Sonntag, 28. Juni 2015

Einmal Yellowstone und zurück... Dieser Reise letzter Akt

R&G

An diesem Morgen erliegen wir dem Komfort des Delta Bow River Hotels. Wir haben am Vorabend an der Rezeption unseren Limousinen-Service abgestimmt und diesen nicht zu früh vereinbart. Somit hätten wir den Vormittag noch für Calgary. Aber das gemütliche Hotelzimmer mit Blick über den Bow River, die Business Lounge im 24 Stock und die Möglichkeit der Internetnutzung nach langer Zeit lässt uns die Zeit im Hotel verbringen.

Auch beim Frühstück genießen wir wieder den Fernblick über Calgary, das sich hinter dem Bow River in der hügeligen Prärie verliert. In der Ferne sehen wir die Flugzeuge, die am Calgary Airport landen und aufsteigen. Es sind die Vorboten unseres heutigen Rückfluges entgegengesetzt der Zeit und somit durch eine kurze Nacht hindurch in den nächsten Tag.

Schließlich ist es an der Zeit, diese Oase des Komforts zu verlassen und zum Flughafen zu fahren. Den Limousinen-Service erwarten wir in der Lobby. Pünktlich fährt unsere Limousine - es ist ein großer schwarzer Lincoln - vor und wartet vor dem Haupteingang. Da der Fahrer telefonierend im Wagen sitzen bleibt, gehen wir hinaus um zu klären, ob es unser Fahrzeug ist. Das ist es, und der Fahrer wuchtet unsere Koffer in den Kofferraum. Es ist ein Inder im Anzug und Schlips und er wirkt etwas blasiert und maulfaul. Vielleicht hatte er statt unserer den Bürgermeister von Calgary erwartet. Wir nehmen auf den Ledersitzen im Fond Platz und lassen uns in der klimatisierten Limousine zum Flughafen kutschieren.

Ohne Staus oder Verzögerungen sind wir nach 20 Minuten am Terminal der KLM. Der Check-In verläuft zügig, allerdings am Sky-Priority-Schalter, aber die Sicherheitskontrolle ist wieder von einer riesigen Schlange geprägt. Erst ist es uns zu blöd, wieder mit der Flying-Blue-Platinum-Karte zu wedeln, aber nach einer Weile tun wir es doch und machen von unserem Priority-Privileg Gebrauch. Das heißt, wir gehen an der Warteschlange vorbei nach vorn, wo das Schild steht: "Sky Priority hier einordnen".

Im Gate schlendern wir noch einmal die Boutiquen ab, bevor wir auch hier die Business-Lounge aufsuchen. Von hier hat man nochmal einen schönen Blick über das Rollfeld in Richtung der City von Calgary, vor deren Silhouette Flugzeuge im Landeanflug wie in Zeitlupe herangleiten. Bald ist die Zeit des Boarding erreicht und wir gehen zum Flugsteig.

Mit den Plätzen sind wir zufrieden. Dem Budget entsprechend sitzen wir in der Komfort-Economy-Klasse und belegen zwei Plätze zwischen Fenster und linkem Gang. Der A330 hat zwischen Fenster und Gang nur zwei Sitze, was die Plätze nicht so beengt erscheinen lässt. Nach dem Start nehmen wir durchs Fenster Abschied von Calgary und geben uns dann der Bordunterhaltung und dem Bordservice hin.

Zwischen "Mortdecai" dem Teilzeitgauner und "American Sniper" nehmen wir das Abendessen ein und versuchen dann in der faktisch nicht vorhanden Nacht zu schlafen. Es wird ein entsprechend kurzer Schlaf, dem das Frühstück und schon bald darauf die Landung in Amsterdam folgen.

Und nun kommt die eigentliche Herausforderung und die heißt: Wach bleiben! Der Anschlussflug nach Bremen geht nämlich erst in 8 Stunden. Der Versuch beim Transferservice einen früheren Flug zu bekommen, schlägt fehl, denn die einzige frühere Verbindung nach Bremen hebt gerade ab. Zum Glück gibt es die Crown-Lounge.

Aber wie das so ist, wenn man sich übermüdet in bequeme Sessel lümmelt: Der Schlaf übermannt einen erbarmungslos und dennoch ist es kein sehr erholsamer Schlaf. Wie wir die Wartezeit totgeschlagen haben, können wir kaum nachvollziehen, aber irgendwann - es ist nun schon Sonntagnachmittag - können wir uns zu unserem Flugsteig nach Bremen begeben. Diesen kurzen Flug werden wir wohl mit innerer Stärke auch noch überstehen.

Gepriesen sei der Bremer Flughafen. Wir kennen einige Airports dieser Welt, aber dem Bremer gebührt die Ehre, die schnellste Abfertigung bei der Ankunft zu haben. Die Kinder winken schon durch die Glasscheibe. Sie werden unser Limousinen-Service bis nach Hause sein. Und da läuft schon das Gepäckband an. Keine Minute später sind unsere Koffer vom Band und wir stürmen durch den grünen Gang am Spalier der Zollbeamten vorbei.

"Bussi, Drücki, Na - wie war's". Im Auto wird schon über das Erlebte gesprochen und das Ende der Reise ist erreicht.

Sollte Euer Interesse an unseren Wohnmobilreisen geweckt worden sein und Ihr wollt mehr lesen oder sehen, empfehlen wir folgende Links:

Freitag, 26. Juni 2015

Einmal Yellowstone und zurück... Der letzte Tropfen Sprit und die Wolkenkratzer

R&G

Der heutige Tag  hält für uns einige Verpflichtungen bereit. Dies ist zuerst einmal der übergabereife Zustand des Wohnmobils. Den größten Teil davon haben wir schon gestern Abend erledigt - der Wagen ist besenrein. Zum übergabereifen Zustand gehören noch leere Abwassertanks und ein voller Benzintank. Die entscheidende Verpflichtung jedoch ist die Rückgabe des Wohnmobils bis 12:00 Uhr an der Mietstation von Fraserway in Airdrie bei Calgary.

