Sonntag, 11. September 2016

Von Yellowknife nach Whitehorse - Bye Bye NWT und Rockies voraus

R&G
Am nächsten Morgen dampft der See. Bis auf die gelegentlichen dumf hallenden Schreie des Wasservögel herrscht Stille. Der Regen scheint vorbei zu sein, aber noch ist es neblig und alles ist triefend nass.

Was das bedeutet merken wir schon bald nach der Abfahrt. Trotz der sich langsam durchsetzenden Sonne bleibt die Fahrt auf der verschlammten Piste eine dreckige Angelegenheit. Mehr noch - ohne Regen von Oben haften die dickflüssigen Schlammspirtzer um so besser an der Karosse an.

Nach kurzer Fahrt schon sind unsere gestrigen Bemühungen zur Reinigung des hinteren Eingangs mehr als zunichte gemacht.

Trotz dieses Ärgernisses wird die Fahrt doch recht erlebnisreich. Kleinere und größere Tiere lassen sich beobachten. Wir sehen einen Wolf, der kurz vor uns die Straße überquert. Natürlich wollen wir ihn beobachten und fotografieren, doch er ist argwöhnisch diesem haltenden Gefährt gegenüber, welches sich ganz offensichtlich für ihn interessiert. Er geht in die Deckung des Unterholzes und belauert uns seinerseits. Zum Posieren für die Kamera ist er offensichtlich nicht bereit.

Auf der Fahrt weiter in Richtung Süden erreichen wir Asphaltbelag und schon bald darauf die Grenze zu British Columbia. Die Sonne hat sich inzwischen vollends durchgesetzt. mit einer großen Tafel verabschieden uns die Nordwest-Territorien.

Wir sehen wir auch einen Jäger mit Flinte, der am Straßenrand steht. Ob er vor hat, direkt von der Straße aus zu jagen, was üblicherweise verboten ist, und wo sein Fahrzeug steht, können wir nicht erkennen. Aber er winkt uns zu, als wir an ihm vorbei fahren.

Nach etlichen weiteren Kilometern ist der Liard Highway zuende. Er mündet in den Alaska Highway, der hier von Fort Nelson kommend nach Westen in die nördlichen Rockies hinein führt. Auch wir schwenken in Richtung Westen.




















Auf dem Alaska Highway hat man ein vollkommen anderes Fahrgefühl.







Es gibt etwas mehr Fernverkehr und man hat ganz andere Ausblicke über die Landschaft. Man merkt, dass wir uns den Rockies nähern. Im Westen sieht man bereits die schneebedeckten Gipfel der nörlichen Ausläufer der Rockies am Horizont gleißen.

Doch auch etwas anderes ist für den Alaska Highway typisch. Ungewöhnlich oft kann man hier ganz beiläufig am Straßenrand Bären sehen - Schwarzbären genauso wie Grizzlies.






















Die erste Gelegenheit dieser Art lässt uns zwei Grizzlies beobachten, die am Straßenrand Klee fressen. Es scheint eine Bärenmutter mit einem bereits ausgewachsenen Jungen zu sein. Dies  lässt zumindest das Verhalten des einen Bären schließen, welcher sich wie ein Muttertier verhaltend einem zu kecken Fotografen angrifflustig nähert und diesen zurück in seinen Pickup treibt.


Auf dem weiteren Weg in die Rockies bieten sich noch vielzählige szenische Ausblicke und landschaftliche Vielfalt.

An einem dieser Turnouts  kann man die merkwürdige Spitze des sogenannten Steamboat-Mountain sehen. An einer Seite bildet der Gipfel eine schroffe Felswand.

Die Fernsicht ist gut und die Sonne heizt gehörig. Es ist eher spätsommerlich als herbstlich. nur das Gold der Laubbäume bezeugt den jahreszeitlichen Gang der Natur.

Das Fahren in diesem gebirgigen Abschnitt kostet leider automatisch mehr Sprit und der Durchschnittsverbrauch geht langsam nach oben. Wann die nächste Tankgelegenheit sein wird, ist unklar. Vermutlich die Tetsa River Lodge, die wir aber erst morgen erreichen werden.

Unser Fahrzeug wirkt mit seiner getrockneten Schlammkruste angesichts des warmen trockenen sonnigen Tages wie ein Anachronismus des Wetters.

Nach weiteren Stopps am Alaska Highway sehen wir einen Schwarzbären in einem Waldweg, gerade so, dass wir selbst auch in diesen Waldweg hinein abbiegen und parken können, um ihn ausgiebig zu beobachten. Er lässt sich in keiner Weise beim Fressen durch uns stören, nimmt aber auch keine Rücksicht auf unseren Blickwinkel beim Fotografieren.



Inzwischen macht die Uhr uns deutlich, dass wir langsam nach Übernachtungsplätzen Ausschau halten sollten. Es ist zwar noch nicht so spät, aber sollten wir zu weit in die Rockies hinauffahren, werden die nächsten Gelegenheiten wieder seltener und würde zu spät werden. Außerdem wollten wir uns die malerischen Pässe der nördlichen Rocky Mountains für morgen aufheben und ihnen einen ganzen Tag widmen.

Am Tetsa River finden wir einen typischen Provincial Campground vor. Alles ist da, was man erwartet, separate Stellplätze mit Picknickbank und Feuerstelle. Alle Plätze sind zwischen Bäumen versteckt, aber einige haben einen offenen Blick vom Steilufer über das Bett des Tetsa River.

Der Platz ist leer und auch nicht mehr bewirschaftet. Dennoch gibt es noch ausreichend Feuerholz in den Holzmieten des Campgrounds und wir haben freie Platzwahl. Also suchen wir uns einen Platz unmittelbar am Steilufer aus und richten uns ein. Bald knistert ein Feuerchen und wahlweise setzen wir uns an den Rand des Steilufers und beobachten mit dem Fernglas die Flussaue. Die Hoffnung auf größere Tiere wie Elche oder Bären, die zum Trinken an den Fluss kommen, erfüllt sich leider nicht.
Im Laufe des Abends rollen doch noch ein paar andere Wohnmobile ein und belegen den einen oder anderen Stellplatz.

Ansonsten bleibt der Abend ruhig und entspannt und wir sitzen bis in die Dämmerng am Lagerfeuer. Die einzigen tierischen Besucher sind wie so oft die vorwitzigen Gray Jays (Grauhäher), die agil zwischen den Bäumen hin und her fliegen und stets auf der Lauer nach einem zu Boden fallenden Krümel sind.

Nach Einbruch der Dunkelheit gibt es auch wieder schwache Nordlichter, aber die Sicht auf den Nachthimmel ist durch die Baumkronen weitestgehend versperrt, sodass eine Beobachtung in dieser Nacht wenig interessant ist.


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