Jede Reise beginnt mit dem ersten Schritt - das ist bekannt. Und dass die ersten Schritte der Reise meist nichts Spektakuläres bieten, ist die typische Erfahrung. Aber ein Tagebuch kommt nicht umhin, auch diese Tage zu beschreiben um vollständig zu sein.
Also - tief durchgeatmet - los gehts:
Wir fliegen von Bremen mit der KLM. Das bedeutet, es geht erstmal mit dem Cityhopper nach Amsterdam. Die Aufenthaltsdauer in Amsterdam ist erträglich - nicht zu kurz, um hetzen zu müssen, aber auch nicht zu lang. Die Zeit reicht auch für einen Ladenbummel im zentralen Bereich des EU-Terminal und für ein Bierchen. Natürlich sollte man auch in den Duty-Free-Shop reinschauen. Bei den Alkoholpreisen in Kanada kann sich ein Mitnehmsel lohnen.
Irgendwann ist es Zeit, zum Terminal für Nicht-EU-Flüge zu gehen und das Boarding zu vollziehen. Der Flug geht direkt bis Edmonton und ist somit eine relativ bequeme Verbindung - soweit das die Economy-Class auf einem Überseeflug zulässt. Zumindest haben wir für Meilen aus dem Flying-Blue-Programm auf Comfort-Economy gewechselt, was etwas mehr Beinfreiheit bringt. Somit war der Flug doch recht angenehm.
Wenn man nach Westen fliegt, fliegt man mit der Zeit und der Sonne. Man hat zwar einen langen Tag, aber westwärts geht irgendwie immer besser, als ostwärts. Am Nachmittag landen wir also auf dem Edmonton International Airport Nisku. Dieser liegt südlich von Edmonton bei Leduc, einem Satellitenstädtchen von Albertas Hauptstadt. Hier befindet sich auch das Hotel, wo wir eine Übernachtung vor Übernahme des Wohnmobils gebucht haben.
Die Einreise erfolgt problemlos - oder sagen wir problemarm, denn die automatischen Passlesegeräte beim SB-Einreiseschalter überfordern uns, und wir müssen zu einem bemannten Schalter gehen. Das dauert zwar etwas länger, aber am Gepäckband sind wir dann doch Just-In-Time, als auch unsere Koffer kommen.
Flughafencity am Edmonton International Airport Nisku unten mittig das Four Points Sheraton und links (nicht mehr im Bild) der Airport |
Das in Kanada typische Prinzip ist: Alle nennenswerten Hotels haben an einer Infotafel Telefonnummern angegeben, über die man einen kostenlosen Shuttletransfer vom Flughafen anfordern kann. Unser Shuttle zum Four Points by Sheraton Hotel ist nach zehn Minuten Wartezeit da.
Das Hotel befindet sich in Leduc unweit vom Flughafen. Wir checken ein und versuchen, zur Ruhe zu kommen.
Mit Nordlichterbeobachtung zum Hotelfenster hinaus wird es diesmal nichts, den der Himmel ist trüb und bedeckt. Es ist regnerisch und das bleibt es auch am nächsten Morgen.
Das Shuttle zum Wohnmobilvermieter "Fraserway" wird am Morgen adhoc organisiert und kommt sehr schnell. Es zahlt sich aus, dass die Vermietstation praktisch im gleichen Gewerbegebiet liegt - ebenfalls in Leduc. Zudem ist in dieser Vermietstation deutlich weniger los, als in Calgary - wir sind sogar die einzigen Kunden, als wir das Büro betreten. Dass lässt die Formalitäten ohne Wartezeiten über die Bühne gehen, denn unser Fahrzeug steht bereit vor der Tür. Auch die typische Einweisung geht locker von statten.
Witzigerweise fällt uns dabei gar nicht auf, dass die Wohneinheit hinten einen Schaden hat und auch das Sonnendach nicht auszufahren geht. Aber es ist mit Solarpanel auf dem Dach ausgestattet und hat damit eine verbesserte Autonomie. Das Fahrzeug selbst ist ein nagelneuer Fullsize-Pickup vom Typ Ford F350 mit V8 Dieselmotor. Es hat ein Kenzeichen aus British Columbia und ist wohl gerade erst am Vortag in der Station abgegeben worden.
