Sonntag, 14. Juni 2015

Einmal Yellowstone und zurück...Wasserfälle - der gelbe Stein und ein See wie ein Meer

R&G

Wir nehmen das Campground-Dilemma ernst und stehen beizeiten auf. Beizeiten heißt gegen 5:00, was uns noch immer nicht schwer fällt aufgrund der Zeitverschiebung zu Europa. So ergibt es sich auch, dass wir es uns leisten können, auf dem Weg zum Indian Creek Campground einige Zwischenstopps einzulegen. Am Indian Creek sollten wir einer Empfehlung der Platzwärterin zufolge schon gegen 8:00 sein, um einzuchecken, nachdem die ersten Abreisenden Touristen den Platz verlassen haben. Also rollen wir noch vor 6:00 vom Platz am Eagle Creek.

Die Sonne ist zwar schon aufgegangen, aber für uns noch hinter den Gipfeln im Osten versteckt. Nur die ersten Bergspitzen sind schon in rötliches Licht getaucht. Auf der Straße nach Gardiner sehen wir wieder Wapitis (Elks). Es ist eine große Gruppe mit Jungen und sie grast am Ortsrand von Gardiner und teilweise schon in den Vorgärten der ersten Häuser. Während die ausgewachsen Tiere gemächlich grasen, tollen die Jungen verspielt umher.

Westernstädtchen: Gardiner liegt noch wie ausgestorben da.
Gardiner liegt noch wie ausgestorben im Tal des Yellowstone River, welcher hier den Nationalpark in Richtung Norden verlässt.
 Auch Gardiners City ist im Stil eines Westernstädtchens angelegt und besteht praktisch nur aus einer Straße. Unmittelbar an seinem südlichen Rand befindet sich der Parkeingang. Das historische Park-Tor, die Roosevelt Arch, wird gerade restauriert und daher über eine provisorische Baustraße umgangen. Am Kontrollhäuschen sind dann doch schon ein paar Autos, aber wir haben unseren Wochenpass und werden durchgewunken.

Nun fahren wir erst mal ein paar Kilometer in den Park hinein, stetig bergauf. Der Yellowstone River hat hier wieder einen Canyon gebildet und ist selbst ein mit kleineren Wasserfällen garniertes Wildwasser. Dieser lichte, dünn bewaldete Teil des Parks scheint bei den großen Wapitis beliebt zu sein. Man sieht sie immer wieder. Dann erreichen wir Mammoth Hot Springs.


Der kleine Ort am nördlichen Parkrand ist auch noch verschlafen, aber die Sonne steht knapp über den Bergen und wirft grelles Schlaglicht über die Landschaft. Kurz hinter dem Ort befindet sich ein großes Thermalquellengebiet, welches aufgrund seiner Hanglage weitläufige Sinterterrassen gebildet hat.

Es ist gegen 7:00 Uhr - wir haben also Zeit, dieses Naturwunder zu besichtigen. Da wir aber am Ortsrand auch eine gut ausgebaute Toiletten- und Waschraumanlage sehen, können wir uns zuvor noch einmal einer bequemen Morgenhygiene widmen.

Die Sinterterrassen sind höchst eindrucksvoll. In der Morgensonne geben sie ein einmaliges Farbenspiel wieder. Für die Fototechnik sind sie in diesem Licht allerdings eine Herausforderung.
Das Gebiet unterteilt sich in Lower Terraces und in Upper Teracces.
Es führt ein langer, gewundener und verzweigter Plankenweg hindurch und am oberen und unteren Ende gibt es je einen Park-platz. die diversen Quellen fördern pro Minute etwa 1900 Liter heißes mineralhaltiges Wasser zutage und jeden Tag lagern sich 2 Tonnen kalkhaltiger Sinter ab. die einzelnen Terrassen haben so fantasievolle Bezeichnungen wie "Minerva Terrace", "Cleopatra Terrace" oder "Jupiter Terrace".

Rustic Falls
Wir sind sehr beeindruckt und angetan, so dass wir mehr Zeit hier verbringen, als geplant. Am Indian Creek werden wir dann wohl nicht mehr pünktlich sein, zumal wir auch an den Rustic Falls noch kurz halten.

Die Yellowstone Upper Falls vom South-Rim-Drive aus
gesehen. Damit beginnt der Yellowstone Canyon.
Schließlich kommen wir am Campground an. Tatsächlich sind Plätze frei, da einige Camper abgereist sind. Wir gehen auf Nummer Sicher und checken für 2 Übernachtungen ein. Das bedeutet allerdings, dass wir heute und auch morgen von unseren Tagesausflügen immer wieder hierher zurückkehren müssen, und das durch die meilenlange Baustelle auf dem Parkway ins Innere des Parks. Aber es ist eine Lösung, wie wir unseren verbleibenden Aufenthalt gestalten können. Wir suchen also einen freien Platz aus, hängen unser Zettelchen an den Pfosten und bezahlen an der Hütte des Campground-Wartes. Dann fahren wir gleich weiter.

