Freitag, 19. Juni 2015

Einmal Yellowstone und zurück... Eisberge voraus!

R&G

Der neue Tag am Lake Alva begrüßt uns mit dem langen Schatten der Berge im Osten. Die andere Seite des Sees liegt aber bereits im Sonnenlicht und verheißt uns einen sonnigen Tag. Die heutige Etappe wir eine Kurze sein und unser Ziel wird im Glacier Nationalpark liegen. Dazu folgen wir dem Highway 83 weiter nach Norden.

Bis auf einen kurzen Halt in der Nähe des Swan Lakes fahren wir durch. In der Nähe von Bigfork wechseln wir auf den Highway 35 und später auf den Highway 206. Er wird bald zu einer Art Townchip Road und wir rollen nun durch das besiedelte Umland von Columbia Falls. Bevor wir in die Stadt kommen, wechseln wir auf die US Route 2 in Richtung Osten und fahren nun direkt auf das Gebirgsmassiv der östlichen Rockies zu.

Der nächste Ort ist Hungry Horse. Entlang der Straße reihen sich kitschig herausgeputzte Motels und Freizeitparks mit Wildwestthemen. Die Route 2 wird sich noch sehr weit nach Osten hinziehen, mehrere Bundesstaaten passieren und am Lake Michigan enden. Wir aber schwenken in West Glacier nach Norden und gelangen schon recht bald an den Westeingang des Glacier Nationalparks. Eisberge voraus! - Eine Allegorie auf die Gletschergipfel, die wir zu sehen hoffen.

Dieser allerseits sehr gepriesene Nationalpark bildet zusammen mit dem Waterton Lakes Park auf kanadischer Seite einen Teil des größeren Schutzgebietes und internationalen Nationalpark-Projektes "Glacier-Waterton international Peace Park". Durch diesen Park hindurch führt ein Parkway über die Berge bis zum Osteingang bei St.Mary. Es ist die Going-To-The-Sun Road, die am Logan Pass eine Höhe von 2026 erreicht.

Der Logan Pass ist eines unserer bevorzugten Ziele auf unserem Zettel. Allerdings erhielten wir von einem Bekannten, der diesen Park bereits besuchte, den Hinweis, dass Wohnmobile die Straße nicht befahren dürften. Das hörten wir natürlich nicht gern und ich recherchierte weiter, um diesen Hinweis zu verifizieren. Die Information, welche ich fand, ließ mich hoffen. Tatsächlich gab es eine Beschränkung - und zwar für Fahrzeuge, die länger als 22 Fuß sind. Das bedeutete Entwarnung, denn unser Camper ist nur 19 Fuß lang. Somit blieb den Logan Pass in der Planung bestehen und sollte am nächsten Tag angesteuert werden.

Als wir am Kontrollpunkt des Westeingangs unsere Besuchergebühr bezahlen, frage ich nochmals nach der Befahrbarkeit des Parkway. Und da gibt es eine böse Überraschung. Die Länge von 19 Fuß sei OK, aber in der Höhe gibt es auch eine Einschränkung, nämlich 10 Fuß. Unser Camper ist 12 Fuß hoch und wir sind geschockt. Die Dame im Häuschen sagte darauf hin: "Bis zum Avalange Creek darf der Parkway mit Campern befahren werden und zum Logan Pass fahren tagsüber regelmäßig kostenlose Shuttles." Nun denn - somit ließe sich der Besuch des Logan Passes nebst Wanderung wohl doch machen. Wir fuhren also in den Park ein und steuerten zuerst das Besucherzentrum an.



Nachdem wir uns ausreichend informiert haben. geht es auf der Going-To-The-Sun Road nordostwärts in die Berge. Zuerst führt die Straße sehr lange am Lake McDonald entlang. Der am See gelegene Campground passt uns nicht. er ist eher für Zelte gedacht, als für Wohnmobile. Also fahren wir weiter bis zum Avalange Creek Campground, wo wir uns dann auch einquartieren. Ab hier wäre die Straße auch für uns nicht mehr befahrbar. Wie wir später von Platzwart erfahren, rührt die Höhenbeschränkung von zwei Straßentunneln auf dem Weg zum Pass.