Für all das sollte genügend Zeit sein. Auch bei gemütlicher Fahrt dürfte das Ziel in zwei Stunden Fahrt erreicht sein.

Also ist am Morgen keine Hektik geboten und das Frühstück kann wie immer in aller Gemütlichkeit stattfinden. Sogar für das spätere Umpacken der persönlichen Sachen in die Reisekoffer haben wir schon vorgesorgt und gewissermaßen vorsortiert. Alsbald rollen wir zum Ausgang des Campgrounds und stoppen an der Dumpstation.

Die Entleerung der Abwassertanks erledigen wir gründlich, wie immer und schicken noch einiges an Spülwasser über die Toilette und die Waschbecken hinterher, bevor wir die Abwasserschieber wieder schließen und auch den Abwasserschlauch spülen. Dann fahren wir umgehend zum Transkanada Highway und spuren uns nach Osten ein.

Das Spritproblem ist allerdings bereits akut und hat auch psychische Auswirkungen: Nervosität und Angst vor dem vorzeitigen Leerfahren des Tanks. Das Navi haben wir zwar mit einbezogen in die Planung um eine möglichst kurze Streckenführung zur Tankstelle unserer Wahl in Cochrane, aber es ist dennoch auf Kante genäht.

Warum aber ausgerechnet in Cochrane tanken? Zwei Gründe lassen es als perfekt erscheinen. Zuerst einmal wäre das nahe genug am Ort unserer Bestimmung in Airdrie, um die Tanknadel auf den letzten 50 Kilometern nicht von der Full-Marke abweichen zu sehen. Doch des Weiteren haben wir einen Tankgutschein von Saveway, unserem Lieblingssupermarkt in Kanada, aber eben nur für die dort angegliederte Saveway-Tankstelle. Die war allerdings so schon verhältnismäßig preiswert. Und der Gutschein, eher ein Rabattschein, ermäßigte den Literpreis nochmals um ein paar Cent.

Doch für diesen ehrgeizigen Ansatz würden wir sehr tief in die Kraftstoffreserve hineingreifen müssen, das war bereits jetzt abzusehen. Von Banff bis Cochrane sind es immerhin noch 100 Kilometer, und das nur, wenn wir geschickt hinter Canmore vom Transkanada Highway 1 auf die alte 1a wechseln. Hierbei sollte das Navi helfen.

Aber es ist wie vertrackt! Wenn man bereits im Stress ist, läuft das gut Gemeinte meist schief und das gut Gemeinte wird zum Feind des Guten. So geschieht es auch mit unserem Navi, welches uns zu früh vom Transkanada Highway auf die 1a lotst. Ohne das Benzinproblem wäre es eine tolle Sache, denn die 1a ist szenisch und landschaftlich viel schöner, als die autobahnmäßige 1. Nun aber führt der zu frühe Wechsel auf die Landstraße dazu, dass wir voll durch den Stadtkern von Canmore hindurch müssen, Stadtverkehr und Ampeln inbegriffen.

Teils stoisch, teils fluchend (was den Fahrer anbelangt) wursteln wir uns hier hindurch, was auch ein Mehr an Zeit kostet. Nachdem wir die besiedelten Gebiete des sich immer weiter öffnenden Bow Valley verlassen haben läuft es besser, aber der Stressfaktor bleibt und verschärft sich sogar, als die Reserveanzeige gelb im Armaturenbrett aufleuchtet.

Dennoch gönnen wir uns noch einen Halt an einer Stelle, wo wir einen Blick auf den Mount Yamnuska haben. In erster Linie ist dieser Halt den schwachen Blasen gewidmet. Doch die Pause im Angesicht des Mount Yamnuska, der wie ein Wächter der Rockies am Ende des Bow Valley wacht, gibt uns die Gelegenheit für einen andachtsvollen Abschied von dem berühmtesten Gebirge Nordamerikas.

Was jetzt vor uns liegt, ist hügelige Prärie. Sie kommt nicht schlagartig, aber sie setzt sich immer mehr in Szene, während die Wälder immer lichteren Kiefernhainen weichen, die von bereits gelb werdendem Grasland durchzogen werden.

Die "Schwalbe" fliegt über den Erie-See,
Gischt schäumt um den Bug wie Flocken von Schnee;
von Detroit fliegt sie nach Buffalo -
die Herzen aber sind frei und froh,
und die Passagiere mit Kindern und Fraun
im Dämmerlicht schon das Ufer schaun,
und plaudernd an John Maynard heran
tritt alles: "Wie weit noch, Steuermann?"
Der schaut nach vorn und schaut in die Rund:
"Noch dreißig Minuten ... Halbe Stund."


Dem psychischen Druck der Tanknadel am unteren Anschlag und des gelb leuchtenden Reservelämpchens setzen wir eine Allegorie auf unser Benzinproblem entgegen, indem wir uns wie Reisende in Theodor Fontanes "John Maynard" sehen. Als wieder ein Entfernungsschild kommt, welches Cochrane anzeigt, rufen wir: "Noch 40 Kilometer bis Buffalo!" Wir passieren die Nakota Lodge. Die Rockies liegen hinter uns und immer, wenn es hügelabwärts geht, wird der Fuß vom Gas genommen und wir lassen uns rollen.

Alle Herzen sind froh, alle Herzen sind frei -
da klingt's aus dem Schiffsraum her wie Schrei,
"Feuer!" war es, was da klang,
ein Qualm aus Kajüt und Luke drang,
ein Qualm, dann Flammen lichterloh,
und noch zwanzig Minuten bis Buffalo.


