Der Tag beginnt am Twin Lakes Campground mit rauhem herbstlichem Wetter. Aber es ist trocken. Wir brechen in Richtung Süden auf und haben nur noch einen Katzensprung bis Whitehorse.

Der Wind faucht kalt über den See und lässt das gelbe trockene Laub in Schwärmen aus den Kronen der Birken flattern.
Ein paar herbstlich melancholische Augenblicke noch bleiben wir, und fahren bald schon weiter nach Süden. Am Wegesrand sehen wir ein Zelt im Stile der frühen Pioniere. In solchen Behausungen haben Prospektoren teilweise mehrere Winter durchgehalten.
Die etwas düstere Lichtstimmung tut der Wahrnehmung des goldenen Yukonherbstes keinen Abbruch. Im Gegenteil das Herbstlaub scheint noch magischer zu leuchten.
Das ist auch diesmal so. Am Ende der Reise auf einem so überlaufenen Platz? Das wollen wir nicht! Also steht jetzt unser Entschluss fest, bis zum Kusawa Lake zu fahren.
Doch zuvor gehts wie geplant in die heißen Quellen von Takhini Hotsprings. Das ist alles nichts Neues für uns. Doch es ist wiedermal unheimlich entspannend, im heißen Wasser abzuhängen.
Die recht ausgebaute Anlage könnte man für ein etwas eigenartiges Freibad halten. Aber das warme Wasser ist nun mal als natürliche Quelle aus den Tiefen der Erde verfügbar und das in dieser nördlichen bis subarktischen Landschaft. Wie magisch muss das wohl bei -40°C sein? Fotos aus dieser Jahreszeit hängen im Eingangsbereich und zeigen die dampfenden Pools unter nächtlichen Nordlichtern umrahmt von märchenhaftem Winterwald, während die Besucher mit Reif in Haaren und Bärten nur die Köpfe aus dem Wasser blicken lassen. Die Bilder gibt's auch auf der Homepage des Betreibers: http://takhinihotpools.com/.
Einige Impressionen dieser Anlage sind in den Fotos oben zu sehen. Im Internet fanden wir die Information, dass ein Umbau bis 2018 stattfinden soll, wo das Ziel eines etwas natürlicher wirkenden Gesamteindrucks, aber auch modernerer Funktionsgebäude verwirklicht werden soll. Da sind wir sehr gespannt darauf.
Doch nun nimmt die Besucherzahl doch allmählich zu. Vor allem in dem Halbrund des heißeren Beckens, wo ringsum eine Sitzbank eingelassen ist, hängen immer mehr Entspannungssuchende ab. Das eine oder andere unverbindliche Gespräch kommt zustande. Ein Kanadier witzelt: "Ah Deutsche, in letzter Zeit sind hier viele Deutsche - seid ihr wegen Frau Merkel emigriert?".

Das bedeutet, ein Stück zurück auf den Klondike Highway zu fahren, um ihm dann bis zu seinem südlichen Ende in der Nähe von Whitehorse zu folgen, wo er in den Alaska Highway mündet.
Das sind nur noch wenige Kilometer. Auf dem Alaska Highway gehts dann westwärts. Er verläuft hier mehr oder weniger parallel zum Takhini River und überquert ihn schließlich. Zum Kusawa Lake, dessen Abfluss der Takhini River ist, biegt irgendwann nach etwa 40 Kilometern eine Schotterstraße in Richtung Süden ab.


Trotz weniger verbleibender Kilometer halten wir mehrfach entlang der Strecke, um diese Fernblicke zu genießen. Der Wind an den offenen Stellen bläst allerdings heftig wie am Meer.
Als wir schließlich den Campground erreichen, ist es später Nachmittag und die Sonne lässt die gegenüber liegenden Gipfel leuchten. Wir haben freie Platzwahl. Es gibt zwar den einen oder anderen belegten Platz, aber auch in der ersten Reihe am See sind genügend Plätze zu haben. Nach einigem hin und her treffen wir unsere Entscheidung und richten uns ein. Auch hier ist schon Saisonende und wir klauben Reste an Feuerholz, die wir noch finden, zusammen.
Den Platz wählten wir auch unter dem Gesichtspunkt einer letzten Chance auf Nordlichtfotos in der Nacht. Dies ist die vorletzte Übernachtung im Camper und die letzte Nacht werden wir wohl in der Nähe von Whitehorse verbringen.


Auch wenn das bereits gesagt wurde, der Platz und seine Lage am See sind extrem malerisch. Der See selbst mit seiner Bergkulisse ist wunderschön. Und wir haben bewusst und nun zum dritten Mal zum Ausklang einer Reise diesen Platz gewählt. Die Rückkehr in die Zivilisation nach einem solchen Ort ist zwar ein sich selbst verstärktender Kulturschock, aber deswegen sollte man auf dieses Naturerlebnis keinesfalls verzichten.

Zuerst machen wir einen Spaziergang am Kieselstrand entlang in Richtung Süden. Man kann hier ewig laufen und über den klaren kalten Bergsee starren. Doch die zunehmend tiefer stehende Sonne veranlasst uns bald dazu, uns auf den Rückweg zu begeben. Am Camper angekommen, setzen wir das Lagerfeuer in Gang. Es ist heiter aber nicht ganz wolkenlos. Und die herbstliche Kälte in den Bergen legt sich über den Platz.
Nach dem Abendbrot sitzen wir am Feuer und träumen der sich verdunkelnden Bergkulisse hinterher, dabei den Himmel im Auge behaltend. Wir zögern den Augenblick lange hinaus, an dem wir uns in den Camper zurückziehen.
Als nur noch das niederbrennende Lagerfeuer zu erkennen ist und die Kälte in alle Ritzen zu kriechen scheint, begeben wir uns schließlich in die Geborgenheit das Wohnmobils und überlassen den Fotoapparat seiner nächtlichen Arbeitssession auf dem Stativ am Ufer des Kusawa Lake.
Das diese letzte nächtliche Zeitraffersession nicht umsonst war, zeigt die Aufnahme unten und wenn auch die Nordlichtershow nicht unbedingt spektakulär war, so ist es doch ein stimmungsvolles Gesamtspektakel mit nächtlichen Wolken im Mondlicht über dem Kusawa Lake.
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