Dienstag, 16. Juni 2015

Einmal Yellowstone und zurück...langsamer Abschied westwärts

Norris Geysir Becken
R&G

Auch für heute haben wir einen Plan. Dieser enthält soweit alles bis auf eines - den Campground am Ende des Tages. Mit 100-prozentiger Sicherheit werden wir nach dem Frühstück die Baustelle des Grand-Loop-Parkways ein weiteres Mal durchfahren, natürlich nachdem wir mit Frühstück und sonstigen morgendlichen Erledigungen fertig sind und den Campground verlassen haben.

Einzelne Bisons entlang der Straßenbaustelle - auch hier dampfen heiße Quellen
Zu Beginn des Tages wollen wir entlang der Stecke zum westlichen Parkausgang noch einige Stopps einlegen und einige geothermische und landschaftliche Highlights bewundern. Dazu wollen wir der Grand Loop bis zur Madison-Junction folgen und dann nach Westen abbiegen, wo wir dem Madison River entlang der West-Entrance-Road folgen.

Das Porzellan-Bassin, so genannt wegen seines milchigen Sinters,
dahinter dampfende Fumarole und ein dramatischer Himmel
seltsam leuchtende milchige Pools,
als wären sie von unten blau beleuchtet
Nach dem wir ein weiteres Mal die Straßenbaustelle passiert haben, erreichen wir das Norris-Geysir-Becken (Norris Geyser Bassin), ein geothermisches Gebiet von fast 3 Kilometern Länge. Es hat ein eigenes Eingangstor mit einem Museumsgebäude.

Als wir eintreffen, hat der Touristentrubel noch nicht begonnen, so dass es noch nicht zu überlaufen wirkt. Dennoch ist es bei weitem nicht menschenleer. Am Tor zu dem Gelände bieten Park-Ranger Exkursionen durch das Gelände an. Wir ziehen erst mal allein los und folgen einem Plankenstieg in nördlicher Richtung.

Hier hat man vor allem einen Fernblick über das Gelände, welches in hellen bis grellen Pastellfarben gleißt. Das ganze Bassin ist geprägt von Sintergestein und dampfenden Quellen, Fumarolen und Geysiren mit nur wenig Baum- und Strauchbewuchs dazwischen. Einige Quellen entlang des Weges bilden Pools mit einem seltsamen Leuchten im milchigen Wasser. Es scheint, als wären sie von unten blau durchleuchtet.

Der Steamboat Geysir dampft ständig - daher sein Name
Nach Beendigung dieses ersten Rundgangs kehren wir zum Ausgangspunkt zurück und begeben uns zur südlichen, längeren Schleife. Sie führt direkt in die Sinterebene hinein und schlängelt sich an Geysiren und Quellen vorbei. Hier geraten wir in eine Gruppe Touristen, die von einem Ranger geführt werden. Wir laufen ein Weilchen mit dieser Exkursion mit und versuchen, Wissenswertes zu erlauschen.
Ein Mini-Ausbruch des Steamboat Geysirs

Ein erster Halt erfolgt bei Steamboat Geysir, dem derzeit größten aktiven Geysir der Welt. Seine größte je gemessene Auswurfhöhe betrug 130m. Seine Ausbrüche sind in höchstem Maße unregelmäßig und nicht vorhersagbar. Seit 1991 gab es nur 10 oder 11 große Ausbrüche, aber es gibt immer wieder mal kleiner Dampf-Wasser-Auswürfe. Einen solchen Rülps von 1-2 Meter Höhe erleben auch wir.

Dann folgt die Gruppe weiter dem eloquenten Ranger, der seine Erläuterungen in kurzweilige Anekdoten kleidet. Auch die eine oder andere Frage lässt er sich von der Gruppe beantworten und lockert damit seinen Vortrag auf. Einen kleinen asiatischen Jungen, der eine Frage treffend beantwortete, lobt er überschwänglich und bietet ihm den Job des Rangers an.
Am Vixen-Geysir...
Nach einigen Stationen - Pools, Quellen und Fumarolen - bleibt er an einem unscheinbaren und scheinbar nicht aktiven Austrittsloch stehen und beginnt einen Dialog zur Bedeutung des Begriffes "Vixen". Eine Tafel vor der Öffnung im Boden verrät - es ist der Vixen-Geysir. Vixen, so stellt er gemeinsam mit seinen Zuhörern heraus, heißt nicht nur Füchsin, sondern bezeichnet auch eine sehr verführerische Frau. Warum er aber diesen Small-Talk sosehr ausführlich in die Länge gezogen hat, begreifen wir im nächsten Augenblick, als der Vixen-Geysir ausbricht.
Vixen-Geysir: Ein filigraner, dünner Strahl heißen Wassers
schießt kerzengerade in die Höhe

 Ein filigraner, dünner Strahl heißen Wassers schießt kerzengerade in die Höhe. Nicht permanent, sondern in kurzen Schüben steigt die Wasser-Fontaine bis in eine Höhe von 4-5 Metern und eine Dampfhülle wird beim Herabstürzen der Spritzer vom Wind abgetrieben. Klein aber fein - so kann man diesen Geysir bezeichnen, der sein Schauspiel noch etliche Minuten fortsetzt.