Es folgt das typische Ritual: Koffer auspacken und die leeren Koffer bei Fraserway in der Vermietstation einlagern. Dann gehts schon los - zuerst einmal zu Safeway zum Vorräteeinkauf. Der nächste Safeway ist etwas südlicher in Leduc. Während unseres Einkaufes regnet es. Der initiale Vorratskauf dauert auch in der Regel etwas länger und der Besuch im Liquor Store kommt hinzu (merke: in Kanada gibt es Alkohol, auch Bier, nur in speziellen Läden).
Nun endlich kann die erste Etappe beginnen - auf nach Norden. Dazu müssen wir erstmal Edmonton umfahren, was etwa 50 km ausmacht. Edmonton, die Hauptstadt Albertas, hat zwar knapp weniger als eine Million Einwohner, ist aber wegen der geringen Siedlungsdichte eine der flächengrößten Städte Nordamerikas. Dies gilt es nun zu umschiffen.
Die Etappe heute soll nicht so weit führen, denn wir haben dafür nur einen halben Fahrtag. Dennoch wollen wir einen kleinen Abstecher machen. Bei Villeneuve nordwestlich von Edmonton gibt es eine hölzerne Eisenbahnbrücke und die wollen wir sehen. Das Wetter ist inzwischen auch besser geworden, aber eine unbefestigte Straße trocknet nicht so schnell. Aber über eine solche Straße fahren wir ein Stück und sauen uns das Auto schon gleich am ersten Tag gehörig ein.
Die Brücke ist ein relativ kleines Konstrukt, aber sie ist in Betrieb und führt die Gleise der Canadian National Railway über ein kleines Flüsschen. Mit der gigantischen Holzbrücke von Meyerthorpe ist sie nicht zu vergleichen, aber wir konnten zu dem Zeitpunkt noch nicht ahnen, dass wir auch diese noch sehen werden.
Jetzt geht es nur noch in Richtung Nord auf Provinzstraßen. Es fährt sich sehr entspannt - wenig Verkehr, sehr defensiv und immer durch viel Natur und weite Landschaften. Unser Tagesziel wird ein Campground am Steele Lake sein. Erst die erste Nacht im Camper wird uns das Gefühl geben, auf großer Fahrt zu sein.
An dieser Stelle eine Anmerkung: Neben dem festen Termin der Rückgabe des Campers in Edmonton gibt es noch einen weiteren festen Termin auf dieser Reise. Es ist ein gebuchter Flug von Fort Simpson in den Nahanni Range mit Zwischenlandung an den Virginia Falls und am Little Doctor Lake. Dieser Termin gebietet es uns, einen Etappenplan zumindest in etwa einzuhalten. Natürlich gibt es auch Reservetage dabei, falls irgend etwas uns aufhalten sollte. Ein weiterer Aspekt bei der Auswahl unserer Stellplätze ist die Möglichkeit, bei entsprechend guten Bedingungen Nordlichter zu beobachten.
So erreichen wir in den Abendstunden den Cross Lake Provincial Park Campground am Steele Lake.
Dieser Campground hat seine Saison schon beendet, ist aber noch nicht geschlossen. Somit zahlen wir keine Gebühr, da keiner da ist, der sie kassiert. Zudem ist er fast leer. Aber erstaunlicherweise gibt es an den Stellplätzen noch Strom. Wir können daher sogar unser Equipment auf Vordermann bringen und diverse Akkus laden. Nach unserem ersten Drohnenflug ist dies ganz hilfreich.
Ansonsten aber wird der Abend schnell kalt und unwirtlich und auch die Bedingungen für Nordlichterbeobachtungen sind in dieser Nacht nicht gegeben.
Hier noch unser erster Drohneneinsatz in Kanada mit unserer DJI Mavic Pro, man kann schon ahnen, dass dies eine großartige Bereicherung der Videoreportage 2017 werden wird:
Zum Auftakt ist der Platz schon sehr passend und wir freuen uns auf den nächsten Tag, den ersten echten Reisetag.
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