte" auszusprechen, was im englischen irgendwie so wie "Hintern" klingt. Ich werde umgehend und mit einem Schmunzeln berichtigt: Es heiße "Bjut". Alles klar! Jetzt weiß ich's! - heißt übrigens "Kuppe" oder "Inselberg".

Nach erfolgloser Suche nach einer Dumpstation fahren wir zurück zum Highway 90 und rollen in Richtung Butte. Kurz vor Butte - etwa 70 Kilometer noch - wollen wir etwas abseits am Delmoe Lake unser Nachtlager aufschlagen.

Unser Tagesziel finden wir problemlos, auch wenn die die letzten Kilometer bis zum Delmoe Lake wieder über eine üble Schotterpiste gehen. Der Campground ist relativ leer und wir finden einen schönen Platz am Wasser. Sogar eine abgeschiedene eigene Badestelle haben wir  und ein Bad ist mehr als willkommen. Das Wasser ist relativ warm und es gibt Blutegel, die an den Füßen andocken wollen. Aber das schreckt uns nicht und nach einer ersten Erfrischung gehen wir sogar ein zweites Mal baden.

Obwohl es auf dem See Boote gibt und in der Nähe Quads durch den Wald fahren, ist es alles in allem ein entspannender Campground und unser Platz lädt uns nach dem Bade zu Lagerfeuer und Abendbrot mit Blick aufs Wasser ein und wir sitzen noch lange, bis in die Dämmerung draußen.
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