Wir erwachen gut ausgeruht am - ja wie heißt er eigentlich, dieser namenlose See? Sollten wir ihn Biber Lake taufen? Weder in Google Maps, noch sonst wo werden wir fündig. Wahrscheinlich hat er wirklich keinen Namen, wie abertausende Seen zwischen dem 60. Breitengrad und dem Nordpolarmeer. Für's Protokoll (und das Tagebuch) nennen wir ihn "namenloser See" - The Nameless Lake. Im Osten bildet die aufgehende Sonne im Hochnebel eine Nebensonne. Diese Halo-Erscheinung ist in nördlicheren Gefilden häufiger, da sie einen Nebel aus Eiskristallen erfordert.


Der Highway verläuft nun westwärts und windet sich mal diesseits, man jenseits des 60. Breitengrades entlang, also mal British Columbia, mal Yukon im Wechsel. Als die Ortschaft Lower Post auftaucht, biegen wir spontan zum Ortskern ab. Dieser wirkt trist. Es ist eine Reservatssiedlung einer einheimischen First Nation, wie die indigene Bevölkerung in Kanada offiziell heißt.
Nach einer Runde durch den Ort ohne Stopp fahren wir auf dem Alaska Highway weiter und erreichen Watson Lake.

Watson Lake ist nach Whitehorse und Dawson City einer der größeren Orte im Yukon und erlangte große Bedeutung beim Bau des Alaska Highway. In dieser Zeit wurde sogar erwägt, Watson Lake zur Hauptstadt des Yukon zu küren. Heute ist Watson Lake ein Zentrum der regionalen Holz und Bergbauindustrie. Für Touristen ist neben dem Northern Light Centre eine kleine Ausstellung an der Visitor Information und der berühmte Schilderwald interessant. 2011 hatten wir hier ebenfalls ein Schild angebracht und 2016 nicht wiedergefunden. Um es diesmal besser hinzubekommen, haben wir ein Foto mit unserem Schild aus dem Jahre 2011 dabei.

Doch zuerst gehen wir in den Supermarkt und ergänzen unsere Lebensmittelvorräte. Das nächste Ziel ist die Visitor-Information. Hier gibt es die besagte kleine Ausstellung (durchaus sehenswert), komfortable WCs, freundliche Touristenberater mit vielen Tipps und Info-Prospekten sowie WLAN. Letzteres lässt uns hier in den Lounge-Sesseln länger abhängen als gedacht. Doch unsere Schildersuche haben wir nicht vergessen und wir begeben uns in das Meer an Pfosten, die mit Schildern übersät sind.
Aber auch diesmal gestaltet sich die Suche schwierig. Es sind seither unzähliche Pfosten mit Schildern hinzugekommen und das Vergleichsfoto lässt den Bereich der Anlage nicht eindeutig erkennen. Wir laufen auf und ab, und hin und her. Doch es will sich kein Erfolg einstellen. Wir fragen in der Visitor Information nach, ob auch mal Schilder enfernt werden, aber das wird verneint. Alle Schilder, selbst wenn sie bis zur Unkenntlichkeit verwittert sind, bleiben an ihrem Platz, wird uns versichert.

Die Karte des Landkreises Verden mit einigen Fotos dekoriert, ist nicht mehr zu erkennen. Die laminierte Schicht mit den aufgedruckten Motiven hat sich teilweise abgelöst und flattert lose am Brett herum.
Aber zumindest haben wir die selbstgestellte Aufgabe gelöst, die Tafel wiederzufinden und wir haben trotz der Enttäuschung über deren Zustand auch etwas gelernt: "Halte es simpel und robust, dann hält es länger".
Nun können wir uns noch einigen weiteren Erledigungen in Watson Lake zuwenden. An der Visitor Information füllen wir Frischwasser auf. Abwässer müssen wir an einer anderen Stelle im Ort dumpen. Die Dame im Besucherzentrum erklärt uns das und wir finden es leicht. Die letzten beiden Ziele im Ort sind der Liquor Store und die Tankstelle, dann sind wir für den nächsten nicht unbeträchtlichen Wildnisabschnitt gewappnet.


Wer uns nicht in den Süden folgen will und lieber weiter in den Yukon vordringen möchte, der möge zu diesem Blogbeitrag ins Jahr 2016 wechseln, nochmals bis zu den Liard River Hotsprings zurückgehen und sich der Reise bis Whitehorse anschließen.

Gerade als wir uns zur Weiterfahrt bereit machen, hält ein Pickup, dem vier junge Männer entsteigen. Es sind Jäger, die genau an der Grenze beider Provinzen mit Gewehren im Wald entschwinden.
Für uns geht es nun weiter auf dieser spärlich befahrenen Landstraße, die durch wenige Orte, dafür aber viel Landschaft geprägt ist. An einigen Stellen halten wir, um die Fernblick und die erhabene Stille zu genießen.
Ein Phänomen wird am Stewart-Cassiar Highway allerdings deutlich, was wir auch andernorts schon beobachten konnten. Die Wälder werden regelmäßig von Waldbränden heimgesucht und hinterlassen auf Jahre grau-schwarze Flächen toter Baumgerippe, die sich allerdings mittelfristig als Verjüngungskur für die Vegetation erweisen.
Er ist ein Anglerparadies, aber er ist vor allem ein Anlaufpunkt für Camper auf der Durchreise. Und so erklärt sich auch, dass der Campground geöffnet ist. Es sind schon einige Stellplätze belegt, obwohl wir relativ zeitig da sind. Dennoch finden wir einen schönen Platz direkt am Wasser.
Nachdem wir uns auf dem Platz eingerichtet haben, kommt schon bald die Platzwärterin mit einem Quad angetuckert. Auf einer kleinen Ladefläche hat sie Feuerholz zum Verkauf. Da wir versorgt sind, kassiert sie nur die Platzgebühr. Später fragen wir sie noch, ob sie eventuell ein Kanu im Verleih hätte.

Damit beschließen wir, morgen früh eine Kanutour zu machen und am morgigen Vormittag den See zu erkunden. Aber jetzt schlendern wir in der Umgebung des Campgrounds herum und bewundern die Natur in der Ferne und auch im Nahen. Dabei fallen uns auch wieder diese speziellen Birkenblätter auf, die im herbstlichen Dahinwelken tribal-artige Linien bilden. Ein Phänomen, welches wir anderwo noch nicht beobachtet haben. Oder liegt es nur daran, dass wir
hier und jetzt besonders viel Muse für das Beobachten der Natur entwickeln?
Auch ein Baumhörnchen, das im Geäst sitzt und possierlich an etwas knabbert, beobachten wir eine geraume Weile. Dann treibt uns ein drohender Regenschauer zum Camper zurück. Als dieser durch ein Wolkenloch von Sonnenstrahlen getroffen wird, sehen wir über dem gegenüber liegenden Ufer einen Teilregenbogen.
Die Schauerneigung bleibt bis zur Dämmerung bestehen. Dennoch finden wir Gelegenheit, in den Campingstühlen und am Lagerfeuer den Blick über den See zu genießen, bevor wir uns zur Nachtruhe in den Camper zurückziehen.
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