Donnerstag, 18. Juni 2015

Einmal Yellowstone und zurück...Lady of the Rockies und Sackgassen im Wald

R&G

Der Morgen am Delmoe Lake kündigt einen weiteren sonnigen und warmen Tag an. Auch die heutige Etappe wird im Wesentlichen aus Fahrerei bestehen. Konkrete Sehenswürdigkeiten haben wir heute nicht auf dem Zettel. Oder vielleicht doch Eine. Es ist "Our Lady of Rockies", welche als Monumentalstatue am Berg über die Bergbaustadt Butte blickt - hoch oben über der Stadt ist sie weithin sichtbar und gilt als Wahrzeichen der Stadt und der Region.

Bis Butte - zur Erinnerung: die Aussprache ist Bjut - ist es eigentlich nur einen Steinwurf, Luftlinie etwa 11 Kilometer. Aber der Delmoe Lake ist mitten in dem Bergmassiv, an dessen Rand auch die "Lady of the Rockies" thront und das bedeutet erst mal wieder eine Serpentinenfahrt über eine üble Schotterstraße, um wieder auf den US-Highway 90 zu gelangen. Das dauert natürlich ein Weilchen, aber zurück auf dem Highway ist es dann wirklich nur ein Katzensprung in die Stadt.

Butte ist ein Zentrum des Kupferbergbaus, aber seine besten Tage hatte dieser bereits hinter sich. Nun zeugt ein riesiges Loch am Rande der Stadt, der ehemalige Kupfertagebau mit dem Namen Berkeley Pit von dieser Bergbauhistorie.

Wir steuern in der Stadt den riesigen Wal-Mart an um unsere Vorräte zu ergänzen. Dieser Wal-Mart überrascht uns positiv wegen seines Angebotes. Die Frischetheke glänzt mit riesiger Auswahl und auch das sonstige Lebensmittelangebot kommt europäischen Erwartungen entgegen. Anders als in Kanada muss man für Bier und Wein auch nicht in einen extra "Liquor-Store". Alles in allem halten wir uns hier eine kleine Ewigkeit auf, bis wir alles erledigt haben.

Zuckerbackwerk im Walmart
Proviant kommt an Bord
Tütenkarussell an der Kasse
Bereits am Morgen hatten wir die Idee entwickelt, die Monumentalstatue am Berg über Butte, "Our Lady of the Rockies" zu besuchen. Wir versprachen uns vor allem einen großartigen Blick über das Tal mit der Stadt und dem Minenrestloch zu erhaschen. Wie wir herausfinden, gibt es einen kommerziell betriebenen Shuttleservice in der Stadt, der in regelmäßigen Abständen zur Statue hochfährt. Dies wollten wir aber nicht. Daher suche ich mit Hilfe des Navi einen Weg hinauf zur Statue. Nachdem das Ziel programmiert ist, starten wir direkt vom Parkplatz des Wal-Mart.

Dazu machen wir einen kleinen Abstecher von unserer geplanten Route auf den US-Highway 15. Diese führt direkt unterhalb des Gebirgszuges entlang, auf dem in 2400 Metern Höhe die Riesenmadonna steht. Dies sind etwa 700 Meter über der der Stadt Butte. Der Fernblick dürfte grandios sein. Schließlich verlassen wir den Highway und kommen sofort auf eine Schotterstraße, die im Begriff ist, sich am Berg hinauf zu winden. Aber wir kommen nicht weit, die Fahrt endet vor einem verschlossenen Tor. Kein Schild kein Hinweis darüber, welche Optionen es gibt.

Das Navi bietet keine Alternativen. Die spätere Recherche in Google Maps bestätigt dies. Scheinbar ist die Zufahrt nur den kommerziellen Shuttles vorbehalten. Etwas enttäuscht fahren wir zurück um uns wieder unserer Route zuzuwenden. Zumindest halten wir an einem Parkplatz des Highway 15, welcher einen ganz passablen Blick nach oben zur Statue, aber auch in Richtung Butte gewährt.