Wir erreichen Ghost Lake und sehen wieder einen Wegweiser: "Noch 25 Kilometer bis Buffalo!" Der Ghost Lake ist ein Stausee. Der Bow River wird hier zu einem Reservoir für die Wasserversorgung des Großraumes Calgary und natürlich der Landwirtschaft aufgestaut. Wir nehmen ihn nur beiläufig im Vorbeirollen zur Kenntnis.

Und die Passagiere, bunt gemengt,
am Bugspriet stehn sie zusammengedrängt,
am Bugspriet vorn ist noch Luft und Licht,
am Steuer aber lagert sich´s dicht,
und ein Jammern wird laut: "Wo sind wir? wo?"
Und noch fünfzehn Minuten bis Buffalo.


Obwohl wir nun Cochrane schon am Horizont sehen, peinigt uns wieder ein Wegweiser: "Noch 8 Kilometer bis Buffalo!" Kommt gleich das erste Muckern, wenn die Benzinpumpe in der nächsten Kurve die ersten Luftblasen zur Einspritzanlage presst? Das Ortsschild von Cochrane erscheint, damit aber auch Tempobegrenzung, Ampeln, Stadtverkehr, Stop&Go. Schließlich kommt der Abzweig in das Gewerbegebiet, wo der Markt liegt...

...

Und das Schiffsvolk jubelt: "Halt aus! Hallo!"
Und noch zehn Minuten bis Buffalo.


...und wieder eine Ampel, schließlich unser geliebter 4-Wege-Stopp und es geht links hinein auf den riesigen Parkplatz des Saveway-Marktes.

Und in die Brandung, was Klippe, was Stein,
jagt er die "Schwalbe" mitten hinein.
Soll Rettung kommen, so kommt sie nur so.
Rettung: der Strand von Buffalo!

(aus Theodor Fontanes "John Maynard")


Die Saveway-Tankstelle ist, wie die meisten Tankstellen in Kanada, eine Selbstbedienungstankstelle mit Kartenleser. Obwohl auch dies eine Herausforderung ist, zumal wir im englischsprachigen Bildschirmdialog auch unseren Rabattcode irgendwie eingeben müssen, ist der Stress wie weggeblasen. Und der Rabattcode funktioniert tatsächlich! Der auch so schon günstige Literpreis von 1,129 CAD sinkt nochmals auf 1,059 CAD - 7 Cent Rabatt pro Liter. Und das zahlt sich aus. Unser Tank ist wie ein ausgetrockneter Brunnen im Death Valley. 139 Liter laufen wie Nichts hinein, bis die Zapfpistole klickt. Auf der Rechnung stehen nun 145 Kanadische Dollar. Dann auf nach Airdrie.

Die letzten 50 Kilometer gestalten sich problemlos. Wir versuchen auch jetzt noch, sparsam zu fahren, um bei Rückgabe zu vermeiden, dass der Tank nicht ganz voll angezeigt wird. Im Stadtverkehr von Airdrie verfranzen wir uns dann doch - wir biegen einmal zu früh ab - mit dem Ergebnis, dass vier Wohnmobile an uns vorbei ziehen und vor uns in die Abfertigung bei Fraserway rollen. Es ist 10:45 Uhr.

Die Abfertigung bei der Rückgabe ist noch unbefriedigender, als die Übernahme. Die Fahrzeuge stehen auf dem Hof von Fraserway in zwei Schlangen und warten auf den nächsten freien Mitarbeiter. Das Prinzip "First come - first served" ist nicht gewahrt. Wie an Supermarktkassen gibt es auch hier eine Arsch-Reihe und in der stehen wir. Der Eindruck bestätigt sich ein weiteres Mal, dass die Station in Airdrie im Vergleich zu Vancouver oder Whitehorse den schlechtesten Service abliefert. Die Übergabe dauert - samt Koffer packen während der Wartezeiten - über 2 Stunden. Wir haben auch etwas nachzuzahlen, da wir unsere gebuchte Kilometerzahl überzogen haben. Als wir endlich im Shuttlebus sitzen, sind wir froh und freuen uns auf die Stadt.

Zuvor werden andere Fahrgäste noch am Flughafen abgesetzt, dann fahren wir in die City von Calgary. Unser Hotel für eine Nacht ist das Delta Bow River Hotel und liegt sehr zentral. Wir checken ein und lassen uns ein VIP-Upgrade aufschwatzen, welches uns den Zugang zur Business Lounge rund um die Uhr gewährt und auch das Frühstück beinhaltet. Doch das Preis-Leistungs-Verhältnis scheint angemessen, zumal die dortigen Getränke (außer Spirituosen) gratis sind und den Griff in die Minibar überflüssig machen. Unser Zimmer befindet sich in der 24. Etage mit Blick über den Bow River.

Aber uns zieht es erst mal in die Stadt. Die leidet zwar noch an der mittäglichen Hitze, aber die Wolkenkratzer bieten viel Schatten. Wir schlendern die 1st Street East entlang und wechseln dann auf die Centre Street. Unser Ziel ist der Calgary Tower.

Den Besuch des Calgary Tower hatten uns im letzten Jahr unsere Bekannten, die Globetrotter Wolfgang und Carmelita empfohlen. Damals ergab sich aber keine Gelegenheit dazu für uns und das wollen wir jetzt nachholen. Zuallererst ist der Tower ein Aussichtturm über der Stadt Calgary - aber was für einer. Ausgestattet mit einem elektronischen Stadtführer - einem interaktiven Infotainment-Gerät umrunden wir gemächlich das verglaste Aussichtsdeck. Es sind viele Sprachen verfügbar und wir hören uns unsere Führung in Deutsch an. Es ist kurzweilig und informativ gestaltet und mischt in die geografischen Erklärungen auch Episoden und Anekdoten aus der Geschichte und der Gegenwart der Stadt hinein. So merken wir nicht, dass darüber schnell eine Stunde vergangen ist. Auch dem Nervenkitzel, auf einer Glasplatte über dem Abgrund der Straßenschluchten zu stehen, setzen wir uns aus.

