Montag, 15. Juni 2015

Einmal Yellowstone und zurück...über alte Getreue und große Prismatische

R&G

Der Plan für heute sieht vor, auf dem westlichen Bogen der Grand-Loop-Road bis zum berühmtesten Geysir des Parkes, dem Old Faithful zu fahren. Nach dessen Besichtigung würden wir die Strecke rückwärts aufrollen und diverse Stopps an verschiedenen Sehenswürdigkeiten einlegen.

Natürlich beginnt der Tag wie immer mit einem gemütlichen Frühstück. Dann gilt es, auf dem Weg nach Süden wieder die lästige Straßenbaustelle zu durchfahren. Bis zum Old Faithful sind es ca. 60 km. Kurz vor dem Ziel wird der Parkway zu einem vierspurigen Highway. Als wir dort ankommen, werden wir von einem regelrechten Verkehrsleitsystem empfangen. Es gibt unterschiedliche Spuren für die Besucherparkplätze und für Hotel und Tankstelle.

General Store an der Tankstelle - gerade jetzt findet ein
Ausbruch des Old Faithful statt (links hinten)
Das Ende der Eruption aus der Ferne
gesehen im Gegenlicht der Sonne
Da wir ohnehin tanken müssen, ordnen wir uns in die entsprechende Spur ein. Tanken ist dann das erste, was wir tun. Der Preis ist ungewöhnlich hoch im Vergleich zu den Benzinpreisen, die wir bisher hatten. Hier scheint man die Exklusivität der Lage im Zentrum des Parks (und die Notlage von Autofahrern) gut auszunutzen. Aber auch wir haben keine Wahl und tanken.

Doch diese Entscheidung hat andererseits auch einen Vorteil. Wir können gleich an der Tankstelle, in Nachbarschaft zu einem General Store parken. Wie sich zeigt, ist dieser Parkplatz, gefolgt vom Hotelparkplatz auch nicht wesentlich weiter vom Old Faithful entfernt, als die riesigen Besucherparkplätze an der Südseite des Riesengeysirs.

Der alte Getreue hat seine Auftritte
nach einem festen "Spielplan"
Der Old Faithfull erhielt seinen Namen "Alter Getreuer", weil seine Eruptionen so zuverlässig sind. Über die die Jahre schwanken die Zeitabstände, doch zurzeit sind es durchschnittlich 91 Minuten, die zwischen den Ausbrüchen liegen. Dabei schwankt dieses Intervall nur um plus minus 5 Minuten.

Crested Pool - eine der heißesten Quellen im Yellowstone Park;
die Temperatur liegt am Siedepunkt: 93°C auf 2300m Höhe
Diese Eigenschaft führte dazu, dass seine Ausbrüche wie Theatervorstellungen geplant werden können. Die beeindruckende Höhe seiner Fontäne, die zwischen 30 und 55 Metern hoch ist, ist ein weiterer Grund, dass man um den Geysir herum ein regelrechtes Amphitheater mit Sitzbänken errichtet hat.

Leider waren wir mit dem Spielplan des Old Faithful bei unserem Eintreffen noch nicht vertraut und verpassen einen Ausbruch, gerade als wir tanken. Dies bedeutete: zirka anderthalb Stunden Zeit bis zur nächsten Show. Zeit also, um über das Gelände der Anlage zu schlendern. Um den nächsten Ausbruch nicht wieder zu verpassen, nehmen wir uns vor, denn weitläufigen Wanderweg durch das Thermalgebiet, welches sich noch weit nach Norden hinzieht, erst danach entlang zu wandern.

Unsere Ansichtskarten sind nun auf dem Weg.
Die Anlage um den "alten getreuen" Geysir ist ebenso ausgebaut wie das Canyon Village, wenn nicht sogar mehr. Es gibt Läden, Restaurants, ein Hotel und Apartments. Und siehe da, es gibt auch eine Post. Hier gelingt es uns dann auch, die Postkarten frankieren zu lassen und abzuschicken.

Inzwischen ist die Zeit für den nächsten Ausbruch herangerückt. Wir suchen uns Positionen zum Beobachten des Ausbruches, Regina vorn auf einer der Bänke und ich weiter hinten, um Fotos aus der Distanz zu machen. Dafür baue ich das Stativ auf und wähle das Teleobjektiv. Dabei kommt mir auch ein blauer Vogel vor die Linse, der ein Weilchen vor mir posiert.

