Mittwoch, 14. September 2016

Von Yellowknife nach Whitehorse - Bisons, Schilder, Watson Lake

R&G
Bevor wir am heutigen Tag starten, wollen wir natürlich das lokale Sanitärangebot eines heißen Bades nochmal nutzen. Das bedeutet, dass wir nochmal zur heißen Quelle gehen und im morgentlich verwaisten Pool noch etwas abhängen werden.


So lange, wie am Abend davor, wollen wir aber nicht bleiben und so langsam trudeln auch andere Frühaufsteher ein.









Dennoch hat dieser Ort zu so früher Stunde einen besonderen Reiz. Während die gerade erst aufgegangene Sonne die Baumwipfes golden erstrahlen lässt, liegt der Pool noch im Schatten.

Mit einem gewissen Bedauern machen wir uns schließlich zum Rückweg bereit, während der Morgen sich immer mehr in einem freundlich-sonnigen Tag wandelt.

Beim Verlassen des Campground nutzen wir noch die Gelegenheit, um die Abwassertanks zu leeren und Frischwasser aufzunehmen, dann rollen wir am Torhäuschen vorbei und wieder auf den Alaska Highway westwärts.

Es ist ein Tag der Bisons. Dieser Abschnitt des Alaska Highway entlang des Liard River ist berühmt für seine allgegenwärtigen Bisonherden und Gruppen. Zur Freude der Touristen aber zum Leidwesen für die Trucker, die auf unwillkommene Stopps gern verzichten könnten, sind die Tiere oftnmals nicht nur neben, sondern auch auf der Straße unterwegs.



Obwohl im weitläufigen Tal des Liard der Highway mit großzügig breiten Grasstreifen auf beiden Seiten der Fernstraße versehen ist, beanspruchen die Tiere häufig auch die Fahrbahn und bleiben darauf gern stoisch dreinblickend stehen.



Es gibt stellen im Randstreifen, wo sich richtige Sandkuhlen gebildet haben, in denen sich die Bisons gern wälzen. Es dient der Fell- und Hautpflege und hilft, Parisiten in Schach zu halten. Allerdings ist der Fliegeninvasion, die bei so mildem Wetter die Tiere noch immer peinigt, nicht so einfach beizukommen.

Nach einiger Zeit des Fahrens auf diesem sehr entspannten und doch landschaftlich schönen Abschnitt des Highway erreichen wir einen Bereich des Liard River, an dem dieser einige Stromschnellen bildet.

Es ist eine gefaltete geologische Formation, die der Fluss hier wie eine Schwelle überwinden muss.



Außer den Stromschnellen haben die aufgeworfenen Gesteinsschichten auch ganze Inseln gebildet und den Fluss in einzelne Arme aufgetrennt.

Es gibt aber auch ruhigere Abschnitte, wo der Fluss durchaus auch schiffbar wäre.

Von einem Turnout des Alaska Highway über einem erhöhten Uferabschnitt, wo auch ein kleines Denkmal für die Erbauer des Highway steht, hat man einen grandiosen Fernblick über den Fluss.

Man sieht von hier aus den auf der anderen Seite liegenden 1031 Meter hohen Mount Sandin und die herbstliche Färbung der Wälder sowie die dramatische Bewölkung am Himmel macht diesen Ausblick grandios.


Ansonsten aber genießen wir die entspannte Fahrt und nähern uns dem Yukon Territorium.

Die Grenze zwischen British Columbia im Süden und dem Yukon im Norden bildet der 60. Breitengrad. Der Highway hat ihn bereits mehrfach kurz überschritten um wenig später im Verlauf wieder auf das Gebiet von British Columbia zurückzukehren.

Doch kurz vor Watson Lake überschreiten wir die Linie 60° Nord endgültig und sind im Yukon.


Bis Watson Lake sind es nun nur noch etwa 10 Kilometer und wir erreichen den Ort schnell.

Natürlich haben wir hier einige obligatorische Erledigungen zu machen. Wir besuchen einen Supermarkt und ergänzen unsere Lebensmittelvorräte. Vor dem Laden ist der WLAN-Empfang noch ausreichend, sodass wir im Auto noch E-Mails und ähnliches checken und senden.

Ein weiteres wichtiges Thema ist das Tanken. Da vor uns ein sehr langer Abschnitt ohne jeglichen Service liegt, ist das lebenswichtig. Wir drücken also soviel es geht in unseren Tank hinein, damit wir auf dem Robert Cambpell Highway mit Abstecher in die Nahanni Range Road bis Ross River kommen.

Nun können wir uns der Kür widmen und zwar dem Besuch der Hauptattraktion von Watson Lake, dem Schilderwald. 2011 hatten wir selbst ein gebasteltes Schild an einen der Pfosten genagelt und versuchen nun, es wiederzufinden.

Aber es ist wie verhext - wir finden es einfach nicht. Lange laufen wir auf dem Gelände wo inzwischen hunderte Pfähle mit einigen zig tausend Schildern stehen, auf und ab. im Zentrum des Schilderwaldes befindet sich ein kleines Technikmuseum mit Gerätschaften aus dem frühen Highway-Bau (von manchen auch als ein Schrottplatz angesehen) von wo aus uns ein Eichhörnchen bei unserer vergeblichen Suche zu sieht.

Am Ende geben wir es auf, ohne unser Schild gefunden zu haben. Wir entscheiden uns für die Weiterfahrt, nunmehr nordwärts auf dem Robert Campell Highway. Hier wollen wir nur bis zum nächsten Campground am 80 Kilometer entfernten Simpson Lake. Auf diesem Abschnitt stellen wir fest, dass der Robert Campbell Highway ein weiteres Stück Wildheit eingebüst hat und der asphaltierte Abschnitt hinter Watson Lake deutlich länger geworden ist.

Das letzte Stück Weg bis zum Simpson Lake ist aber dann doch noch Schotter und zwar von der übleren Sorte. Dann biegen wir in dem Stichweg zum Campground, welcher malerisch direkt am See liegt. Er ist fast vollkommen leer. "Fast" heißt bis auf einen weiteren Stellplatz, wo eine Art Dauercamper steht. Zu unserem Leidwesen hat er einen Hund, der jedesmal anschlägt, wenn wir auf dem Platz herum spazieren.

Dennoch ist unser Stellplatz wunderschön mit direktem Blick über den See zu den gegenüber liegenden Bergen, hinter denen gerade die Sonne im Begriff ist, unterzugehen. Und es herrscht - solange Nachbars Hund nicht bellt - eine himmlische Stille, in der nur vereinzelte Tierrufe aus dem Wald zu vernehmen sind.

Aber mit der Ruhe ist es in der Abenddämmerung nochmal für eine Weile vorbei. Zwei Pickups kommen auf den Platz gefahren und rollen mit lauter Musik, dröhnenden Motoren und aufgedrehtem Gelächter zum Bootlaunch, wo sie offensichtlich ein Motorboot aus dem Wasser holen und auf einen Bootsanhänger ziehen. Nachdem sie ihr Treiben beendet haben, fahren sie ebenso laut wieder von dannen, nicht ohne neugierig im Vorbeifahren unseren Stellplatz zu beäugen. Das fanden wir doch etwas gruselig, zumal die Truppe den Eindruck machte, als seien sie etwas angetrunkene und sich auf der Jagd befindende Einheimische.

Aber nachdem sie entschwunden waren, schien die Idylle wieder hergestellt und nachdem das Lagerfeuer niedergebrannt war, gingen wir zu Bett.

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