Wieder festen Boden unter den Füßen, machen wir uns auf die Suche nach einem gastronomischen Intermezzo. Dazu spazieren wir in Richtung der 8 Avenue, die zu einem großen Teil eine Fußgängerzone ist. Hier gibt es viele Restaurants, aber es ist Freitag und das Wetter ist sommerlich. Die Außenbereiche unter den Sonnenschirmen sind alle voll. Viele junge Leute treffen sich zur After-Work Party und so manches Restaurant beschallt die Fußgängerzone mit Musik.

An einem Lokal, dem Metropolitan Grill, lassen wir uns in die Warteliste eintragen und setzen uns solange im Inneren des Restaurants mit einem Bier an die Bar. Nach einer Weile kommt die Platzierdame und bittet uns zu Tisch. Unser Bier von der Bar kommt mit und wir nehmen Platz. Aber die Lage des Tisches direkt unter einer Lautsprecherbox missfällt uns und wir bekommen dann doch noch einen etwas ruhigeren Tisch. Aber die Bedienung und das Essen sind gut und wir adaptieren uns schließlich an die doch etwas laute und quirlige Umgebung mit Blick auf die wolkenkratzergesäumte Fußgängerstraße. Die Küche ist asiatisch inspiriert, bietet aber ansonsten landestypische Hauptgerichte. Wir nehmen einmal "Rockfish on Kale" und eine Kreation namens "Jambalaya" - Reis mit pikant-scharfem Cajun Chicken Pesto.




Nach der Bezahlung des Essens mit der typischen Trinkgeldoption auf dem Kreditkartenleser machen wir uns langsam auf den Weg ins Hotel. Dort nutzen wir mal richtig die Möglichkeiten des zivilisatorischen Komforts, duschen ausgiebig und gehen dann nochmal in die Business Lounge. Diese bietet einen Blick über den Bow River. Es ist der gleiche Blick, den wir auch in unserem Hotelzimmer haben, aber hier kann man ihn direkt aus den Lounge-Sesseln genießen und ein Concierge hilft bei der Auswahl eines Drinks. Da kann man sich einem Rotwein für die Dame und einem Straight Bourbon für den Herrn nicht verweigern.


Während das Gegenlicht der Abendsonne im Westen die Silhouette der Rockies dunstig gelb umreißt, beobachten wir, wie auf dem Bow River von Zeit zu Zeit Rafting-Boote durch die Stromschnellen gleiten. Bereits in der Abenddämmerung sehen wir vom Hotelzimmer die Lichter des Calgary Airport und die im Minutentakt landenden und startenden Flugzeuge.


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Donnerstag, 25. Juni 2015

Einmal Yellowstone und zurück... Bogental zwischen Tunnelberg und Schwefelberg

R&G

Heute werden wir uns Banff City anschauen. Der Tunnel Mountain Village 1 Campground liegt zwar am Ortsrand von Banff, aber doch schon im Wald. Um zu Fuß in die Stadt zu gehen, ist es doch recht weit. Zudem haben wir nur für eine Nacht eingecheckt und müssen ohnehin zum Check-In fahren. Da der Platz uns aber gefallen hat, wollen wir noch um eine Nacht verlängern und dann in den Ort fahren.

Check-Out und Check-In gestalten sich problemlos, aber da wir diesmal kein Feuerpermit benötigen, bekommen wir einen Platz in einer feuer- und rauchfreien Schleife des Campgrounds zugewiesen. Bevor wir in die Stadt weiterfahren, vergewissern wir uns, dass es eine Dumpstation gibt. Schließlich ist Morgen der Tag der Rückgabe des Wohnmobiles.

In Banff gibt es sogleich die erste Herausforderung zu meistern und dies ist die Eroberung eines geeigneten Parkplatzes. Es gibt einige Parkplätze in relativer Nähe zum Ortskern, aber die sind schon ziemlich voll und meist nicht für Wohnmobile geeignet. Doch nach einigem Zick-Zack - wir müssen noch nicht einmal eine Ehrenrunde fahren - finden wir eine letzte Lücke zwischen anderen, bereits in Reih und Glied parkenden Wohnmobilen. Der Platz ist strategisch bestens gelegen und es sind nur drei Minuten bis zur zentralen Straße von Banff, beziehungsweise bis zum Bow River.

Banff ist der Hauptort des Banff Nationalparks und dieser ist der älteste Nationalpark Kanadas. Somit hat sich das Städtchen, das 1884 seinen Namen von einem Direktor der Canadian Pacific Railway erhielt, bereits seit 1885 eine Entwicklung als Erholungsort genommen. Er ist für kanadische Verhältnisse also eine geschichtsträchtige Stadt. Vor allem aber ist sie ein touristischer Schmelztiegel, der jährlich von riesigen Touristenscharen besucht wird. Dementsprechend bietet das Städtchen, welches selbst nur knapp 7000 Einwohner hat, eine Menge an Übernachtungsmöglichkeiten, Gastronomie und Shoppingangeboten. Wenn irgendwas in Kanada mit noblen Schweizer Alpenkurorten vergleichbar ist, dann wäre es Banff.
Als Zentrum des Nationalparks hat die Stadt natürlich auch kulturelle Angebote, darunter einige Museen und ein Besucherzentrum. Dies steuern wir als erstes an.

Unsere Erfahrung hat gezeigt, dass die Besucherzentren eine gute Informations- und Inspirationsquelle für Unternehmungen in der Umgebung sind. Kostenloses Informationsmaterial und freundliche Ranger helfen einem weiter. Aber auch die Chance auf ein anderes kostenloses Angebot ist groß: kostenloses WLAN.