Die Bänke füllen sich so langsam, die nächste Eruption naht
Die Bänke füllen sich so langsam. Es sind wieder massenhaft asiatische,
vermutlich chinesische Touristen zugegen. Dann kommt der Ausbruch. Dieser scheint ein Ausbruch von eher durchschnittlicher Höhe und Dauer zu sein. Zudem habe ich ein Problem mit dem Fokus. Die Kamera kann - vielleicht wegen der Dampfschwaden im Zentrum des Bildes - die Entfernung nicht richtig bestimmen. OK, das Schauspiel ist nach 5 Minuten auch schon vorbei. Jetzt können wir den Rundgang durch das Gelände beginnen.
Großes Glück: Der Beehive Geysir bricht höchsten alle 8
Stunden aus und schleudert heißes Wasser bis zu 60 Meter hoch




Und dieser entschädigt durchaus für das eher unspektakuläre Auftreten des Old Faithful. Unzählige heiße Quellen, kleinere und größere Geysire, Pools und Fumarole. Wir haben zudem Glück, als wir uns dem Beehive-Geysir nähern. Er bricht just in diesem Augenblick aus, und er ist gewaltig. Die Wassermenge ist geringer, als bei Old Faithful, aber der Strahl ist kräftiger und schießt in eine unglaubliche Höhe von 60 Metern auf. Da er nur höchsten alle 8 Stunden (manchmal macht er 20 Stunden Pause) ausbricht, können wir wirklich von Glück reden.
Pool direkt am Firehole River
Heiße Quellen wie blaue Augen
Geysire und dampfende Fumarole

Staunend und langsamen Schrittes bewegen wir uns auf dem Plankenweg weiter und bewundern ein geothermisches Kunstwerk ums andere. Auf diese Weise ist bereits der Halbe Tag vergangen als wir schließlich die Runde beenden. Mit dem Wohnmobil steuern wir den in der Nähe befindlichen Parkplatz mit Zugang zum Lone-Star-Geysir an. Doch um diesen zu erreichen, ist eine Wanderung erforderlich. Diese liegt nicht mehr in unserem Zeit-Budget und wir verzichten darauf.
Black Sand Bassin - der Name passt eigentlich nicht zur Weiß-bunten Sinterebene mit blauen Quellen und kleinem Geysiren
Nun geht es zurück in Richtung Norden. Wir halten am Black Sand Bassin - eher unplanmäßig, da wir als nächsten die Grand Prismatic Spring auf dem Zettel haben. Doch auch dieser Stopp lohnt sich. Mehrere glasklare Pools mit azurblauem oder türkisgrünem Wasser und feurig leuchtenden mineralischen Rändern sind hier zu bestaunen. Darunter die Green Spring und der Emerald Pool.

Die Sinterschicht wächst stetig wie
eine Plinze ...
Auch am nächsten Hotspot, dem Bisquit Bassin halten wir. Der Parkplatz davor ist voll und mit Mühe und Glück finden wir noch einen Platz. Dieser Hotspot ist genau wie das Black Sand Basin relativ überschaubar mit einem Holzplankenweg von einigen hundert Metern. Allerdings muss man zuerst eine Holzbrücke über den Firehole River überqueren. Als wir auf der Brücke stehen, fotografiert gerade ein Mann ins Wasser hinunter.

... und umschließt die heißen Quellen
als trichterförmige Pools
Als ich gucke, was er da fotografiert, sagt er mir mit Begeisterung, da sei eine große Forelle. Leider hätte er aber kein Polarisationsfilter um störende Reflexionen zu minieren. "Ich habe einen Filter drauf" - sage ich zu ihm und fange ebenfalls an, nach der Forelle zu peilen. Als ich über das Geländer gebeugt an meinem Pol-Filter drehe um die Reflexion zu verringern, löst sich dieser und plumpst in den Fluss. Ratlos stehe ich da und sehe den Filter am Grund des relativ flachen Wildwasserflusses schimmern. Der andere Fotograf, der mein Malheur gesehen hatte entschuldigte sich prompt, als wäre er schuld daran.
Lost & Found - Pol-Filter aus dem Firehole River gefischt

Schließlich gehe ich mit Schuhen kurz entschlossen die Böschung hinunter und wate bis in die Mitte des Flusses. Er ist hier fast oberschenkeltief. Aber der Filter ist am Grund gut auszumachen und schon habe ich ihn wieder. Als ich wieder auf dem Plankenstieg sehe, läuft mir das Wasser aus den Hosenbeinen herab und meine Schuhe schnorcheln und schmatzen. Eine ganze Weile hinterlasse ich nasse Flecken auf den Holzplanken, wie ein nasser Hund, der gerade aus dem Wasser kommt. Aber nach dem Rundgang ist die Hose schon so gut wie trocken. Nur die Schuhe muss ich im Wohnmobil wechseln.