Wir sind ausreichend früh da, um noch eine Wanderung zu unternehmen. Es liegt nahe, den Wanderweg zum Avalange Lake zu gehen, den der startet direkt am Campground. Es ist eine Wanderung direkt in ein Seitental hinein, welches streckenweise den Charakter eines Canyons hat. Der Avalange Creek hat sich hier eine tiefe Schlucht in den Berg geschnitten. Der Weg entlang des Wildwasserflüsschens hat teilweise einen gehörigen Anstieg. Dennoch sind viele Wanderer unterwegs.

Der Weg ist nicht sehr lang und endet nach etwa einer Stunde am Avalange Lake. Dieser Bergsee ist umgeben von einem Gipfelpanorama.
Viele der Wanderer picknicken am Ufer des Sees. Auch wir verweilen nun ein wenig und genießen die Aussicht. Hinter dem See erhebt sich ein gewaltiger Bergriegel, von dem aus gewaltiger Höhe mehrere Sturzbäche in Wasserkaskaden herunter stürzen und den See speisen.

Die gletscherbedeckten Berge dahinter speisen wiederum diese Zuflüsse. Da bemerken wir dunkle Wolken, die aus Süden über den Berg wallen. Eine bedrohliche Gewitterwolke zog herauf und unter den Wanderern am Seeufer machte sich Unruhe und Bewegung bemerkbar. Die meisten brachen auf und machten sich auf zum Abstieg.
Eine Langzeitbelichtung verstärkt die Dramatik des Wetters
Wir aber beobachteten die Wolke mit kühlem Mut und berechnendem Auge und meinen, dass die Wolke uns nur mit ihrem Rand erwischt, wenn wir weiter am Ufer des Sees in Richtung der Bergriegels laufen. Die Abstiegsroute hingegen würde voll vom Gewitter erwischt werden. Schon zuckten die ersten Blitze und der Donner brach sich grollend an den Berghängen.

Wir liefen zügig weiter in entgegengesetzter Richtung zu den meisten Wanderern. Dann begannen die ersten Regentropfen zu fallen. Wir suchten Schutz unter einer kleineren Baumgruppe direkt am See und konnten beobachten, wie tatsächlich in Richtung des abfallenden Canyons der Regen infernalisch losbrach. Auch am Ort unseres Unterschlupfes regnete es etwas, aber es kam, wie von uns erhofft. Es regnete nur kurz und nicht sehr stark. Dann konnte man erkennen, wie der Rand der Gewitterwolke sich in Fetzen auflöste und harmlosere kleine Wolken hinterher zog. An die Wanderer auf dem Abstieg im Canyon wollten wir jetzt lieber nicht denken.

Wir liefen weiter am See entlang bis zum endgültigen Ende des Wanderweges. Hier strömten die Gebirgsbäche in den See. Ein junger Mann mit Freundin stand hier am Ufer und versuchte sich im Fliegenfischen. Nach kurzem Verweilen machten wir uns auf den Rückweg. Dieser führte bergab und war dementsprechend schneller bewältigt.

 
Auch die Sonne kommt wieder hervor und wir genießen noch einige Stopps im unteren Tal, wo der Avalange Creek einen Canyon in den Fels geschliffen hat.
Als wir am Anfang des Wanderweges wieder in der Nähe des Campgrounds anlangen, ist vom Gewitter nichts mehr zu sehen. Daher haben wir nun sogar noch die Muse, am Beginn des Wanderweges dem sogenannten Trailhead einen Lehrpfad zum Thema des hiesigen Waldes abzulaufen, bevor wir den Ausklang des Abends auf unserem Stellplatz genießen. Dieser zeigt die typischen Vertreter der hiesigen Baumriesen, wie Hemlocktanne und die westliche Rotzeder (Western Red Cedar).






Da wir mit unseren Klappstühlen direkt am Rande des Waldes standen konnten wir sogar einen jungen Hirsch einige Meter hinter dem Stellplatz zwischen den Bäumen beobachten. Zum Abendbrot gab es Pizza vom Walmart und ein Tröpfchen kalifornischen Rotweines.

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