Butte und der Berkeley Pit
Auf dem Parkplatz hält kurz nach uns ein weiteres Wohnmobil - es scheint der Zwillingsbruder des Unsrigen zu sein, auch ein 19-Fuss-Mobil und auch von Fraserway aus Kanada. Das Paar, welches dem Wohnmobil entsteigt, macht auch Fotos und spricht Deutsch. Wir kommen kurz ins Gespräch. Sie kommen auf direktem Wege aus Calgary und sind auf dem Wege nach Portland, wo sie ein Familientreffen haben. Dem Mann macht ein Steinschlag auf der Frontscheibe sorgen, der auch schon einen gehörigen Riss gebildet hat. Nach einem kurzen Schnack fahren wir weiter, jeder seiner Wege.

In Butte biegen wir wieder auf die 90. Nach einem Westschwenk um die Mine dreht der Highway wieder auf Nord und wir fahren bis Deer Lodge. Fahren und vorbeiziehende Landschaften sehen - das ist es, was uns die nächsten Stunden erwartet. Aber auch der Gedanke an eine Dumpstation für unser Abwasser beschäftigt uns. Ein Hinweis auf eine Rastanlage an der Abfahrt nach Anaconda lässt uns kurzentschlossen dorthin fahren in der Hoffnung, endlich unseren Abwassertank geleert zu bekommen.

Der Rastplatz bot viel, leider nur keine Dumpstation. Allerdings waren die Toiletten so gut, dass ich in Anbetracht großer Spiegel und warmen Wassers gleich noch eine seit Tagen fällige Rasur erledigte.
Mittagspause am Nevada Lake
Mountain Bluebird am Nevada Lake
Bis Garrison, dem nächsten Ort hinter Deer Lodge, bleiben wir auf der 90. Dann schwenken wir nach Osten. Es geht jetzt auf Landesstraßen weiter. Etwas weniger geradlinig aber dafür landschaftlich schöner fahren wir auf dem Highway 12 erst mal bis Avron, dann wieder in Richtung Norden auf dem Highways 141. Am Wegesrand dieses Highway liegt der Nevada Lake.

Den Nevada Lake hatten wir uns als möglichen Mittags-Stopp vorgemerkt. Seine Lage ist in der Tat malerisch, so dass wir uns eine Stelle direkt am See suchen und eine ganz entspannte Mittagspause genießen. Nach dem Hauptgericht, sitzen wir in unseren Klappstühlen mit Blick auf den See und knubbeln frische Kirschen aus dem Wal-Mart, Kirschkernweitspucken inklusive. Auch einen Berghüttensänger (Mountain Bluebird) können wir wieder mal beobachten, wie er in unserer Nähe im Geäst der Pappeln umherflattert.

Gut ausgeruht und gesättigt fahren wir weiter. Ein weiteres Mal biegen wir ab, diesmal auf den State Highway 200 nach Nordwest. Noch immer sind wir unser Abwasser nicht los, obwohl wir einen weiteren Versuch am US-Highway 90 unternommen hatten, der ebenfalls erfolglos war - eine vermeintliche Dumpstation war auch dort nicht zu finden. Doch nun sollten wir Glück haben.

Der nächste Abzweig nach Norden auf den Highway 83 glänzte mit einer ebenfalls gut ausgebauten Rastanlage. Und diesmal gab es auch eine Dumpstation. Endlich konnten wir beide Abwassertanks leeren und sorgenfrei in den nächsten Tagen die Toilette und Waschbecken des Campers weiterbenutzen.

Endstation Colt Creek Road
Am Highway  83 würden uns nun immer wieder Campgrounds begegnen und mehrere Seen vor einer Gebirgskulisse säumen diesen Highway. Da es schon vorgerückter Nachmittag ist, würden wir auch beginnen, nach einer Übernachtungsgelegenheit Ausschau zu halten.

Die Campgrounds am Salmon Lake lassen wir links liegen, genauso wie die am Seeley Lake. Sie liegen mir zu unmittelbar an der Straße. In meinen Unterlagen hatte ich vermerkt, dass es einen Campground im Hinterland des Lake Alva geben müsste. Dazu müsse man zwischen Lake Inez und Lake Alva nach Westen durchfahren - etwa 20 Kilometer. Also: Versuch macht "Kluch".

Natürlich landen wir schon bald wieder auf einer elenden Schotterstraße ohne Hinweisschilder, dafür aber immer mal wieder Abzweige auf andere nicht beschilderte Wege. Wir fahren, wie wir glauben, dass es richtig sei. Der Waldweg hat laut Navi sogar einen Namen: erst "Colt Creek Road", dann "Cold Lake Road". Ein "Creek" begleitet uns tatsächlich zwanzig Meter tiefer den Abhang hinunter. Einen Lake hingegen erreichen wir nie. Denn der Weg wird immer schlechter, von Forstfahrzeugen zerfahren und stellenweise mit Geröll von Steinlawinen halb zugeschüttet. Und schließlich ist es ganz vorbei. Ein riesiger Haufen Erdreich versperrt den Weg, der dahinter zwar weitergeht, aber für uns nicht erreichbar ist.

Just an dieser Stelle gibt es einen guten Bereich zum Wenden, eine Art Wendehammer im Wald an der Seite der Straße. wir erwägen nun sogar, hier stehen zu bleiben, die Nacht zu verbringen und den Abend als Chance zu Tierbeobachtungen am Abend zu nutzen. Tatsächlich kommt alsbald auch ein Reh vorbei. Allerdings merken wir bald, dass wir zunehmend zur Weide für Mücken werden. Da wir uns schon bald nicht mehr außerhalb des Campers aufhalten können und wir zudem unmittelbar um den Platz herum jede Menge leerer Hülsen von Jagdpatronen finden, kommt uns dieser Übernachtungsplatz gar nicht mehr ansprechend vor und wir entschließen uns doch noch, weiter zu fahren.
Reh auf der Colt Creek Road

Das war eine wahrhaft gute Entscheidung. Denn als wir wieder den Highway erreichen, sind es keine zwei Kilometer weiter, als wir einen Campground direkt am Lake Alva erreichen. Dieser liegt zwar in Hörweite des Highways, bietet aber einen herrlichen Blick auf den Lake Alva mit Sonnenuntergang über dem See. Dieser Platz hat allerdings nur sehr wenige Plätze - lächerlich wenig, die praktisch alle belegt sind. Es sind 5 Einzelplätze und ein Gruppenstellplatz, der erst ab dem nächsten Tag reserviert war und daher als einziger frei war. Auch Mülltonnen gab es nicht, jedoch ein Schild mit dem Motto "Put in - put out", was vermitteln sollte: Nimm Deinen Müll wieder mit.

Also okkupierten wir den Gruppenstellplatz umgehend und brachten die Klappstühle ans Wasser.

Auch der abendliche Sprung ins kühle Nass war Teil des Tagesausklanges und angenehmerweise waren die Mücken hier kaum präsent. Allerdings konnten wir hier die Raupenplage gut beobachten, die uns schon andernorts aufgefallen war. Büsche und Sträucher waren massenhaft eingesponnen und von überall aus den Bäumen seilten sich Raupen an dünnen Seidenfäden ab, um dann in Scharen über den Erdboden zu prozessieren.

Ob es sich hier um die Raupen des Monarch-Falters handelt, konnten wir nicht abschließend klären, aber diese Schmetterlingsart ist hier sehr präsent. Im Übrigen ist der Stellers Jay (Diademhäher) einer der Fressfeinde des Monarchfalters.

Im Angesicht des Sonnenuntergangs über dem See geht unser Tag zur Neige und wir gehen dem entsprechend ins Bett.

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