Gegenüber der Riesenquelle, nur 120 Meter entfernt

Der nächste Halt ist nun aber der Grand Prismatic Spring gewidmet. Allerdings werden wir nicht auf dem üblichen Holzplankenweg zur Quelle laufen. Wir halten bereits vorher an einer Stelle, wo ein Wanderweg am westlichen Hang des Tales entlangführt. Der kleine Parkplatz dort ist bereits überfüllt, so dass wir direkt an der Straße parken. Uns steht jetzt eine Wanderung von mindestens einem Kilometer bevor und die Mittagshitze ist erbarmungslos. Auch mein Schuhwerk ist suboptimal, denn ich habe meine nassen Schuhe gegen Sandalen eingetauscht.

Eine Stelle mit Aussicht am westlichen Hang

Die Herausforderung steht uns aber noch bevor. Gegenüber der Riesenquelle, nur 120 Meter entfernt kann man am Fuße der westlichen Bergflanke nach oben steigen. Offiziell erlaubt ist das nicht. Aber scheinbar ein Geheimtipp, weswegen nicht wenige versuchen, sich diese Aussicht von oben zu verschaffen. Wir tun das auch und schwitzen und kraxeln den Hang hinauf, der nur ein paar staubige, steinige Trampelpfade aufweist, bis wir eine Stelle mit Aussicht erreichen. Endlich haben wir unser Fotomotiv. Wir gucken, fotografieren und machen Selfies. Dann geht's den Hang wieder hinunter, mehr rutschend als steigend. Auf dem Rückweg zum Auto mache ich mir Gedanken, wie wir am Abend unsere verschwitzten Körper abgeduscht bekommen.


Mehrere weitere Hotspots passieren wir, ohne zu halten. Darunter auch das Lower Geyser Bassin mit dem Fountain Paint Pot. Am Firehole Canyon soll es nach meinen Informationen eine offizielle Badestelle geben. Das wäre ein prima Gelegenheit, um sich abzukühlen und den Schweiß abzuspülen. Doch dafür muss ich in den Firehole Canyon Drive fahren und dieser ist für Wohnmobile gesperrt. Aber wir sind so obsessiv bei dem Gedanken an ein Bad, dass wir das Verbotsschild geflissentlich übersehen. Es gibt dann auch keine Probleme. Schließlich ist unser Camper mit 19 Fuß kürzer, als so mancher Pick-up.

Aber es gibt dennoch eine Enttäuschung. Die Badestelle existiert zwar, ist aber in dieser Saison noch nicht eröffnet. Es wird am Plankenweg hinunter zum Wasser gebaut. Jammerschade! Also fahren wir den Firehole Canyon Drive einmal komplett durch und folgen der Route in Richtung unseres Campgrounds.

Bereits nördlich der Madison Junction halten wir nochmals kurz an einem kleinen Hotspot und Besichtigen die Terrace Spring. Hier ist der Parkplatz erstaunlicherweise leer, aber der kurze Plankenweg ist in wenigen Minuten abgelaufen. Schon geht es weiter entlang des Gibbon Creeks. Teilweise fließt dieses Wildwasserflüsschen durch einen Waldstreifen getrennt, parallel zur Straße, was uns auf eine Idee bringt.

nach dem Gewitter: Hagelkörner auf unserer Picknickbank
Wir halten an einer kleinen Haltebucht am Parkway und schnappen Handtücher, Waschzeug und Wechselwäsche. Nach einigen zig Metern sind wir am Wasser. Es ist etwas frisch, aber bei dieser sommerlichen Hitze kein Problem. Und schon haben wir Erfrischung, Badespaß und Körperpflege in einem, und das alles ganz ungestört und umgeben von einem herrlichen Bergpanorama. Erfrischt und sauber schlendern wir durchs Unterholz zum Camper zurück und sind bereit für den kulinarischen Ausklang des Tages.

In Richtung unseres Campgrounds scheint sich ein Gewitter zu entladen. Auf dem Rückweg streifen wir es. Als wir am Campground einfahren, ist es vorbei. Aber die Hinterlassenschaften sind aber noch überall am Boden zu sehen: Taubenei-große Hagelkörner.

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