Wir trennen uns von der Exkursion und gehen in unserem eigenen Tempo weiter. Dabei passieren wir noch viele kleinere Geysire und Quellen, allesamt mit eigenen speziellen Namen, wie "Porkchop" (Schweinekotelett) Geysir.

Fotostopp an den Gibbon Falls
26m Fallhöhe - die Gibbon Falls
Da am Horizont ein Gewitter aufzuziehen droht, kürzen wir den Rundgang ab und gehen in Richtung Ausgang. Dann fahren wir auf der Grand Loop Road weiter in Richtung Süden. Wegen des drohenden Gewitters fahren wir erst mal ein Stückchen und lassen die Artist Paint Pots links liegen. Nur an den Gibbon Falls halten wir nochmal kurz und machen ein paar Fotos.

Allerdings sind wir dadurch schon bald an der Madison Junction. Doch es wäre noch zu früh, um den Park zu verlassen. Also entschließen wir uns, ein Stück nach Süden zu fahren und nochmal die Grand Prismatic Spring zu besuchen.

Grand Prismatic Spring - vielleicht 15 Meter, oder mehr sind es bevor der blaue Pool dahinter beginnt.
Diesmal soll es aber der direkte, am Rande der Riesenquelle verlaufende Holzplankenweg sein, den wir entlangschlendern wollen. Auf dem Weg zum "Midway Geyser Bassin", auf dessen Gebiet sich der Grand Prismatic befindet, nimmt der Verkehr stark zu. Haltende Autos stehen überall am Straßenrand, wo Bisons in Sichtweite weiden. Am Grand Prismatic ist mit Hängen und Würgen ein Parkplatz zu ergattern, so dass wir unseren Rundgang absolvieren können.

Auf Satellitenaufnahmen sieht die Grand Prismatic Spring aus, wie ein blaues Auge auf der Erdoberfläche, welches leuchtend orange umrandet ist.
Die vielen Rinnsale heißen Wassers
fließen über metrdicke Sinterablagerungen
in den Firehole River
Nun stehen wir nach ein paar hundert Metern Fußmarsch an ihrem Rand. Es ist wahr, dass man sie auf diese Weise wegen ihrer schieren Größe nicht überblicken kann, wie aus Luft. Aber sie wirkt auf andere Weise auf einen. Der orangefarbene Uferbereich ist aus dieser Perspektive dominierend. Vielleicht 15 Meter, oder mehr sind es bevor der blaue Pool dahinter beginnt. Aber dieses Orange ist selbst ein Verlauf verschiedenster Tönungen zwischen Gelb und Rot. Das Sonnenlicht gibt den Farben die Strahlkraft von Glut und Feuer. doch es sind Bakterien, die diesen Farbzauber im heißen Wasser produzieren. Dort, wo das heiße Wasser in Rinnsalen vom Kreis des Pools wegläuft, bildet das Orange radiale Strahlen, wie bei einem Sonnenrad.

Umgeben von Touristenmassen, die sich ebenfalls auf dem Plankenweg vorwärts schieben, schließen wir diesen Rundgang in aller Ruhe ab. Dann fahren wir zurück in Richtung Madison Junction.

Auf dem Rückweg halten wir doch nochmal, und zwar an der Brücke über den Nez Perce Creek. Hier standen wieder viele Fahrzeuge am Rande und man konnte weit verteilte Gruppen von Bisons beobachten. Es waren auch etliche Jungtiere darunter.
Also folgen auch wir diesem touristischen Herdentrieb und fotografieren die Bisons aus allen möglichen Perspektiven.

Doch dann geht's unaufhaltsam in Richtung Parkausgang. An der Madison Junction biegen wir nach Westen und haben vor dem Westeingang nur noch einen Halt auf der West-Entrance-Road. Dieser dient aber lediglich einer Picknickpause. Schließlich heißt es: Auf Wiedersehen Yellowstone; und kurz vorher: Auf Wiedersehen Wyoming.

Angler am Madison River
Wir sind jetzt wieder in Montana und rollen als erstes durch einen Ort namens West Yellowstone. Von hier aus wollen wir uns nord-westwärts und dem Madison River folgend auf die Rückfahrt nach Kanada begeben. Es folgt nun wieder eine längere Fahrt auf leeren Highways und es gilt, eine passende Gelegenheit für das Nachtcamp zu finden.

Nachdem wird den Earthquake Lake passiert haben, kommen wir in das Upper Madison River Valley. Es ist ein weitläufiges Tal aus Grasland bestehend. Umgeben ist es von den Gipfeln des Madison Range im Osten und einem kleineren Gebirgszug im Westen. Wir finden einen Campground direkt am Fluss. Es ist ein Campground für Angler - für Fliegenfischer und sonstige Wildwasserangler am Madison River. Der Campground ist spartanisch, aber malerisch gelegen und von einem großartigen Bergpanorama umgeben. Da es erst 16:00 Uhr ist, sammeln wir Holz und bereiten den Grill vor.

Warten auf das Grillfleisch...
zum Fleisch: Salat und Amber Beer.
...mit Blick auf den Madison River.
Der Abend klingt kulinarisch perfekt aus und wir sitzen noch ein wenig in Erwartung der Abenddämmerung, die langsam immer längere Schatten über das Tal kriechen lässt, bis die Berge im Osten von glutrot nach graublau verblassen.

Weiterlesen? ...hier geht's weiter (Klick).

Keine Kommentare: