Donnerstag, 14. September 2017

Von Edmonton durch den Nordwesten - Lesser Slave Lake

R&G
Wir haben wirklich gut geschlafen, sind aber erwartungsgemäß ziemlich früh wach. Das ist typisch für den Jetlag in Richtung Westen und absolut gut wegzustecken. Man ist einfach nur sehr früh putzmunter, aber topfit. Auch tagsüber gibt es praktisch keine Müdigkeitsphasen.

Am frühen Morgen, nach dem Frühstück im Wohnmobil, schlendern wir noch ein Weilchen am Ufer des Steele Lake entlang. Es liegen Nebelschwaden über dem See, denn die Luft ist in der Nacht bis in die Nähe des Gefrierpunktes abgekühlt, während das Wasser im Vergleich dazu relativ warm geblieben ist. Das bringt die Wasseroberfläche zum dampfen. Als dann die aufgehende Sonne ihre Strahlen in diese Nebelschwaden hineinwirft, wird ein bizarres Lichtschauspiel daraus. Aber unzähliche Wasservögel auf dem See scheinen die morgentliche Ruhe zu genießen.



Auch wenn wir uns alle Zeit der Welt lassen, so sind wir doch schon bald abreisebereit. Das Tagesziel ist heute der Lesser Slave Lake, also der kleine Sklavensee. Die Strecke ist relativ kurz, sodass wir noch viel Zeit haben werden, am kleinen Sklavensee etwas zu unternehmen. Doch zuerst müssen wir vom Steele Lake über Schotterstraßen zurück zum Highway 44 kommen. Also starten wir.



Der Vorteil des Pickup-Campers ist, dass man während der Fahrt das dröhnende und rumpelnde Fahrgeräusch von Wohnmobilen nicht hat, weil das Fahrerhaus vom Wohnraum getrennt ist. Zudem kommt in einer Pickup-Kabine das Fahrgefühl näher an einen PKW heran - es ist komfortabler während der Fahrt.


Andererseits muss man sich darauf einstellen, dass man nicht mal schnell nach hinten durchschlüpfen kann, um mal fix etwas Vergessenes zu holen. Aber darauf haben wir uns eingestellt. In der Mittelkonsole und auf der Rücksitzbank ist alles, was wir tagsüber während der Fahrt benötigen. und die Staumöglichkeiten in einem Fullsize-Pickup sind üppig.
Und schlussendlich ist der Pickup geländegängig, hat zuschaltbaren Allradantrieb und Differentialsperre, was uns ein paar mal auch zuguten kommen wird.

Die ersten Streckenabschnitte auf dem Highway 44 führen noch durch Farmland. Man sieht die endlosen quadratischen Felder oder auch Weiden. Auf einem, dieser Felder beobachten wir einen Wolf oder einen Kojoten - er war relativ weit entfernt und ziemlich scheu.

Auf der Fahrt nach Norden wird die Bewirtschaftung zunehmend spärlicher. Die Felder werden von Taiga abgelöst. Erst dachten wir, das wäre wohl die nördliche Grenze der Landwirtschaft, aber dann konnten wir weiter im Norden immer wieder kleinere Gebiete mit Landwirtschaft sehen. Wahrscheinlich waren dort vereinzelte günstige Lagen durch Besiedlung erschlossen worden. doch bis zum Lesser Slave Lake dominiert erstmal eine endlose Taiga.

Wie erwartet, kommen wir recht früh am Lesser Slave an. Wir planen, auf dem Marten River Campground zu stehen. Dieser liegt, wie auch der gesamte Lesser Slave Lake Provincial Park, an der Ostseite des Sees und bietet den Blick über den See in Richtung Westen.

Doch erst steuern wir ein im Provinzpark befindliches Ornitologisches Zentrum an, welches eine kleine Naturkundeausstellung und Infomaterial zum Park und zur Region hat. Auch WLAN und Toiletten gibt es da, was immer recht zweckmäßig ist, um ein Weilchen abzuhängen. Aber das Zentrum hat auch einen Lehrpfad, der zum Ufer des Sees führt.