Nach einem kleinen Umweg - wir sind in eine falsche Seitenstraße eingebogen - finden wir das Visitor Center und versuchen, ein Plätzchen in einem Lounge-Sessel zu ergattern. Das Besucherzentrum ist allerdings sehr voll. Daher erwischen wir gerade mal einen freien Sessel, zudem ist dieser - nicht sehr diskret - mit dem Rücken einem Infoschalter zugewandt. Kostenloses WLAN gibt es zwar, doch auch dieses leidet unter der Vielzahl surfender Gäste und ist extrem lahm. Letztlich erledigen wir nur die dringendsten Sachen, vor allem E-Mail-Grüße und geben schließlich auf.

Nach dem Verlassen des Besucherzentrums schlendern wir die Banff Avenue entlang in Richtung des Bow River. Die meisten Läden an der zentralen Straße sind Souvenirläden, aber auch Bekleidung und Luxusartikel werden feilgeboten. Dazwischen stehen Hotels und Pensionen, Restaurants und der eine oder andere Lebensmittelladen. Läden sind verführerisch und wir schauen in manch einen hinein.

Am Ende der Banff Avenue überquert die Straße den Bow River und führt dann weiter zum Fairmont Banff Springs Hotel. Wir biegen vor der Brücke ab und begeben uns in den Park, der sich am Ufer des Bow River entlangzieht. Auf einer Parkbank picknicken wir mit Blick auf den Fluss. Da wir einen Rucksack mit allem Notwendigen dabei haben, sind wir unabhängig wie die Stadtkaninchen.

Der Bow River in Banff ist etwa mit dem Rhein bei Liechtenstein zu vergleichen. Er fließt noch als Wildwasserfluss, aber schon in beträchtlicher Breite durch ein weites Tal, das Bow Valley und wird schon bald die Berge in die Ebene im Osten nach Calgary verlassen. Auf der Parkbank entspannend, beschließen wir, auf der anderen Flussseite dem Parkstreifen in Richtung Fairmont Banff Springs Hotel zu folgen.


Dazu überqueren wir den Fluss nicht über die Autobrücke, sondern eine hundert Meter weiter flussabwärts befindliche Fußgängerbrücke, die Teil des Parkwegesystems ist. Auch auf der anderen Flussseite bildet der Grünstreifen am Fluss einen waldartigen Park. Dahinter sieht man Häuser zwischen den Bäumen, aber dies sind nun vornehmlich Pensionen und Ferienhäuser. Auf den Parkwegen sind viele Spaziergänger unterwegs - hauptsächlich Touristen. Aber hier tritt noch eine weitere Kategorie von Urlaubern in Erscheinung, nämlich Kurgäste. Vermutlich wohnen sie in den umliegenden Pensionen und Ferienwohnungen und joggen oder spazieren im Park oder führen ihre Hunde aus.

Nach einigen hundert Metern wird das Ufer steil und der Weg führt über Treppen nach oben. Auf beiden Seiten ist der Fluss nun von Felsen eingeengt und die Strömung wird wilder. Nach Erklimmen der Stufen blicken wir von einem erhöhten Aussichtspunkt über den Fluss und sehen unter uns das Wasser in Stromschnellen, ja Wasserfällen hinabtosen. Zudem hat sich der Blick nach hinten geöffnet und wir sehen den trutzig-mondänen Bau des Banff Spring Hotels mit dem Sulphur Mountain im Hintergrund.

Genau genommen ist es die Rückseite des Hotel, die wir sehen, denn die Vorderseite mit dem Haupteingang zeigt in Richtung Sulphur Mountain. Einer Legende zufolge sollen die Baupläne um 180° gedreht worden sein, als der Bau errichtet wurde, so dass versehentlich der Blick über den Bow River hinüber zum Tunnel Mountain der Rückseite des Gebäudes zuteilwurde.

Hier halten wir uns ein Weilchen auf und schlendern schließlich zurück. Im Ortskern werden wir uns nach einer gastronomischen Gelegenheit umschauen um einen Happen zu essen. Wir laufen gemächlich denselben Weg zurück und genießen die müßiggängerische Stimmung des Kurparkes, bis wir wieder über die Fußgängerbrücke in die Innenstadt eintauchen.

An einigen Kreuzungen der Banff Avenue gibt es Ampelschaltungen, die wie in Tokyo, rot für Autos aller Fahrtrichtungen schalten und den Fußgängern das Passieren der Kreuzung in alle Richtungen erlaubt. Wir beobachten diese Regelung voller Faszination. Die Fußgängerüberwege sind an diesen Kreuzungen auch diagonal aufgezeichnet und wenn die entsprechende Phase eintritt, läuft eine Menschenmenge an allen vier Einmündungen und über beide Diagonalen zum gegenüberliegenden Trottoir.

Wir schlendern die Banff Avenue entlang und halten gezielt Ausschau nach einem Restaurant, das uns zusagt. Schließlich sehen wir an einer Straßenkreuzung in der Nähe des Besucherzentrums ein Gebäude mit großem Eckbalkon im Obergeschoss, wo biertrinkende Gäste logieren. Das macht uns neugierig und wir suchen den Eingang. Dieser ist nicht leicht zu finden, denn im Erdgeschoss befindet sich eine Reihe von Boutiquen. Doch dann gelangen wir über eine Treppe ins Obergeschoss und schließlich ins Restaurant.

Balkonplätze seien leider alle besetzt, teilt uns eine Kellnerin mit, aber es gibt in einem der Räume eine offene Fensterfront mit einem Bartresen. Man stelle sich dies vor, wie ein extrabreites Fensterbrett - so breit, wie ein Tresen mit Barhockern davor. Das ist natürlich eine gewitzte Alternative zum Balkon und wir nehmen Platz. Eine richtige Bar mit Zapfhähnen gibt es in diesem Raum auch und ein Barmann mit Threadlocks und löchrigem T-Shirt nimmt unsere Bestellung auf. Ein großes Glas Wasser für jeden gibt es gratis vorweg. Das Restaurant nennt sich Wild Bill Saloon und ist im Western Stil dekoriert. An den Wänden hängen Reproduktionen von Fotos aus den Zwanzigern die vom Leben der Cowboys zeugen.