Wir präsentieren: Upper Falls in Langzeitbelichtung - Größenvergleich siehe Personen rechts über der Zunge des Wasserfalls

Aufgrund der Baustelle und auch der schieren Entfernung - im Park herrscht maximal Tempo 45 (73 km/h) - sind wir nach einer Stunde an den großen Wasserfällen des Yellowstone River. Um den Lichtverhältnissen besser Rechnung zu tragen - die Sonne steht im Südosten - befahren wir zuerst den South-Rim-Drive des Canyons. Hier ist der ersten Halt an den Upper Falls.
Der Yellowstone Canyon hinter den Lower Falls flußabwärts gesehen

Die Upper Falls sind nur von einem Aussichtspunkt gut zu sehen. Es gibt aber einen Fußweg am Canyon entlang, auf dem man flussabwärts wandern kann und nach einer Weile die Lower Falls erreicht. Dieser Wanderweg hat auch einen Abstieg in den Canyon, bei dem man eine Aussicht direkt unterhalb der Lower Falls erreicht. Es ist ein sehr anstrengender Weg, da er trotz Stufen und Geländer sehr steil ist (330 Stufen). Der Abstieg geht in die Knie und der Aufstieg in die Puste. Aber es lohnt sich. Ein gigantischer Anblick und ein donnerndes Tosen lässt die Gewalt des Wassers übermächtig erscheinen.

Dieser Stopp ist letztlich zu einer richtigen Wanderung geworden und hat dementsprechend Zeit beansprucht.
Natürlich wollen wir alle Optionen nutzen und fahren auf dem South-Rim-Drive bis zum Ende auf den hinteren Parkplatz. Hier gibt es einen weiteren Aussichtspunkt, der die Lower Falls aus der Ferne zu sehen erlaubt. Auch der Yellowstone Canyon insgesamt ist hier gut zu überblicken. Nur haben die Menschenmassen mit fortschreitender Stunde auch zugenommen.
Auch vom Lower Fall eine Langzeitbelichtung - mit Regenbogen
Beim Blick in den Canyon wird klar, warum der Park den Namen Yellowstone trägt. Die Felsen, die den Canyons flankieren, sind nicht nur gelb. Sie haben viele Farbschattierungen. Aber es sind vornehmlich gelblich ockerfarbene Töne, mal heller - fast weiß, mal dunkler - fast rot. Auch auf den thermalen Hotspots sehen wir das bestätigt. Der Sinter auf Kalkbasis bringt zuerst einmal helle Ablagerungen hervor. Schwefel und die Arbeit von Bakterien im heißen Wasser färbt das Ganze mannigfaltig.

Drachenmaulquelle;
sieht nicht nur so aus, sondern hört sich
auch so an - es faucht und grollt.
Auf dem Rückweg am Abend nehmen wir uns vor, den Canyon auch vom North-Rim-Drive zu sehen, aber jetzt fahren wir erst mal zurück zur Grand Loop, um zum Yellowstone Lake zu gelangen.

Im Vordergrund der Black Dragon Caldron,
dahinter der Sour Lake
Der Weg dorthin folgt dem Lauf des Yellowstone River. Unterwegs halten wir noch am Mudvolcano Gebiet, wo sich auch der sogenannte Drachenmaulgeysir befindet. Auch hier absolvieren wir den Parcours aus Holzplanken und sehen uns außer dem Schlammvulkan auch den Sour Lake und die "Black Dragons Caldron" an, zwei heiße Quellen, welche Tümpel gebildet haben, einen sauren klar-grünen und einen dunkelgrau schlammigen.

Yellowstone Lake, ein See wie ein Meer...
Den Yellowstone Lake erreichen wir beim Touristenzentrum "Fishing Bridge". Unser Ziel liegt aber weiter im Osten, wofür wir eine ganze Weile am Ufer des Sees entlang fahren müssen. Eigentlich muss man eher von einer Küste sprechen, denn der See ist gewaltig, wie ein Meer. Unser Ziel ist der Lake Butte, ein Aussichtspunkt über den See. Er liegt an der East-Entrance-Road. Beim Fernblick über den See wollen wir auch unsere Mittagpause - fast schon ein frühes Abendbrot - abhalten.

General Store an der Fishing Bridge
...mit einem Ufer, wie eine Küste
So geschieht es dann auch. Wir haben keine Eile, weil vor uns trotz langer Rückfahrt und einer Baustelle nur noch zwei geplante Halts liegen. Der erste Halt kommt recht bald. Wir stoppen in Fishing Bridge, um nach einer Post zu suchen. Natürlich schauen wir auch in den General Store und ins Informationszentrum. Jedoch wird uns bald klar, dass wir ja Sonntag haben und wir keine geöffnete Post finden werden.
Der zweite Halt findet wieder bei den großen Wasserfällen statt. 
Der Lower Fall vom North Rim Drive gesehen im
Abendlicht

Diesmal fahren wir in den North-Rim-Drive. Wir stoppen hier lediglich an verschiedenen Haltepunkten mit Aussichtpunkten und machen keine großen Wanderungen mehr. Der hinterste von ihnen, der Inspiration Point, ist sogar recht wenig frequentiert. Ob es daran liegt, dass er so weit hinten liegt oder weil es schon relativ spät ist, ist unklar. Aber neben einer großartigen Aussicht über den Canyon kann man sogar die Upper Falls in der Ferne noch sehen.

Der letzte Blick über den Yellowstone Canyon ist ein schöner Ausklang für den Tag. Die Fahrt zum Campground wird nun noch ein Stündchen in Anspruch nehmen. Dort kann auch der kulinarische Ausklang seinen Lauf nehmen, bevor es in die Federn geht.








Leider wurde der Speiseplan durch ein technisches Problem sabotiert. Die Kühlgefriereinheit hat eine Störung - wohl vom heftigen Wind am Eagle Creek, der in die Ablüftung an der Außenseite des Wohnmobils hineindrückte. Wir beseitigen die Störung, doch das Eis ist zerlaufen. Die Eierkuchen mit Heidelbeermarmelade und einer Kugel "Häagen Dazs"-Eis werden also stattdessen mit Eis-Soße serviert.

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