Wir wandern also auch diesen Lehrpfad entlang und schlendern ein ordentliches Stück am Ufer entlang. Der Strand vermittelt ein Gefühl von Meer. Der See ist sehr groß, auch wenn es nur der kleine Sklavensee ist und eine ordentliche Brise weht vom See her ans Land. Es herrscht auch ein ganz ordentlicher Wellengang und das Ufer ist mit jeder Menge Treibholz übersäht. Wir entdecken auch einen merkwürdig geformten Stein, der an eine Alienschädel erinnert - ein witziges Fotomotiv.

Das Wetter ist zwar bewölkt mit viel sonnigen Abschnitten, aber der Himmel über dem See sieht zuweilen dramatisch aus mit seinen dunklen Wolken, die schnell vorübergleiten. Wir sind vollkommen entspannt und ohne Eile, doch irgendwann gehen wir dann doch zum Fahrzeug zurück und fahren ein Stück weiter.

Allerdings fahren wir nicht sehr weit. Nur ein paar Kilometer weiter führt ein Wirtschaftsweg vom See weg in den Wald auf eine Anhöhe, den Marten Mountain. Vom Marten Mountain Viewpoint kann man einen Fernblick genießen. Es gibt da einen kleinen Rastplatz und über allem ragt ein Beobachtungsturm für Waldbrände. Natürlich wollen wir neben einem kleinen Picknik und dem Genießsen der Aussicht auch wieder einen szenischen Drohnenflug absolvieren, was wir dann auch tun.
Wir werden aber vom Turm aus, der tatsächlich bemannt ist, zurechtgewiesen, nicht so nahe an den Turm heran zu fliegen, was wir dann auch beherzigen. Ein paar Aufnahmen von diesem Flug sind am Ende des Clip vom vorangegangen Blog-Beitrag zu sehen.

Off-Season: Campground zugänglich aber ohne Service
Schließlich fahren wir wieder zurück an den See, diesmal direkt zum Marten River Campground. Auch dieser Campground ist offen, aber wegen des Saisonendes nicht mehr bewirtschaftet. Also wieder ein kostenloser Übernachtungsplatz und noch viel Zeit für einen Strandspaziergang und weitere Drohnenflüge.

Das Wetter hat sich beruhigt und auch die Wellen auf dem See sind fast verschwunden. Daher ist ein Drohnenflug problemlos möglich und keine Windböen gefährden das gute Stück. Noch sind wir vorsichtig damit, denn wenn es an Erfahrung mangelt, drohen Fehler. Aber auch dieser Flug geht sicher über die Bühne, obwohl sich uns erst im Laufe weiterer Versuche noch einige interessante Flugmodi erschließen sowie der automatische Rückflug und Landung - Return-to-Home genannt.



Auf dem Campground sehen wir nur ein weiteres Wohnmobil. Das Ehepaar, welches dazu gehört, treffen wir unten am Strand und plaudern kurz mit ihnen. Es sind Kanadier, die mal aus Polen eingewandert sind und die jetzt in Edmonton leben. Alles in allem wird das ein ruhiger Abend und dem Himmel nach zu urteilen, gibt es gute Chancen auf eine Nordlicht-Beobachtung in der Nacht.

Dazu muss man natürlich runter zum Strand, denn zwischen den Bäumen entgeht einem das meiste vom Himmelsspektakel. Wir gehen also nach Einbruch der Dunkelheit hinunter zum Strand, ausgestattet mit Stirnlampen, Fototechnik und Stativ. Und wir werden tatsächlich ziemlich schnell für unsere Mühen belohnt.

Auch dieses kurze Zeitraffervideo ist dabei entstanden: Nordlichter über dem Lesser Slave Lake, wobei leider recht bald die Linse des Fotoapparates beschlug.

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