Wir bestellen jeder ein Bier und ein Wildlachsgericht mit unterschiedlichen Beilagen und bauen das Notebook auf, denn es gibt freies WLAN. Es ist diesmal wirklich schnell und wir können auch Bilder hochladen. Vom Fenster aus haben wir einen Blick über die Banff Avenue und eine dieser Kreuzungen mit der verrückten Fußgängerphase. Darüber erhebt sich das Bergpanorama des Bow Valley mit dem Tunnel Mountain im Vordergrund.

Bald kommt das Essen und es ist schmackhaft. Allerdings ist es auch ungewöhnlich, wenn man deutsche Maßstäbe anlegt - so auch ein Biskuit im Arrangement des Hauptgerichts.

Wir sitzen zu gut, um nach dem Essen gleich zu zahlen. Daher strecken wir unsere Getränke zeitlich in die Länge und nutzen das Internet noch ein Weilchen. Träge entschließen wir uns, um die Rechnung zu bitten und machen uns alsbald auf den Weg.

Obwohl wir nur in der Stadt unterwegs waren, empfanden wir das Pensum durchaus als umfangreich. Daher begeben wir uns langsam schlendernd zum Parkplatz, um zum Campground zurück zu fahren. Die Stadt scheint überzuquellen vor Urlaubern und wir bahnen uns unseren Weg über die Bürgersteige bis zu unserem Wohnmobil. Dann rollen wir im hier üblichen Kriechtempo durch die Stadt in Richtung Tunnel Mountain.
Noch einmal passieren wir dabei die Kreuzung mit der verrückten Fußgängerampel.

In der Nähe des Campgrounds steuern wir noch einen Aussichtspunkt an, wo man hoch über dem Bow River ins Tal hinab schaut. Der Tunnel Mountain liegt rechter Hand in unmittelbarer Nähe. Sein Name stammt von den unverwirklichten Plänen der Canadian Pacific Railway, einen Tunnel hindurch zu bohren. Aus Kostengründen wurde jedoch eine Lösung verwirklicht, die um den Berg herum führt. Daher macht die Bahnstrecke nun einen Bogen über die Cascade Ponds zwischen Tunnel Mountain und Cascade Mountain, den wir im Norden aufragen sehen.

An diesem Aussichtspunkt sieht man praktisch nur die Landschaft als großartiges Gebirgspanorama. Die Stadt Banff verbirgt sich vollständig hinter dem Tunnel Mountain. Man hat diesen Ausguck sogar mit Relax-Sesseln ausgestattet, die wir in Anspruch nehmen.

Nachdem wir zurück auf den Campground gekommen sind, ist noch genügend Zeit, um ein wenig Ordnung ins Wohnmobil zu bringen. Wir haben es morgen besenrein, vollgetankt und mit gelehrten Abwassertanks abzuliefern. Für die Besenreinheit sorgen wir schon mal vor. Die Abwassertanks werden wir morgen früh an der Dumpstation leeren. Und was das Tanken betrifft, so sind wir etwas beunruhigt über den schon so niedrigen Tankfüllstand. Aber der Ehrgeiz, mit dem US-Sprit noch bis Calgary zu kommen, hat uns nicht verlassen. Was machbar ist, wird der morgige Tag zeigen.


Die Loop, in der wir heute stehen, ist ohne Feuerstellen. Sie ist auch gut belegt. Am Abend sehen wir keine freien Plätze mehr. Auch diese Loop ist mit einem Sanitärgebäude in der Mitte des Ovals von Stellplätzen ausgestattet und auch hier sind warmes Wasser, Duschen und WC vorhanden. Wir verbringen noch einen ruhigen Abend, der nur von Zeit zu Zeit durch das Signalhorn der Canadian Pacific gestört wird.

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Mittwoch, 24. Juni 2015

Einmal Yellowstone und zurück... Durch diese hohle Gasse muss er kommen

R&G

Der Johnston Canyon Campground liegt nicht allzu weit entfernt vom Eingang in die gleichnamige Schlucht, nur auf der anderen Straßenseite des Parkway 1a. Da wir aber die nächste Nacht am Two-Jack-Lake verbringen wollen, verlassen wir den Campingplatz und fahren zum Parkplatz am Beginn des Canyon-Wanderweges.

Dieser Parkplatz ist nicht sehr groß und auch schon fast voll. Wir finden gerade noch eine freie Lücke und nehmen zur Kenntnis, dass gemessen an dem Andrang dies heute keine einsame Wanderung wird. Auf dem Parkplatz herrscht emsiges Treiben. Touristen rüsten sich zur Wanderung, sehen an der Infotafel oder suchen nochmal die Örtlichkeiten vor dem Marsch auf. Es sind wieder beide Kategorien vertreten, die echten Wanderer mit entsprechend gutem Schuhwerk und Wandergepäck, aber auch die Spaziergänger, die auf einem echten Bergwanderweg Probleme kriegen könnten.

Mit dem Strom der Wanderer begeben wir uns zum Trailhead, wo es das Johnston Canyon Resort und sogar eine Art Ausflugsgaststätte gibt. Nach dem überqueren einer Fußgängerbrücke über den Johnston Creek beginnt der Weg entlang des Flüsschen, welcher hier gerade den tiefen felsigen Einschnitt des Canyons verlässt. Ein alberner Aufsteller in Form eines Schwarzbären lächelt den Wanderern mit einem Gesichtsausdruck, wie Yogi-Bär entgegen. Eine weitere Infotafel erklärt den Canyon-Wanderweg nochmal detailliert. Damit betreten wir den Johnston Canyon.

