Nach dem kühlen wolkenverhangenen Abend am Crystal Lake begann der Morgen heiter. Die Sonne brach durch die Bäume und die letzten Wolkenfetzen verzogen sich. Das Panorama des Crystal Lake war nun nicht mehr düster sondern sonnig und freundlich. In ebensolcher Stimmung brachen wir auf und folgten der Straße, die sich aus dem kleinen Gebirge zurück in die umgebende Ebene windet.
Ehe wir wieder den asphaltierten Highway erreichten, durchfuhren wir abermals die Felder der Amish-mäßig traditionell gekleideten Farmer. Auch leerstehende und dem Verfall anheimfallende Gehöfte sahen wir. Nach Erreichen des Highway fuhren wir weiter in Richtung Süden.
Es gab Jeans, Waffen, Cowboyhüte und Stiefel, Sättel und jede Menge Wildwest-Kram. |
Der General Store war dann sogar noch etwas mehr, es war eine Art Cowboy-Ausstatter und Western-Souvenirladen. Das war mächtig interessant. Es gab Jeans, Waffen, Cowboyhüte und Stiefel, Sättel und jede Menge Wildwest-Kram. Das mindeste war es da, sich eine Wrangler im originalen Cowboy-Röhrenschnitt zu kaufen (jeder eine). Als Souvenir gab es dann noch ein Paar Cowboystiefel für den Herrn zum Sonderpreis von 169$. Ein Jagdwaffenprospekt steckten wir auch noch ein.
Weiter ging's auf dem Montana State Highway 3 in Richtung Osten. Unser Ziel war es, etwa zur Mittagszeit am Little Bighorn National Monument zu sein, um dort gleich auch zu Mittag zu essen und natürlich auch das Monument zu besichtigen.
Wir kamen durch mehrere kleine Orte - einer davon hieß Comanche - und kamen schließlich in der Stadt Billings auf den US Highway 90. Durch Billings fließt der Yellowstone River, der hier aber schon ein träge fließender Flachlandfluss ist und durch Pappelauen mäandert. Südlich vom Highway 90 beginnt hier ein riesiges Crow-Reservat.
Obwohl die Crow nicht zu der von Sitting Bull (Tatanka-Yotanka) geführten Lakota-Allianz in der Schlacht am Little Bighorn gehörten, sehen sie sich heute als Bewahrer des Andenkens. Immerhin befinden sich die Gedenkstätte und der Schauplatz der Schlacht am Rande ihres heutigen Reservates.
Das National Monument liegt nahe der Ortschaft Crow Agency und wir wollen es uns anschauen.
Wir erreichen das Little Bighorn National Monument in der Mittagshitze. Es hat eine Zufahrt mit Tor, wie zu einem Nationalpark und es ist Eintritt zu entrichten. Es ist dennoch stark besucht und auf den Parkplätzen sind freie Plätze knapp. Das Areal befindet sich im Bereich des ehemaligen Schlachtfeldes, wo die Allianz aus Lakota, Cheyenne und Arapaho Indianern das US-Kavallerieregiment General Custers vernichtete.
Im Bereich der Parkplätze befinden sich einige Gebäude, ein Infocenter mit Museum und Merchandising-Shop und Sanitäreinrichtungen. Hügelabwärts liegt ein Hain mit Soldatengräbern. Auf der Kuppe jenes Hügels wo das letzte Aufgebot General Custers, der in der US-Kavallerie das Kommando eines Oberstleutnants innehatte, eingekreist und vernichtet wurde, steht ein weißer Obelisk, der des 7. Kavallerieregiments gedenkt.
Erst Ende des vorigen Jahrhunderts kam auch eine Gedenkstätte der gefallenen Indianerkrieger hinzu um der geänderten Sichtweise auf die Ereignisse von 1876 gerecht zu werden.
Nachdem wir an beiden Mahnmalen ein wenig verweilten und durch das Museum geschlendert sind, gibt es direkt auf dem Parkplatz im Wohnmobil das Mittagessen. Die Mittagshitze ist enorm und die Sonne brennt erbarmungslos. Entlang der Wege stehen Schautafeln mit Erklärungen, aber manchmal auch Warntafeln vor Klapperschlangen, sofern man die Wege verlässt. Schließlich geht's weiter auf dem Highway 90 in Richtung Süden, wo wir bald die Grenze zu Wyoming passieren.
Wyoming: Die Straße verlässt die Prärie und windet sich in den Bighorn National Forest hinauf. |
Es ist zwar erklärbar, aber doch immer wieder erstaunlich, wie inmitten dieser endlosen trockenen Prärielandschaften ein so grünes dichtbewaldetes Gebirge sein kann.
Aber seine Gipfel zwingen die Winde, aufzusteigen und die Abkühlung der Luftmassen führt zu Wolkenbildung und Regen über den Bergen, während die Tiefebenen leer ausgehen. Dieses wird nochmals eindrucksvoll deutlich, als das Gebirge abrupt endet.
Wir blicken vom Gebirgsrand über ein weites, wüstentrockenes Tal. Es dominieren die Farben rot und braun. Leider ist die Fernsicht etwas diesig, wohl durch die staubig-heiße Luft. Dann schrauben wir uns an der Flanke des Gebirges recht steil und schnell in Serpentinen in dieses Tal hinab und finden und in einer Wüste wieder, die in der Mittagshitze glüht.
Die Luft über dem Asphalt des Highways flimmert, aber in der Ferne kann man schon das Wasser des Bighorn River Stausees sehen, der vor dem Anfang des Bighorn Canyons beginnt.
Dort, in der Bighorn Canyon Recreation Area befindet sich unser Tagesziel, der Horseshoe Bend Campground. Das sind immerhin noch 50 Kilometer und die Sonne steht schon tief.
Die Landschaft im Gebiet des Bighorn Canyons ist faszinierend. Die roten Sandsteinfelsen sind von Wind und Regen geschliffen und leuchten in der Abendsonne in vielen Farbschattierungen von Ocker bis Blutrot. Wir checken auf dem Campground ein, der sogar Strom an den meisten Stellplätzen hat und zwacken unseren Reservierungszettel am Clip mit der Stellplatznummer fest. Dann fahren wir noch mal los zum Devil Canyon Overlook.
Der Devil Canyon Overlook ist ein Aussichtspunkt an einer Stelle, wo der Bighorn Canyon besonders schroff wirkt und zudem ein Seitencanyon, der Devil Canyon in den Bighorn Canyon mündet. Wir wollten das Abendlicht nutzen, um ein paar schöne Impressionen zu gewinnen und auch auf Foto zu bannen. Der Ort war faszinierend und mystisch, aber ebenso schwer fotografisch einzufangen. Es war fast unmöglich Perspektiven zu finden, die die gewaltige und schroffe Anmut des Ortes zur Geltung bringen konnte.
Über dem Canyon und teilweise auch unter uns in der Schlucht kreiste ein Adler, der seinen Horst an der gegenüberliegenden Seite des Canyons hatte.
Wir blieben eine ganze Weile hier - bis zur Dämmerung nach Sonnenuntergang - wo außer uns nur noch ein Profifotograf zu sehen war, der ebenfalls versuchte, die Lichtstimmung am Canyon fotografisch einzufangen. Schließlich fuhren wir im Zwielicht zum Campground zurück, vorbei an mystisch aufragenden Felsformationen und richteten und auf unserem Stellplatz zur Nacht ein. Erstmals nutzen wir auch die Dusche im Wohnmobil (ohne Warmwasserbereitung), um nach dem schweißtreibenden Tag mit frischem Gefühl ins Bett zu gehen.
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