Samstag, 10. September 2016

Von Yellowknife nach Whitehorse - Schlam(m)assel auf dem Liard Trail

R&G
Es hat die Nacht hindurch mit Unterbrechungen geregnet und es regnet am Morgen immer noch. Uns scheint eine verregnete "Spritztour" bevorzustehen - und dass auf einer unbefestigten Piste.

Nach dem Frühstück wollen wir aber die Gelegenheit einer warmen Dusche nutzen und stoppen vor der Abfahrt noch direkt vor der Sanitärbaracke. Laut Platzordnung hätte sie gerade geöffnet werden müssen, aber sie war noch abgeschlossen. Also laufen wir zur Hütte des Platzwärterpaares, es sind ältere Natives und klopfen. Sie hatten wohl nicht damit gerechnet, dass so früh jemand duschen will und hatten es daher nicht so genau genommen mit dem pünklichen Öffnen. Denn Öffnen bedeutet auch, ein Aggregat in Betrieb zu nehmen um Pumpen und Warmwasserbereitung zu starten. Dies bedeutete daher auch, dass es noch einige Minuten dauerte, bis alles betriebsbereit war.

Nach der komfortablen Morgenhygiene konnten wir starten und was und nach dem verlassen der Campgrounds erwartete, war eine wahre Schlammpartie. Der Highway war aufgeweicht und mit einer Schlammschicht überzogen. Im Sog des eigenen Fahrtwindes wirbelte ein Nebel aus Schlammpritzern um das Hinterteil unseres Campers herum und überzog vor allem die Rückseite mit einer Schicht, die an einen Schokoladenüberzug errinnerte - nur war es Schlamm.

Diese Umstände blieben den ganzen Tag bestehen. Auch wenn der Streckenabschnitt im Bereich des Abzweiges nach Fort Simpson ein Stück asphaltiert war, wurden wir dadurch nicht sauberer.

Nach dem Abzweig des Mackenzie Highways in Richtung Fort Simpson ging es auf dem Liard Highway nach Süden schlammig weiter. Die Stopps, die wir einlegten, waren lediglich Ruhepausen ohne nennenswerte Sehenswürdigkeiten.

Einzig die Waldbisons konnten wir mehrfach beobachten. Sie grasten behäbig am Straßenrand und manchmal standen sie auf der Fahrbahn wo sie ungeniert ihr Geschäft verrichteten.

Mal waren es einzelne Tiere, mal kleinere Herden, die wir beobachten konnten.

Der erste wirklich erwähnenswerte Halt war der Blackstone Provincial Park am Ufer des Liard River. Hier hielten wir, um den Campground zu begutachten und um am Fluss etwas zu verweilen. Auch dieser Campground war noch offiziell geöffnet, wenn auch die letzten Tage im Jahr. Der Platzverwalter sprach uns auch diesbezüglich an und erklärte jedoch gleich, dass es ein Problem mit der Warmwasserversorgung gäbe. Dies und der Umstand, dass wir noch frühen Nachmittag hatten, gab den Ausschlag, weiter zu fahren. Mindestens bis Fort Liard könne man noch fahren, sagten wir uns.

Das taten wir dann auch und verschafften uns noch eine Verlängerung des schlammigen Vergnügens,











 
 








Nach Fort Liard kommt man über eine Zufahrtsstraße, die einige Kilometer in Richtung Westen vom Liard Highway weg führt. Auch sie war extrem schlammig bis zum Ortsrand, wo uns dann ein asphaltieres Straßensystem innerorts erlöste. Es erlöste uns ebenso die Tankstelle des Ortes mit einem Schub frischen Treibstoffes.

Der Ort wirkt sehr verschlafen. Es gibt eine Art Gemeindezentrum mit dem Gebäude des Stammeskonzils und einen Laden, vor dem vereinzelt Personen zu sehen sind. Ansonsten sind die Straßen wie ausgestorben, was durch das trübe Wetter verstärkt wird.

Wir fahren noch ein Stück bis zum Flußufer und vertreten uns dort die Beine.

Ein paar Boote liegen verweist am Ufer und ein Rabe fliegt krächzend vorrüber. Ansosten herrscht Stille. Hier in Ufernähe steht auch ein historisches Holzgebäude, welches an die Handelsstation der Hudson Bay Company errinnert, welche diese Ansiedlung einst gegründet hat.


Nachdem wir in der Stille am Fluss etwas verweilt hatten, schlendern wir zurück zu unserem Camper und fahren wieder aus dem Ort heraus.

Wir fahren nicht sehr weit. An der Zufahrtsstraße zum Ort zweigt ein Weg zum Hay Lake ab. hier befindet sich der munizipale Campground. Ein kleiner Platz, der aber schön angelegt am Ufer des kleinen Hay Lakes gelegen ist und über Trockenklos und einen Shelder verfügt.

Der Platz ist ansonsten leer. Einmal kurvt ein Van über den Platz, hält an den Mülltonnen und jemand entsorgt seinen Hausmüll darin. Ein andermal dreht ein Streifenwagen der RCMP seine Runde über den Platz. Wahrscheinlich schaut die Polizei regelmäßig vorbei, um eventuelle Trinkgelage von Jugendlichen am See zu unterbinden, aber darauf deutet an diesem feuchtnassen Abend nichts hin.

Das erste, was wir nach Ankunft auf dem Platz tun, ist ein Versuch, die Tür zur Wohneinheit an der Rückseite des Fahrzeuges vom Schlamm zu befreien. Denn andernfalls holt man sich allein beim Öffnen der Tür jedesmal eine schlammverschmierte Hand. Also schleppen wir Eimer um Eimer Wasser vom nahen Seeufer heran und befreien Tür und Stufen vom Dreck. Es funktioniert ganz gut, aber es dämmert schon und wir beschränken uns nur auf die Fläche der Tür und des Aufstieges darunter.

Über dem See hängen tiefe Wolken und die Aussichten für eine nächtliche Nordlicht-Show sind schlecht. Dennoch bringen wir den Fotoapparat auf dem Stativ in Stellung und bereiten die automatische Belichtiungsreihe vor, die zu späterer Stunde alle 30 Sekunden ein Bild machen soll - und das über einen Zeitraum von mehreren Stunden.

Mit etwas Glück gibt es am Ende doch noch ein brauchbares Zeitraffervideo, wenn sowohl der Himmel aufklart und auch die Sonnenteilchen in entsprechender Menge in die polare Ionosphäre fliegen.

Auf ein Lagerfeuer verzichten wir an diesem Abend und ziehen uns ins Wohnmobil zurück. Tief in der Nacht holen wir noch den Fotoapparat rein, der wieder vollends beschlagen ist von der Feuchtigkeit des nahem Sees.


Erst bei der späteren Auswertung werden wir sehen, das es tatsächlich eine gewisse Zeit lang wenn auch schwach Auroras über den Himmel waberten. Leider trat auch das Problem mit der falsch korrigierten chromatischen Aberration auf, welches uns während der ganzen Reise nicht aufgefallen war und welche man durch eine einfache Änderung der Kameraeinstellungen hätte deutlich verbessern können.
 

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