Der Weg ist als Lehrpfad angelegt. Hier kann man tatsächlich auch als Spaziergänger ungefährdet langgehen. Der Weg ist eben und ausreichend breit und wo nötig - das ist es fast immer - sind Geländer errichtet, um den Abgrund zur Schlucht zu sichern. So wandern wir los und gehen dabei ohne Eile vor. An den Schautafeln, welche von Zeit zu Zeit mit Erklärungen aufwarten, halten wir meistens und lesen Wissenswertes.

Wir passieren einige Abschnitte, wo der Weg zwischen senkrecht abfallenden Felswänden dem Lauf des Wildwassers folgt. An der Sohle der Schlucht ist kein Platz für beide, denn das Wasser bedeckt strudelnd und schäumend den Boden in der gesamten Breite zwischen den Felsen. Hier ist den Weg als Laufsteg an einer Seite der Felswand befestigt. In solchen Abschnitten ist der Weg natürlich viel schmaler und es erfordert einen Marsch in Gänsereihe. Bei Gegenverkehr wird es entsprechend noch enger.

Neben den bizarren Windungen und Felsen der Schlucht und dem sprudelnden Wildwasserschnellen in der Sohle hat der Canyon zwei Höhepunkte. Es sind, wer hätte etwas anderes erwartet, Wasserfälle. Den ersten Wasserfall, die Lower Falls erreichen wir schon bald. Es ist ein typischer Schlüsselloch-Wasserfall. Er fließt nicht einfach über eine Schwelle und stürzt nach unten, sondern er tritt aus einer Verengung des Canyons wie aus einem Spalt und ergießt sich in einen fast höhlenartigen von Felswänden umgebenen Schacht, wo sich ein schäumendes Strudelbecken gebildet hat. Dem entsprechend gibt es nur sehr eingeschränkte Perspektiven, aus denen man den Wasserfall gut sehen kann.

Einer dieser Standorte befindet sich auf einer höheren Stelle des Weges, dort wo er bereits weiter aufwärts zum Oberlauf führt. Der andere etwas verrückte Aussichtspunkt befindet sich an der anderen Flanke der Schlucht. Man muss dazu eine Brücke überqueren. Dann führt ein niedriger schmaler Tunnel durch den Fels. Dort wo er endet, blickt man direkt in den Schacht über dem Strudelbecken und sieht das herabstürzende Wasser in wenigen Metern Entfernung.

In so unmittelbarer Nähe des Sturzbaches ist man sofort der sprühenden Gischt ausgesetzt. Vor allem die Linsen der Objektive sind sofort vollgespritzt und machen die Fototechnik zeitweilig unbrauchbar. Aber auch Haare, Gesicht und Kleidung werden mit jeder Sekunde, die man hier ausharrt immer nässer. Also halten wir uns an diesem zugegeben einzigartigen Aussichtspunkt nur zwei bis drei Minuten auf und versuchen dann vorbei an den nachströmenden Wanderern uns wieder durch den Tunnel zurück zu zwängen.

Wir wandern weiter hinauf in die Schlucht. Es geht nun häufiger auf der oberen Kante der Westwand vom Canyon entlang. An einigen Stellen sieht man, wie die Schlucht sich in Schlaufen in den Grund geschnitten hat. Das lässt die gegenüber liegende Felswand zuweilen wie ein Schiffsbug erscheinen, der vom Johnston River brodelnd umflossen wird. An einer besonders bizarren Windung des Canyon versuchen wir, ein Selfie zu schießen - eine Herausforderung bei so wenig Platz für Stativ und Personen vor dem eigentlichen Motiv, dem Canyon. Schließlich lauert einen halben Schritt weiter bereits eine erhebliche Absturzgefahr.


Bald darauf gelangen wir an den zweiten markanten Höhepunkt der Schlucht, dem Upper Fall. Er hat eine größere Fallhöhe und stürzt nahezu senkrecht hinunter. Auch hier sind Aussichtsplattformen jeweils unterhalb des Falles und weiter oben errichtet worden. Die untere Plattform bietet zudem einen frontalen Blick auf die gegenüber liegende Wand des Canyon, die hier aus gelblich-ockerfarbenem Sedimentgestein besteht. Auch in diesem Falle ist die untere Plattform einem feuchten Nebel vom den sprühenden Sturzbächen des Wasserfalls ausgesetzt, der in mehreren parallelen Strahlen nach unten fällt.

Auch auf der oberen Plattform verweilen wir und gegen schließlich weiter. Wenige Meter weiter ist der Lehrpfad zu ende. Der Wanderweg geht jedoch weiter. er verlässt den Canyon und entfernt sich vom Johnston Creek - vorerst. Ein Schild zeigt als nächstes Ziel sogenannte Inkpots an. Würden wir jetzt kehrt machen, wäre die Wanderung entschieden zu kurz ausgefallen. Daher entschließen wir uns, weiter zu gehen.

Der Wanderweg ist nun ein echter Bergwanderpfad geworden. Der ausgebaute Stieg mit Geländer ist einem ausgetretenen Pfad gewichen. Nun sind auch weniger Wanderer zu sehen. Zunächst geht es wenig spektakulär durch den Wald und dabei zunehmend nach oben. Ganz selten öffnet sich mal ein Fernblick, meist auf die Gipfel über der östlichen Seite des Johnston Canyons. Nach kilometerlanger Wanderung erreichen wir das Ziel - die Inkpots.

Die Inkpots sind Springquellen, die in flachen Lachen und Tümpeln an die Erdoberfläche treten. Dabei bringen sie natürliche Farbstoffe aus dem Untergrund nach oben und färben das Wasser bläulich und grünlich. Am Grund der Tümpel, deren Wasser an sich sehr klar ist, sieht man das aufsteigende Wasser in Form von brodelndem Farbschlamm.

Diese Inkpots sind für sich genommen schon recht sehenswerte Naturerscheinungen, aber dieser Ort hat mehr zu bieten. Denn der Wald hat sich hier zu einer Alm gelichtet und hundert Meter weiter fließt der Johnston Creek. Doch hier hat er einen gänzlich anderen Charakter, als im tiefen Grund des Canyons, wo er reißend und gefährlich in Kaskaden hindurch schießt.

Hier ist er - natürlich ebenfalls als Wildwasser - ein Flüsschen, was über ein seichtes steiniges Bett strömt. Schnell, aber flach und vor allem sonnendurchflutet windet er sich durch die Wiesenaue, wo sich an seinem Ufer dutzende Wanderer zum Picknick niedergelassen haben. Es könnte keinen perfekteren Ort für ein Picknick geben, zumal hier das Ende des offiziellen Wanderweges ist. Auch wir lassen uns hier für eine entspannte Pause nieder.

Wir verbringen eine ganze Menge Zeit hier, vielleicht sogar eine Stunde. Das Picknick, der Ausblick auf das Bergpanorama über dem Flüsschen und das Umherschlendern an den Inkpots sind es aber wert, hier die Zeit zu vergessen. Doch irgendwann gewinnt die Unruhe überhand und wir begeben uns auf den Rückweg. Dieser ist nun geprägt von denselben Stellen, die wir bereits vom Hinweg kennen. Daher halten wir uns weniger lang auf.

Als wir den Canyon Lehrpfad wieder betreten, pausieren wir dennoch wieder, denn einige freche, aber faszinierend verspielte Erdhörnchen gewinnen unsere Aufmerksamkeit. Wir beobachten und natürlich filmen und fotografieren wir sie. Ihr agiles und nahezu schauspielerisches Possenspiel bringt uns auf den Gedanken, sie in einem unserer Filmchen mit einer Sprechrolle zu versehen.

Auf dem Rückweg im Canyon zeigen sich die Lichtverhältnisse etwas verändert. Es ist in solchen Schluchten generell schwierig, mit dem Licht ein Arrangement zu treffen. Düster am Boden und gleißend hell in den oberen Etagen lassen sich kaum Bilder fabrizieren die ausgewogen belichtet sind. Doch jetzt mit dem Licht aus West sieht es zumindest etwas besser aus.

Also nutzen wir den Umstand, dass wir überall nochmal vorbei müssen, um die einzelnen Höhepunkte des Canyons nochmal in anderem Licht zu fotografieren. Und so passieren wir die markanten Stellen abermals, wenn auch im schnellen Rücklauf.

Am Ende können wir auf eine recht ordentliche Wanderung zurückblicken und am Parkplatz angelangt fühlen wir uns noch nicht einmal allzu sehr erschöpft. Somit schauen wir bereits dem Abend entgegen, den wir am Two-Jack-Lake ausklingen lassen wollen und nun Kurs nach Osten auf der 1a nehmen.

Der Campground am Two-Jack-Lake ist uns wohlbekannt, zumindest der kleinere von beiden, der Lake-Side-Campground. Hier haben wir vor einem Jahr den Wintereinbruch in den Rockies erlebt und fanden seine Lage am See dennoch wunderschön. Somit sollte er nochmal für eine Nacht unsere Heimstatt werden.

Doch auch heute werden Wunsch und Realität mal wieder auseinanderdriften. Denn unser Wunschplatz ist überfüllt. Naja, es gibt ja einige hundert Meter weiter, den anderen Two-Jack-Lake Campground - "Two-Jack-Lake Main". Der liegt zwar nicht direkt am See, sondern mehr im Wald, aber was soll's. Doch wenn es kommt, kommt's dicke, der Two-Jack-Lake Main hat noch geschlossen und auch er wird erst am 1. Juli geöffnet. Jetzt sind wir wieder sehr enttäuscht und müssen zwangsläufig nach Banff auf den Tunnel Mountain Campground.

Zumindest drehen wir noch die Runde entlang dem Lake-Minnewanka-Scenic-Drive. Hier fahren wir nochmal am Two-Jack-Lake vorbei mit Blick vom Berghang und kommen auch am Lake Minnewanka vorbei, wo wir aber nicht mehr halten. Dann fahren wir nach Banff hinunter.

Die stadtnahen Campgrounds bei Banff sind grundsätzlich nicht schlecht. Aber sie sind sehr groß und wirken daher nicht ganz so einsam und wild. Es sind ihrer drei: Tunnel Mountain Village 1, Village 2 und Trailer Court. Wir steuern Village 1 an, weil er am weitesten im Wald liegt. Zudem buchen wir beim Einchecken eine Feuererlaubnis dazu, denn es ist Zeit, sich unserer Holzvorräte zu entledigen, die wir noch immer im Camper geladen haben.

Nachdem wir auf den zugewiesenen Stellplatz gefahren sind, freunden wir uns schnell mit der Stelle an. Sie ist umgeben von lichtem Wald, durch den die umliegenden Berge zu sehen sind. Der Platz ist weitläufig und viele der umliegenden Stellplätze sind nicht belegt.
Fünfzig Meter weiter zwischen den Bäumen sind Sanitäranlagen mit Warmwasser, Duschen und WC. Und es tummeln sich Erdhörnchen auf dem Platz und zwar in Scharen. Eines hat sogar den Eingang des Baus direkt an unserem Feuerplatz. Zu seinem eigenen Schutz verschließen wir den Eingang mit einem Holzscheit.

Am Ende wird der Abend beim Lagerfeuer wieder zum romantischen Tagesausklang und vermutlich auch zum Abschluss des wilden Teils der Reise. Es war ein warmer Sommerabend und wir saßen bis in die Dunkelheit am Lagerfeuer. Vor dem Schlafengehen raschelte es hinter dem Wohnmobil und im Schein der Stirnlampen sahen wir einen Wapiti Blätter von einem Strauch fressen.

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